Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.Schicke deine Nummernzettel nicht Beigang, wo sie wegen der Aus Dresden schrieb ich an dich, wie du hoffentlich längst weist.5 96. An Karoline Herold. [Kopie][Leipzig, 8. Juni 1798][74]Möge mein Schweigen keinen Schattenris irgend eines Gespenstes 97. An Friederike Otto. [Kopie][Leipzig, 8. Juni 1798]-- einen schöneren Ort zum Danke haben als das kahle Papier. Der 98. An Amöne Herold. [Kopie][Leipzig, 8. Juni 1798]Bereuen Sie nie, ändern Sie blos und suchen Sie nicht stat der20 99. An Christian Otto. Leipzig d. 18 Jun. 98.25Lieber Otto! Habe Dank für deine Nachrichten und Absichten. Nun Schicke deine Nummernzettel nicht Beigang, wo ſie wegen der Aus Dresden ſchrieb ich an dich, wie du hoffentlich längſt weiſt.5 96. An Karoline Herold. [Kopie][Leipzig, 8. Juni 1798][74]Möge mein Schweigen keinen Schattenris irgend eines Geſpenſtes 97. An Friederike Otto. [Kopie][Leipzig, 8. Juni 1798]— einen ſchöneren Ort zum Danke haben als das kahle Papier. Der 98. An Amöne Herold. [Kopie][Leipzig, 8. Juni 1798]Bereuen Sie nie, ändern Sie blos und ſuchen Sie nicht ſtat der20 99. An Chriſtian Otto. Leipzig d. 18 Jun. 98.25Lieber Otto! Habe Dank für deine Nachrichten und Abſichten. Nun <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0076" n="68"/> <postscript> <p>Schicke deine Nummernzettel nicht <hi rendition="#aq">Beigang,</hi> wo ſie wegen der<lb/> Geſchäfte unmöglich aufbewahret werden, ſondern mir. — Ich habe<lb/> herzliche Freude über die deines Bruders gehabt. Ach warum hab ich<lb/> Armer keinen Bruder wie du oder er und keine Schweſter wie du.</p><lb/> <p>Aus Dresden ſchrieb ich an dich, wie du hoffentlich längſt weiſt.<lb n="5"/> </p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>96. An <hi rendition="#g">Karoline Herold.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Leipzig, 8. Juni 1798]</hi> </dateline><lb/> <p><note place="left"><ref target="1922_Bd3_74">[74]</ref></note>Möge mein Schweigen keinen Schattenris irgend eines Geſpenſtes<lb/> in Ihr Herz geworfen haben! — Die Pfingſtbäume der Freude — Wo<lb/> wir auf dem Hügel weinend ruhten und wo die Gebirge in den ſüſſen<lb n="10"/> Nebeln der feuchten Augen träumeriſch wankten —</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>97. An <hi rendition="#g">Friederike Otto.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Leipzig, 8. Juni 1798]</hi> </dateline><lb/> <p>— einen ſchöneren Ort zum Danke haben als das kahle Papier. Der<lb/> Wirbelwind der Zerſtreuungen hört auf zu blaſen und mich unter<lb n="15"/> einander zu werfen. Ein ſchönes Gefühl, daß etwas in uns glüht, was<lb/> durch alle naſſe windige Jahre des Lebens fortbrent.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>98. An <hi rendition="#g">Amöne Herold.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Leipzig, 8. Juni 1798]</hi> </dateline><lb/> <p>Bereuen Sie nie, ändern Sie blos und ſuchen Sie nicht ſtat der<lb n="20"/> Gegenwart die Vergangenheit umzubeſſern. Mögen Sie ruhig an<lb/> den kleinen Blumen des Lebens ſizen und jeder Himmel bahne Ihrem<lb/> Herzen den Weg zu einem neuen.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>99. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Leipzig d. 18 Jun.</hi> 98.</hi> </dateline> <lb n="25"/> <p>Lieber Otto! Habe Dank für deine Nachrichten und Abſichten. Nun<lb/> iſt doch wenigſtens die Finſternis des Aufenthalts, in welcher die<lb/> Phantaſie ihre Geſpenſter am liebſten erſcheinen läſſet, weggeſchaft.<lb/> Unerwartet aber wirkte deine Nachricht. Vorher war ich faſt verſöhnt<lb/> gegen ihn; ſeine Geſtalt gieng immer mit dem gerührten abgewandten<lb n="30"/> Geſicht um mich, womit er mir in Dresden vor Pfingſten in einem<lb/> Traume abſchiednehmend aus meiner Stube erſchienen war (da ich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [68/0076]
Schicke deine Nummernzettel nicht Beigang, wo ſie wegen der
Geſchäfte unmöglich aufbewahret werden, ſondern mir. — Ich habe
herzliche Freude über die deines Bruders gehabt. Ach warum hab ich
Armer keinen Bruder wie du oder er und keine Schweſter wie du.
Aus Dresden ſchrieb ich an dich, wie du hoffentlich längſt weiſt. 5
96. An Karoline Herold.
[Leipzig, 8. Juni 1798]
Möge mein Schweigen keinen Schattenris irgend eines Geſpenſtes
in Ihr Herz geworfen haben! — Die Pfingſtbäume der Freude — Wo
wir auf dem Hügel weinend ruhten und wo die Gebirge in den ſüſſen 10
Nebeln der feuchten Augen träumeriſch wankten —
[74]
97. An Friederike Otto.
[Leipzig, 8. Juni 1798]
— einen ſchöneren Ort zum Danke haben als das kahle Papier. Der
Wirbelwind der Zerſtreuungen hört auf zu blaſen und mich unter 15
einander zu werfen. Ein ſchönes Gefühl, daß etwas in uns glüht, was
durch alle naſſe windige Jahre des Lebens fortbrent.
98. An Amöne Herold.
[Leipzig, 8. Juni 1798]
Bereuen Sie nie, ändern Sie blos und ſuchen Sie nicht ſtat der 20
Gegenwart die Vergangenheit umzubeſſern. Mögen Sie ruhig an
den kleinen Blumen des Lebens ſizen und jeder Himmel bahne Ihrem
Herzen den Weg zu einem neuen.
99. An Chriſtian Otto.
Leipzig d. 18 Jun. 98. 25
Lieber Otto! Habe Dank für deine Nachrichten und Abſichten. Nun
iſt doch wenigſtens die Finſternis des Aufenthalts, in welcher die
Phantaſie ihre Geſpenſter am liebſten erſcheinen läſſet, weggeſchaft.
Unerwartet aber wirkte deine Nachricht. Vorher war ich faſt verſöhnt
gegen ihn; ſeine Geſtalt gieng immer mit dem gerührten abgewandten 30
Geſicht um mich, womit er mir in Dresden vor Pfingſten in einem
Traume abſchiednehmend aus meiner Stube erſchienen war (da ich
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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