Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.ichs mit meinem Gepäcke auf dem Pakhause? -- Mit der Gräfin d. 8 Sept. Hauptsache Las mir ein Repositorium mehr ein Papier- als Bücherbret, das Wir wollen brüderlich zusammenleben wie wenige Menschen; und R. Hier kan mich noch deine Antwort treffen. ichs mit meinem Gepäcke auf dem Pakhauſe? — Mit der Gräfin d. 8 Sept. Hauptſache Las mir ein Repoſitorium 〈mehr ein Papier- als Bücherbret〉, das Wir wollen brüderlich zuſammenleben wie wenige Menſchen; und R. Hier kan mich noch deine Antwort treffen. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0394" n="373"/> ichs mit meinem Gepäcke auf dem Pakhauſe? — Mit der Gräfin<lb/><hi rendition="#aq">v. Schlaberndorf</hi> kam ich hier in erotiſche Verbindung, aber ohne<lb/> Konſequenzen; reizend und leicht-füſſig iſt ſie und ihr Herz. — Alter,<lb/> das iſt gar nicht gut, daß du ein Sopha-Bette wählen muſt: iſt denn<lb/> in meiner Kammer kein Plaz? — Zweitens mus ich dich um die gröſſere<lb n="5"/> Stube bitten, längſt hab’ ich bei meinen peripathetiſchen Arbeiten<lb/> kleine entwohnt. Um ein Kanap<hi rendition="#aq">é</hi>e, einen alten Schreibtiſch und ein<lb/> Repoſitorium, das mitten ins Zimmer geſtelt wird, bitt’ ich auch — Da<lb/> die Leichtigkeit, zu arbeiten, (und alſo bald und öfter Kaffee zu haben)<lb/> ſich alle meine andern Verhältniſſe unterordnet: ſo weiſt du ſchon von<lb n="10"/> welcher Seite meine Bitte am dringendſten ſein müſſe.</p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">d. 8 Sept.</hi> </hi> </dateline><lb/> <p> <hi rendition="#g">Hauptſache</hi> </p><lb/> <p>Las mir ein Repoſitorium 〈mehr ein Papier- als Bücherbret〉, das<lb/> ich wie in <hi rendition="#aq">Hof</hi> queer über die Stube ſtelle, <hi rendition="#g">genau</hi> ſo für meine Papiere<lb n="15"/> machen: 6 Schuh hoch, 4 Schuh breit, die Entfernung der Fächer oder<lb/> dünnen Bretter ſei <hi rendition="#g">alzeit</hi> 5 Zolle, blos in der Mitte ſei eine von<lb/> 9 Zollen. Wär aber irgend ein altes zu haben: ſo nehm’ ichs auch, ſei<lb/> es auch anders. — Das Exzerptenregiſter find’ ich nicht; es iſt am Ende<lb/> zu regenerieren. <hi rendition="#aq">Matzdorf</hi> wil Du zu mir ſagen. Dieſe keke Eingebung<lb n="20"/> der platten Eitelkeit wird mir gleich ſchwer zu erfüllen und abzuſchlagen.<note place="right"><ref target="1922_Bd3_401">[401]</ref></note><lb/> — Grüſſe meinen idyllenartigen herlichen Gärtner. — Eine Aeols-<lb/> harfe bring ich vielleicht mit. — In der 42jährigen Äffin oder H—<lb/> fand ich zwar die Welt- und Bücher-Kentniſſe und den muſkulöſen<lb/> (nicht nervöſen) Karakter des <hi rendition="#aq">K[osmel]i,</hi> wie du es gemalet, aber<lb n="25"/> weniger die Talente noch weniger die Genialität. —</p><lb/> <p>Wir wollen brüderlich zuſammenleben wie wenige Menſchen; und<lb/> es wird uns ſchwer im Frühling werden — denn ein längeres Wohnen<lb/> in <hi rendition="#aq">Berlin</hi> iſt, auch ohne Ehe, für meinen Landſchaftsſin eine Un-<lb/> möglichkeit — die Hände auseinander zu laſſen und ſo zerriſſen wieder<lb n="30"/> in die Brief-Ferne auseinander zu fliegen. Darum wollen wir<lb/> dieſe kurzen Terzien der Sichtbarkeit froh und nachgebend — lezteres<lb/> ſolſt du ſein — durchflattern. Ohne Freiheit der Rede und Handlung<lb/> giebt es kein Leben; ich gebe ſie dir, du mir; nicht einmal in der Freude<lb/> ſei freundſchaftlicher Zwang. — Grüſſe die <hi rendition="#aq">Matzd.,</hi> beſonders Sie<lb n="35"/> und die Alten. — Grüſſe die Deinige! — Lebe froh!