Ich empfehle sie nicht dir -- du hast schon -- sondern deiner Emp- fehlung -- Gelegenheit an einer Guten etwas Gutes zu thun. Finde Rosen auf deinem Weg und Früchte auf [?] deiner Hand.5
528. An Karoline von Feuchtersleben.
[Kopie][Weimar, 25. Sept. 1800]
Gerade die Erinnerung an die bessern Wesen schliesset mich unter den liebl[ichsten] Zirkeln zu. -- Aber wie weit ist es aus dieser Ebene hinauf in die Höhe, wo 2 Wesen sich in betender Liebe umfassen.10 -- Weiche Hände, deren Handschuh lang genug ist, umfassen meine Schreibfinger. -- Stelle einen liebenden General ins zertrümmernde Schlacht[gewühl?] und dan sieh nach, wie er sein weiches Herz mit 1000 zuckenden ausgleiche. -- Wenn die Leiden läutern: sol es blos sein, damit die lichte[?] Quelle im Grabe versiege ohne zu tränken? -- wenn15 man einer gelinden das Lebensblut wegleckenden Wehmuth das müde Herz hingiebt. -- Gehe sogleich aus einem romantischen Hain zurük, wenn du darin weinen must. -- Eingreifend in die überirdischen Räder, die in den Welten nur wie in Stäubgen gehen -- Die Chausseen-Kluft ist nach der Trennung durch die Unsichtbarkeit eine kleine und wächst20 wenig; obgleich auch in mir die Phantasie trübe Bilder unserer weitern Absonderung ausspielt -- mein Leben wird sich kriegerischer hin und her werfen. -- das schöne Herz wegweinen.
529. An Charlotte von Kalb.
[Kopie][Weimar, 25. Sept. 1800]25
Das breite Leben liegt wieder mit seinen wandernden Zelten und Irfackeln des Gottes, der sie selbst nicht sieht und mehr die Augen als [409]Herzen ausschiest, vor mir hin und keine feste Stube mit der Gattin zeigt sich in der weiten Gegend -- Gegen Ihr pädagogisches Projekt hab' ich weiter nichts als Ihre Aehnlichkeit mit J[ean] J[acques].30
530. An Karoline Herder.
[Weimar, Sept. 1800?]
Herzlichen guten Abend! Wenn Sie freilich wollen, so versag' ich mir heute die Freude nicht. -- Aber warum gewöhnen Sie mich in einen
527. An Henriette von Schlabrendorff.
[Kopie][Weimar, 22. Sept. 1800]
Ich empfehle ſie nicht dir — du haſt ſchon — ſondern deiner Emp- fehlung — Gelegenheit an einer Guten etwas Gutes zu thun. Finde Roſen auf deinem Weg und Früchte auf [?] deiner Hand.5
528. An Karoline von Feuchtersleben.
[Kopie][Weimar, 25. Sept. 1800]
Gerade die Erinnerung an die beſſern Weſen ſchlieſſet mich unter den liebl[ichſten] Zirkeln zu. — Aber wie weit iſt es aus dieſer Ebene hinauf in die Höhe, wo 2 Weſen ſich in betender Liebe umfaſſen.10 — Weiche Hände, deren Handſchuh lang genug iſt, umfaſſen meine Schreibfinger. — Stelle einen liebenden General ins zertrümmernde Schlacht[gewühl?] und dan ſieh nach, wie er ſein weiches Herz mit 1000 zuckenden ausgleiche. — Wenn die Leiden läutern: ſol es blos ſein, damit die lichte[?] Quelle im Grabe verſiege ohne zu tränken? — wenn15 man einer gelinden das Lebensblut wegleckenden Wehmuth das müde Herz hingiebt. — Gehe ſogleich aus einem romantiſchen Hain zurük, wenn du darin weinen muſt. — Eingreifend in die überirdiſchen Räder, die in den Welten nur wie in Stäubgen gehen — Die Chauſſeen-Kluft iſt nach der Trennung durch die Unſichtbarkeit eine kleine und wächſt20 wenig; obgleich auch in mir die Phantaſie trübe Bilder unſerer weitern Abſonderung ausſpielt — mein Leben wird ſich kriegeriſcher hin und her werfen. — das ſchöne Herz wegweinen.
529. An Charlotte von Kalb.
[Kopie][Weimar, 25. Sept. 1800]25
Das breite Leben liegt wieder mit ſeinen wandernden Zelten und Irfackeln des Gottes, der ſie ſelbſt nicht ſieht und mehr die Augen als [409]Herzen ausſchieſt, vor mir hin und keine feſte Stube mit der Gattin zeigt ſich in der weiten Gegend — Gegen Ihr pädagogiſches Projekt hab’ ich weiter nichts als Ihre Aehnlichkeit mit J[ean] J[acques].30
530. An Karoline Herder.
[Weimar, Sept. 1800?]
Herzlichen guten Abend! Wenn Sie freilich wollen, ſo verſag’ ich mir heute die Freude nicht. — Aber warum gewöhnen Sie mich in einen
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527. An Henriette von Schlabrendorff.
[Weimar, 22. Sept. 1800]
Ich empfehle ſie nicht dir — du haſt ſchon — ſondern deiner Emp-
fehlung — Gelegenheit an einer Guten etwas Gutes zu thun. Finde
Roſen auf deinem Weg und Früchte auf [?] deiner Hand. 5
528. An Karoline von Feuchtersleben.
[Weimar, 25. Sept. 1800]
Gerade die Erinnerung an die beſſern Weſen ſchlieſſet mich unter
den liebl[ichſten] Zirkeln zu. — Aber wie weit iſt es aus dieſer Ebene
hinauf in die Höhe, wo 2 Weſen ſich in betender Liebe umfaſſen. 10
— Weiche Hände, deren Handſchuh lang genug iſt, umfaſſen meine
Schreibfinger. — Stelle einen liebenden General ins zertrümmernde
Schlacht[gewühl?] und dan ſieh nach, wie er ſein weiches Herz mit 1000
zuckenden ausgleiche. — Wenn die Leiden läutern: ſol es blos ſein,
damit die lichte[?] Quelle im Grabe verſiege ohne zu tränken? — wenn 15
man einer gelinden das Lebensblut wegleckenden Wehmuth das müde
Herz hingiebt. — Gehe ſogleich aus einem romantiſchen Hain zurük,
wenn du darin weinen muſt. — Eingreifend in die überirdiſchen Räder,
die in den Welten nur wie in Stäubgen gehen — Die Chauſſeen-Kluft
iſt nach der Trennung durch die Unſichtbarkeit eine kleine und wächſt 20
wenig; obgleich auch in mir die Phantaſie trübe Bilder unſerer weitern
Abſonderung ausſpielt — mein Leben wird ſich kriegeriſcher hin und
her werfen. — das ſchöne Herz wegweinen.
529. An Charlotte von Kalb.
[Weimar, 25. Sept. 1800] 25
Das breite Leben liegt wieder mit ſeinen wandernden Zelten und
Irfackeln des Gottes, der ſie ſelbſt nicht ſieht und mehr die Augen als
Herzen ausſchieſt, vor mir hin und keine feſte Stube mit der Gattin
zeigt ſich in der weiten Gegend — Gegen Ihr pädagogiſches Projekt
hab’ ich weiter nichts als Ihre Aehnlichkeit mit J[ean] J[acques]. 30
[409]
530. An Karoline Herder.
[Weimar, Sept. 1800?]
Herzlichen guten Abend! Wenn Sie freilich wollen, ſo verſag’ ich mir
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/401>, abgerufen am 26.06.2024.
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