Tochter Mendelssohns -- gefält mir durch Verstand, Bestimtheit, Einfachheit und Originalität.
513. An?
[Weimar, Ende Aug. oder Anfang Sept. 1800]
Im Zirkel der Liebe und Liebenswürdigkeit.5
514. An Böttiger.
[Weimar, 5. (?) Sept. 1800]
Guten Morgen! Und Grüsse von der schönen Henriette S[chlabern- dorf] und von Schlichtegrol. Ist etwas zu Hause: so -- da ich es jezt auch wieder bin -- bitt ich Sie darum.10
R.
Der Biblioth[ekar] Geisler ist gestorben.
515. An Karoline von Feuchtersleben.
[Kopie][Weimar, 7., 8. Sept. 1800]
Ich weis nicht, ob sie jezt komt in den von neuem verschütteten15 Hafen -- Antonin etc. traten als Engel in meinen Lebenskerker, wo ich nichts hatte, keinen Menschen und kein Brod, und nahmen mir alle Wünsche und Leidenschaften der Erde und so waren alle Mauern des Gefängnisses umgefallen. Im Tumulte etc. der dichterischen Schöpfung, die brausende Welten und Kometen durch die Seele jagt, im Wogen20 auf dem weiblichen Meer, das sich zu keinem schmalen Bach ein- schränkt, der sanft regierend mein Wesen führte und lenkte -- da ist es [400]mir schwerer und anders als sonst -- mir werden alle Steige der Windrose angewiesen. Ihr Weiber wisset nicht, wie viel mehr Versuchungen und Kreuzwege ein Man in seiner Wüste hat als ihr in euerem Garten-25 leben. -- Mein Leben ist öde und stürmisch zugleich -- ein Fürst solte mir ein Winterquartier vergönnen. Warum sol ich ewig im Felde stehen?
516. An Ahlefeldt.
Weimar d. 7 Sept. 1800.30
Hans! (So heisse, Guter, künftig, und ich, Paul!) Hans! Alle deine Briefe liefen richtig ein. Ich komme am Ende des Monats; schreibe aber aus Dessau, wo ich einige Tage bleibe, den bestimten. Wie mach'
Tochter Mendelsſohns — gefält mir durch Verſtand, Beſtimtheit, Einfachheit und Originalität.
513. An?
[Weimar, Ende Aug. oder Anfang Sept. 1800]
Im Zirkel der Liebe und Liebenswürdigkeit.5
514. An Böttiger.
[Weimar, 5. (?) Sept. 1800]
Guten Morgen! Und Grüſſe von der ſchönen Henriette S[chlabern- dorf] und von Schlichtegrol. Iſt etwas zu Hauſe: ſo — da ich es jezt auch wieder bin — bitt ich Sie darum.10
R.
Der Biblioth[ekar] Geisler iſt geſtorben.
515. An Karoline von Feuchtersleben.
[Kopie][Weimar, 7., 8. Sept. 1800]
Ich weis nicht, ob ſie jezt komt in den von neuem verſchütteten15 Hafen — Antonin ꝛc. traten als Engel in meinen Lebenskerker, wo ich nichts hatte, keinen Menſchen und kein Brod, und nahmen mir alle Wünſche und Leidenſchaften der Erde und ſo waren alle Mauern des Gefängniſſes umgefallen. Im Tumulte ꝛc. der dichteriſchen Schöpfung, die brauſende Welten und Kometen durch die Seele jagt, im Wogen20 auf dem weiblichen Meer, das ſich zu keinem ſchmalen Bach ein- ſchränkt, der ſanft regierend mein Weſen führte und lenkte — da iſt es [400]mir ſchwerer und anders als ſonſt — mir werden alle Steige der Windroſe angewieſen. Ihr Weiber wiſſet nicht, wie viel mehr Verſuchungen und Kreuzwege ein Man in ſeiner Wüſte hat als ihr in euerem Garten-25 leben. — Mein Leben iſt öde und ſtürmiſch zugleich — ein Fürſt ſolte mir ein Winterquartier vergönnen. Warum ſol ich ewig im Felde ſtehen?
516. An Ahlefeldt.
Weimar d. 7 Sept. 1800.30
Hans! (So heiſſe, Guter, künftig, und ich, Paul!) Hans! Alle deine Briefe liefen richtig ein. Ich komme am Ende des Monats; ſchreibe aber aus Dessau, wo ich einige Tage bleibe, den beſtimten. Wie mach’
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Tochter Mendelsſohns — gefält mir durch Verſtand, Beſtimtheit,
Einfachheit und Originalität.
513. An?
[Weimar, Ende Aug. oder Anfang Sept. 1800]
Im Zirkel der Liebe und Liebenswürdigkeit. 5
514. An Böttiger.
[Weimar, 5. (?) Sept. 1800]
Guten Morgen! Und Grüſſe von der ſchönen Henriette S[chlabern-
dorf] und von Schlichtegrol. Iſt etwas zu Hauſe: ſo — da ich es jezt
auch wieder bin — bitt ich Sie darum. 10
R.
Der Biblioth[ekar] Geisler iſt geſtorben.
515. An Karoline von Feuchtersleben.
[Weimar, 7., 8. Sept. 1800]
Ich weis nicht, ob ſie jezt komt in den von neuem verſchütteten 15
Hafen — Antonin ꝛc. traten als Engel in meinen Lebenskerker, wo
ich nichts hatte, keinen Menſchen und kein Brod, und nahmen mir alle
Wünſche und Leidenſchaften der Erde und ſo waren alle Mauern des
Gefängniſſes umgefallen. Im Tumulte ꝛc. der dichteriſchen Schöpfung,
die brauſende Welten und Kometen durch die Seele jagt, im Wogen 20
auf dem weiblichen Meer, das ſich zu keinem ſchmalen Bach ein-
ſchränkt, der ſanft regierend mein Weſen führte und lenkte — da iſt es
mir ſchwerer und anders als ſonſt — mir werden alle Steige der Windroſe
angewieſen. Ihr Weiber wiſſet nicht, wie viel mehr Verſuchungen und
Kreuzwege ein Man in ſeiner Wüſte hat als ihr in euerem Garten- 25
leben. — Mein Leben iſt öde und ſtürmiſch zugleich — ein Fürſt ſolte
mir ein Winterquartier vergönnen. Warum ſol ich ewig im Felde
ſtehen?
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516. An Ahlefeldt.
Weimar d. 7 Sept. 1800. 30
Hans! (So heiſſe, Guter, künftig, und ich, Paul!) Hans! Alle deine
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/393>, abgerufen am 16.06.2024.
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