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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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ichs mit meinem Gepäcke auf dem Pakhause? -- Mit der Gräfin
v. Schlaberndorf kam ich hier in erotische Verbindung, aber ohne
Konsequenzen; reizend und leicht-füssig ist sie und ihr Herz. -- Alter,
das ist gar nicht gut, daß du ein Sopha-Bette wählen must: ist denn
in meiner Kammer kein Plaz? -- Zweitens mus ich dich um die grössere5
Stube bitten, längst hab' ich bei meinen peripathetischen Arbeiten
kleine entwohnt. Um ein Kanapee, einen alten Schreibtisch und ein
Repositorium, das mitten ins Zimmer gestelt wird, bitt' ich auch -- Da
die Leichtigkeit, zu arbeiten, (und also bald und öfter Kaffee zu haben)
sich alle meine andern Verhältnisse unterordnet: so weist du schon von10
welcher Seite meine Bitte am dringendsten sein müsse.


Hauptsache

Las mir ein Repositorium mehr ein Papier- als Bücherbret, das
ich wie in Hof queer über die Stube stelle, genau so für meine Papiere15
machen: 6 Schuh hoch, 4 Schuh breit, die Entfernung der Fächer oder
dünnen Bretter sei alzeit 5 Zolle, blos in der Mitte sei eine von
9 Zollen. Wär aber irgend ein altes zu haben: so nehm' ichs auch, sei
es auch anders. -- Das Exzerptenregister find' ich nicht; es ist am Ende
zu regenerieren. Matzdorf wil Du zu mir sagen. Diese keke Eingebung20
der platten Eitelkeit wird mir gleich schwer zu erfüllen und abzuschlagen.[401]
-- Grüsse meinen idyllenartigen herlichen Gärtner. -- Eine Aeols-
harfe bring ich vielleicht mit. -- In der 42jährigen Äffin oder H--
fand ich zwar die Welt- und Bücher-Kentnisse und den muskulösen
(nicht nervösen) Karakter des K[osmel]i, wie du es gemalet, aber25
weniger die Talente noch weniger die Genialität. --

Wir wollen brüderlich zusammenleben wie wenige Menschen; und
es wird uns schwer im Frühling werden -- denn ein längeres Wohnen
in Berlin ist, auch ohne Ehe, für meinen Landschaftssin eine Un-
möglichkeit -- die Hände auseinander zu lassen und so zerrissen wieder30
in die Brief-Ferne auseinander zu fliegen. Darum wollen wir
diese kurzen Terzien der Sichtbarkeit froh und nachgebend -- lezteres
solst du sein -- durchflattern. Ohne Freiheit der Rede und Handlung
giebt es kein Leben; ich gebe sie dir, du mir; nicht einmal in der Freude
sei freundschaftlicher Zwang. -- Grüsse die Matzd., besonders Sie35
und die Alten. -- Grüsse die Deinige! -- Lebe froh!

R.

Hier kan mich noch deine Antwort treffen.

ichs mit meinem Gepäcke auf dem Pakhauſe? — Mit der Gräfin
v. Schlaberndorf kam ich hier in erotiſche Verbindung, aber ohne
Konſequenzen; reizend und leicht-füſſig iſt ſie und ihr Herz. — Alter,
das iſt gar nicht gut, daß du ein Sopha-Bette wählen muſt: iſt denn
in meiner Kammer kein Plaz? — Zweitens mus ich dich um die gröſſere5
Stube bitten, längſt hab’ ich bei meinen peripathetiſchen Arbeiten
kleine entwohnt. Um ein Kanapée, einen alten Schreibtiſch und ein
Repoſitorium, das mitten ins Zimmer geſtelt wird, bitt’ ich auch — Da
die Leichtigkeit, zu arbeiten, (und alſo bald und öfter Kaffee zu haben)
ſich alle meine andern Verhältniſſe unterordnet: ſo weiſt du ſchon von10
welcher Seite meine Bitte am dringendſten ſein müſſe.