</p> <closer> <salute> <hi rendition="#sameLine"> <hi rendition="#right">R.</hi> </hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Hier kan mich noch deine Antwort treffen.</p> </postscript> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [373/0394]
ichs mit meinem Gepäcke auf dem Pakhauſe? — Mit der Gräfin
v. Schlaberndorf kam ich hier in erotiſche Verbindung, aber ohne
Konſequenzen; reizend und leicht-füſſig iſt ſie und ihr Herz. — Alter,
das iſt gar nicht gut, daß du ein Sopha-Bette wählen muſt: iſt denn
in meiner Kammer kein Plaz? — Zweitens mus ich dich um die gröſſere 5
Stube bitten, längſt hab’ ich bei meinen peripathetiſchen Arbeiten
kleine entwohnt. Um ein Kanapée, einen alten Schreibtiſch und ein
Repoſitorium, das mitten ins Zimmer geſtelt wird, bitt’ ich auch — Da
die Leichtigkeit, zu arbeiten, (und alſo bald und öfter Kaffee zu haben)
ſich alle meine andern Verhältniſſe unterordnet: ſo weiſt du ſchon von 10
welcher Seite meine Bitte am dringendſten ſein müſſe.
d. 8 Sept.
Hauptſache
Las mir ein Repoſitorium 〈mehr ein Papier- als Bücherbret〉, das
ich wie in Hof queer über die Stube ſtelle, genau ſo für meine Papiere 15
machen: 6 Schuh hoch, 4 Schuh breit, die Entfernung der Fächer oder
dünnen Bretter ſei alzeit 5 Zolle, blos in der Mitte ſei eine von
9 Zollen. Wär aber irgend ein altes zu haben: ſo nehm’ ichs auch, ſei
es auch anders. — Das Exzerptenregiſter find’ ich nicht; es iſt am Ende
zu regenerieren. Matzdorf wil Du zu mir ſagen. Dieſe keke Eingebung 20
der platten Eitelkeit wird mir gleich ſchwer zu erfüllen und abzuſchlagen.
— Grüſſe meinen idyllenartigen herlichen Gärtner. — Eine Aeols-
harfe bring ich vielleicht mit. — In der 42jährigen Äffin oder H—
fand ich zwar die Welt- und Bücher-Kentniſſe und den muſkulöſen
(nicht nervöſen) Karakter des K[osmel]i, wie du es gemalet, aber 25
weniger die Talente noch weniger die Genialität. —
[401]
Wir wollen brüderlich zuſammenleben wie wenige Menſchen; und
es wird uns ſchwer im Frühling werden — denn ein längeres Wohnen
in Berlin iſt, auch ohne Ehe, für meinen Landſchaftsſin eine Un-
möglichkeit — die Hände auseinander zu laſſen und ſo zerriſſen wieder 30
in die Brief-Ferne auseinander zu fliegen. Darum wollen wir
dieſe kurzen Terzien der Sichtbarkeit froh und nachgebend — lezteres
ſolſt du ſein — durchflattern. Ohne Freiheit der Rede und Handlung
giebt es kein Leben; ich gebe ſie dir, du mir; nicht einmal in der Freude
ſei freundſchaftlicher Zwang. — Grüſſe die Matzd., beſonders Sie 35
und die Alten. — Grüſſe die Deinige! — Lebe froh!
R.
Hier kan mich noch deine Antwort treffen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |