Dieser dritte Briefband reicht von der Übersiedlung Jean Pauls von Hof nach Leipzig Anfang November 1797 bis zu der von Weimar nach Berlin Anfang Oktober 1800, umfaßt also den einjährigen Aufenthalt in Leipzig und den zweijährigen in Weimar, beide häufig unterbrochen von längeren und kürzeren Reisen nach Hof, Dresden, Halle, Halberstadt, Jena, Gotha, Hildburghausen, Erfurt, Eisenach, Rudolstadt, Ilmenau, Berlin. Es ist äußerlich und innerlich die bewegteste Zeit in Jean Pauls Leben, die den Jüngling rasch zum Manne reift. Der Kreis seiner Bekannten schwillt in diesen drei Jahren gewaltig an. Jeder neue Ort gewinnt ihm neue Freunde und Freundinnen aller Stände und Berufe und damit auch meist neue Korrespondenzen, neben manchen vorübergehenden doch auch fest- dauernde wie mit Paul Thieriot und Friedrich Heinrich Jacobi. Die Beziehungen zum andern Geschlecht, zu verheirateten und unver- heirateten Frauen häufen sich beängstigend, erhitzen und erkühlen sich rasch und führen mehrmals bis dicht an die Eheschwelle; doch entzieht er sich noch jedesmal der festen Bindung. Fast unbegreiflich, daß er daneben noch zu unablässiger dichterischer Produktion Zeit und Sammlung findet. Von größeren Werken entstehen die Palingenesien, Jean Pauls Briefe und bevorstehender Lebenslauf, die beiden ersten Bände des Titan und der erste Anhang dazu, daneben noch kleinere wie Charlotte Corday, Clavis Fichtiana, das Heimliche Klaglied der Männer, die Wunderbare Gesellschaft in der Neujahrsnacht u. a. m.
Trotz schmerzlicher Verluste, besonders von Liebesbriefen von und an Jean Paul, ist der Bestand an erhaltenen Originalbriefen aus dieser Zeit beträchtlich. Er konnte gegenüber der Ausgabe von 1924 erheblich vermehrt werden; namentlich können viele bisher nur in unvollständigen Kopien vorgelegene Briefe jetzt nach den Original-
Vorwort
Dieſer dritte Briefband reicht von der Überſiedlung Jean Pauls von Hof nach Leipzig Anfang November 1797 bis zu der von Weimar nach Berlin Anfang Oktober 1800, umfaßt alſo den einjährigen Aufenthalt in Leipzig und den zweijährigen in Weimar, beide häufig unterbrochen von längeren und kürzeren Reiſen nach Hof, Dresden, Halle, Halberſtadt, Jena, Gotha, Hildburghauſen, Erfurt, Eiſenach, Rudolſtadt, Ilmenau, Berlin. Es iſt äußerlich und innerlich die bewegteſte Zeit in Jean Pauls Leben, die den Jüngling raſch zum Manne reift. Der Kreis ſeiner Bekannten ſchwillt in dieſen drei Jahren gewaltig an. Jeder neue Ort gewinnt ihm neue Freunde und Freundinnen aller Stände und Berufe und damit auch meiſt neue Korreſpondenzen, neben manchen vorübergehenden doch auch feſt- dauernde wie mit Paul Thieriot und Friedrich Heinrich Jacobi. Die Beziehungen zum andern Geſchlecht, zu verheirateten und unver- heirateten Frauen häufen ſich beängſtigend, erhitzen und erkühlen ſich raſch und führen mehrmals bis dicht an die Eheſchwelle; doch entzieht er ſich noch jedesmal der feſten Bindung. Faſt unbegreiflich, daß er daneben noch zu unabläſſiger dichteriſcher Produktion Zeit und Sammlung findet. Von größeren Werken entſtehen die Palingeneſien, Jean Pauls Briefe und bevorſtehender Lebenslauf, die beiden erſten Bände des Titan und der erſte Anhang dazu, daneben noch kleinere wie Charlotte Corday, Clavis Fichtiana, das Heimliche Klaglied der Männer, die Wunderbare Geſellſchaft in der Neujahrsnacht u. a. m.
Trotz ſchmerzlicher Verluſte, beſonders von Liebesbriefen von und an Jean Paul, iſt der Beſtand an erhaltenen Originalbriefen aus dieſer Zeit beträchtlich. Er konnte gegenüber der Ausgabe von 1924 erheblich vermehrt werden; namentlich können viele bisher nur in unvollſtändigen Kopien vorgelegene Briefe jetzt nach den Original-
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[V/0004]
Vorwort
Dieſer dritte Briefband reicht von der Überſiedlung Jean Pauls
von Hof nach Leipzig Anfang November 1797 bis zu der von Weimar
nach Berlin Anfang Oktober 1800, umfaßt alſo den einjährigen
Aufenthalt in Leipzig und den zweijährigen in Weimar, beide häufig
unterbrochen von längeren und kürzeren Reiſen nach Hof, Dresden,
Halle, Halberſtadt, Jena, Gotha, Hildburghauſen, Erfurt, Eiſenach,
Rudolſtadt, Ilmenau, Berlin. Es iſt äußerlich und innerlich die
bewegteſte Zeit in Jean Pauls Leben, die den Jüngling raſch zum
Manne reift. Der Kreis ſeiner Bekannten ſchwillt in dieſen drei
Jahren gewaltig an. Jeder neue Ort gewinnt ihm neue Freunde und
Freundinnen aller Stände und Berufe und damit auch meiſt neue
Korreſpondenzen, neben manchen vorübergehenden doch auch feſt-
dauernde wie mit Paul Thieriot und Friedrich Heinrich Jacobi. Die
Beziehungen zum andern Geſchlecht, zu verheirateten und unver-
heirateten Frauen häufen ſich beängſtigend, erhitzen und erkühlen ſich
raſch und führen mehrmals bis dicht an die Eheſchwelle; doch entzieht
er ſich noch jedesmal der feſten Bindung. Faſt unbegreiflich, daß er
daneben noch zu unabläſſiger dichteriſcher Produktion Zeit und
Sammlung findet. Von größeren Werken entſtehen die Palingeneſien,
Jean Pauls Briefe und bevorſtehender Lebenslauf, die beiden erſten
Bände des Titan und der erſte Anhang dazu, daneben noch kleinere
wie Charlotte Corday, Clavis Fichtiana, das Heimliche Klaglied der
Männer, die Wunderbare Geſellſchaft in der Neujahrsnacht u. a. m.
Trotz ſchmerzlicher Verluſte, beſonders von Liebesbriefen von und
an Jean Paul, iſt der Beſtand an erhaltenen Originalbriefen aus
dieſer Zeit beträchtlich. Er konnte gegenüber der Ausgabe von 1924
erheblich vermehrt werden; namentlich können viele bisher nur in
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/4>, abgerufen am 09.11.2024.
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