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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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Berlepsch stelte ein kleines Festgen mit Torten-Vivat, Rosenstok,
Kranz etc. an wobei Weisse und einige andere Freunde waren. -- Wenn
das Wetterglas und das Wetter am Sontag, und Montag noch un-
günstig sind: so sehen wir uns erst in einer blühendern Zeit. Grüsse
alle Deinige und Meinige herzlich und es sol mir alle Welt schreiben.5

80. An Christian Otto.

Endlich! -- Nachmittags lauf' ich aus meinem Hafen aus und lande
auf euerer Petersinsel an. -- Komt die Post Freitags nachmittags,
so ich auch; komt sie in der Nacht, so erschein ich Sonabends, weil ich10
ohne mein fahrbares Schif und Geschir, ohne den Mantelsak, mich
nicht einrichten kan. Ich habe meine Gründe, den Sak nicht zu fran-
kieren. -- Lebt alle wohl! Ich werde meinen Kopf sanft und schön durch
den blauen Himmel tragen.

R.15


81. An Christian Otto.

Auf dem Papier, das so schmuzig ist, als der Weg, meld' ich dir, daß
ich heute dableibe und Freitags spät bei dir erscheine, ich müste denn
vor Müdigkeit und aus andern Ursachen -- wovon mein voriges20
erstes Antichambrieren in Zedwiz bei der Abreise eine wäre --
Nachts in diesem bleiben und am Sonabendsmorgen kommen. Für
einen, der einen ganzen Kopf vol und ein ganzes Herz vol mitbringt,
ists besser um 9 Uhr morgends zu kommen als um 9 Uhr abends. Für
den Fusweg von Pegau nach Zeiz giebt es keine Beschreibung als in25
Dante's Hölle. -- Es ist komisch, daß ich einen brieflichen Vortrab
nach dem andern schicke. -- Ach wie schlägt mir das sehnsüchtige Herz
nach der ersten Stunde!

R.
*82. An Emanuel in Bayreuth.30

Mein Geliebter! Ich bin in den Armen der Freundschaft und es
fehlen mir keine als 2, die in Bayreuth sind. Kommen Sie zu allen,

Berlepſch ſtelte ein kleines Feſtgen mit Torten-Vivat, Roſenſtok,
Kranz ꝛc. an wobei Weiſſe und einige andere Freunde waren. — Wenn
das Wetterglas und das Wetter am Sontag, und Montag noch un-
günſtig ſind: ſo ſehen wir uns erſt in einer blühendern Zeit. Grüſſe
alle Deinige und Meinige herzlich und es ſol mir alle Welt ſchreiben.5

80. An Chriſtian Otto.

Endlich! — Nachmittags lauf’ ich aus meinem Hafen aus und lande
auf euerer Petersinſel an. — Komt die Poſt Freitags nachmittags,
ſo ich auch; komt ſie in der Nacht, ſo erſchein ich Sonabends, weil ich10
ohne mein fahrbares Schif und Geſchir, ohne den Mantelſak, mich
nicht einrichten kan. Ich habe meine Gründe, den Sak nicht zu fran-
kieren. — Lebt alle wohl! Ich werde meinen Kopf ſanft und ſchön durch
den blauen Himmel tragen.

R.15


81. An Chriſtian Otto.

Auf dem Papier, das ſo ſchmuzig iſt, als der Weg, meld’ ich dir, daß
ich heute dableibe und Freitags ſpät bei dir erſcheine, ich müſte denn
vor Müdigkeit und aus andern Urſachen — wovon mein voriges20
erſtes Antichambrieren in Zedwiz bei der Abreiſe eine wäre —
Nachts in dieſem bleiben und am Sonabendsmorgen kommen. Für
einen, der einen ganzen Kopf vol und ein ganzes Herz vol mitbringt,
iſts beſſer um 9 Uhr morgends zu kommen als um 9 Uhr abends. Für
den Fusweg von Pegau nach Zeiz giebt es keine Beſchreibung als in25
Dante’s Hölle. — Es iſt komiſch, daß ich einen brieflichen Vortrab
nach dem andern ſchicke. — Ach wie ſchlägt mir das ſehnſüchtige Herz
nach der erſten Stunde!

R.
*82. An Emanuel in Bayreuth.30

Mein Geliebter! Ich bin in den Armen der Freundſchaft und es
fehlen mir keine als 2, die in Bayreuth ſind. Kommen Sie zu allen,

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[58/0065] Berlepſch ſtelte ein kleines Feſtgen mit Torten-Vivat, Roſenſtok, Kranz ꝛc. an wobei Weiſſe und einige andere Freunde waren. — Wenn das Wetterglas und das Wetter am Sontag, und Montag noch un- günſtig ſind: ſo ſehen wir uns erſt in einer blühendern Zeit. Grüſſe alle Deinige und Meinige herzlich und es ſol mir alle Welt ſchreiben. 5 80. An Chriſtian Otto. CitoLeipzig d. 3 Ap. 98 [Dienstag]. Endlich! — Nachmittags lauf’ ich aus meinem Hafen aus und lande auf euerer Petersinſel an. — Komt die Poſt Freitags nachmittags, ſo ich auch; komt ſie in der Nacht, ſo erſchein ich Sonabends, weil ich 10 ohne mein fahrbares Schif und Geſchir, ohne den Mantelſak, mich nicht einrichten kan. Ich habe meine Gründe, den Sak nicht zu fran- kieren. — Lebt alle wohl! Ich werde meinen Kopf ſanft und ſchön durch den blauen Himmel tragen. R. 15 81. An Chriſtian Otto. Zeiz d. 4ten Apr. 98 [Mittwoch]. Auf dem Papier, das ſo ſchmuzig iſt, als der Weg, meld’ ich dir, daß ich heute dableibe und Freitags ſpät bei dir erſcheine, ich müſte denn vor Müdigkeit und aus andern Urſachen — wovon mein voriges 20 erſtes Antichambrieren in Zedwiz bei der Abreiſe eine wäre — Nachts in dieſem bleiben und am Sonabendsmorgen kommen. Für einen, der einen ganzen Kopf vol und ein ganzes Herz vol mitbringt, iſts beſſer um 9 Uhr morgends zu kommen als um 9 Uhr abends. Für den Fusweg von Pegau nach Zeiz giebt es keine Beſchreibung als in 25 Dante’s Hölle. — Es iſt komiſch, daß ich einen brieflichen Vortrab nach dem andern ſchicke. — Ach wie ſchlägt mir das ſehnſüchtige Herz nach der erſten Stunde! R. *82. An Emanuel in Bayreuth. 30 Hof, Hof, Hof d. 8 Apr. 98 [Oſterſonntag]. Mein Geliebter! Ich bin in den Armen der Freundſchaft und es fehlen mir keine als 2, die in Bayreuth ſind. Kommen Sie zu allen,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/65>, abgerufen am 24.11.2024.