Hauptſache

Las mir ein Repoſitorium 〈mehr ein Papier- als Bücherbret〉, das
ich wie in Hof queer über die Stube ſtelle, genau ſo für meine Papiere15
machen: 6 Schuh hoch, 4 Schuh breit, die Entfernung der Fächer oder
dünnen Bretter ſei alzeit 5 Zolle, blos in der Mitte ſei eine von
9 Zollen. Wär aber irgend ein altes zu haben: ſo nehm’ ichs auch, ſei
es auch anders. — Das Exzerptenregiſter find’ ich nicht; es iſt am Ende
zu regenerieren. Matzdorf wil Du zu mir ſagen. Dieſe keke Eingebung20
der platten Eitelkeit wird mir gleich ſchwer zu erfüllen und abzuſchlagen.[401]
— Grüſſe meinen idyllenartigen herlichen Gärtner. — Eine Aeols-
harfe bring ich vielleicht mit. — In der 42jährigen Äffin oder H—
fand ich zwar die Welt- und Bücher-Kentniſſe und den muſkulöſen
(nicht nervöſen) Karakter des K[osmel]i, wie du es gemalet, aber25
weniger die Talente noch weniger die Genialität. —

Wir wollen brüderlich zuſammenleben wie wenige Menſchen; und
es wird uns ſchwer im Frühling werden — denn ein längeres Wohnen
in Berlin iſt, auch ohne Ehe, für meinen Landſchaftsſin eine Un-
möglichkeit — die Hände auseinander zu laſſen und ſo zerriſſen wieder30
in die Brief-Ferne auseinander zu fliegen. Darum wollen wir
dieſe kurzen Terzien der Sichtbarkeit froh und nachgebend — lezteres
ſolſt du ſein — durchflattern. Ohne Freiheit der Rede und Handlung
giebt es kein Leben; ich gebe ſie dir, du mir; nicht einmal in der Freude
ſei freundſchaftlicher Zwang. — Grüſſe die Matzd., beſonders Sie35
und die Alten. — Grüſſe die Deinige! — Lebe froh!

R.

Hier kan mich noch deine Antwort treffen.

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[373/0394] ichs mit meinem Gepäcke auf dem Pakhauſe? — Mit der Gräfin v. Schlaberndorf kam ich hier in erotiſche Verbindung, aber ohne Konſequenzen; reizend und leicht-füſſig iſt ſie und ihr Herz. — Alter, das iſt gar nicht gut, daß du ein Sopha-Bette wählen muſt: iſt denn in meiner Kammer kein Plaz? — Zweitens mus ich dich um die gröſſere 5 Stube bitten, längſt hab’ ich bei meinen peripathetiſchen Arbeiten kleine entwohnt. Um ein Kanapée, einen alten Schreibtiſch und ein Repoſitorium, das mitten ins Zimmer geſtelt wird, bitt’ ich auch — Da die Leichtigkeit, zu arbeiten, (und alſo bald und öfter Kaffee zu haben) ſich alle meine andern Verhältniſſe unterordnet: ſo weiſt du ſchon von 10 welcher Seite meine Bitte am dringendſten ſein müſſe. d. 8 Sept. Hauptſache Las mir ein Repoſitorium 〈mehr ein Papier- als Bücherbret〉, das ich wie in Hof queer über die Stube ſtelle, genau ſo für meine Papiere 15 machen: 6 Schuh hoch, 4 Schuh breit, die Entfernung der Fächer oder dünnen Bretter ſei alzeit 5 Zolle, blos in der Mitte ſei eine von 9 Zollen. Wär aber irgend ein altes zu haben: ſo nehm’ ichs auch, ſei es auch anders. — Das Exzerptenregiſter find’ ich nicht; es iſt am Ende zu regenerieren. Matzdorf wil Du zu mir ſagen. Dieſe keke Eingebung 20 der platten Eitelkeit wird mir gleich ſchwer zu erfüllen und abzuſchlagen. — Grüſſe meinen idyllenartigen herlichen Gärtner. — Eine Aeols- harfe bring ich vielleicht mit. — In der 42jährigen Äffin oder H— fand ich zwar die Welt- und Bücher-Kentniſſe und den muſkulöſen (nicht nervöſen) Karakter des K[osmel]i, wie du es gemalet, aber 25 weniger die Talente noch weniger die Genialität. — [401] Wir wollen brüderlich zuſammenleben wie wenige Menſchen; und es wird uns ſchwer im Frühling werden — denn ein längeres Wohnen in Berlin iſt, auch ohne Ehe, für meinen Landſchaftsſin eine Un- möglichkeit — die Hände auseinander zu laſſen und ſo zerriſſen wieder 30 in die Brief-Ferne auseinander zu fliegen. Darum wollen wir dieſe kurzen Terzien der Sichtbarkeit froh und nachgebend — lezteres ſolſt du ſein — durchflattern. Ohne Freiheit der Rede und Handlung giebt es kein Leben; ich gebe ſie dir, du mir; nicht einmal in der Freude ſei freundſchaftlicher Zwang. — Grüſſe die Matzd., beſonders Sie 35 und die Alten. — Grüſſe die Deinige! — Lebe froh! R. Hier kan mich noch deine Antwort treffen.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/394>, abgerufen am 22.11.2024.