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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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Lebe wohl! Ich habe nicht die Hälfte meiner innern Contenta ge-
schrieben -- dich anlangend, so schreibst du wenig.

R.

Das 2te Exemplar der Palingenesien gehört an Herold, der Unter-
schied des 1 und 2. Bandes ist Zwang.

120. An Karoline und J. G. Herder.5

Ich schicke hier "meine Fata in Nürnberg" Ihnen, edle Freundin,[95]
vor meinen Fatis in Weimar voraus; denn in künftiger Woche steht
der Verfasser in Ihrem Zauberkreis, der aber, ungleich andern
Kreisen, Geister nur um- nicht ausschliesset. Das bisherige Stil-10
schweigen meiner Dankbarkeit für Ihre Gaben, kam blos von dem
immer fehlschlagenden Wunsche her, diese mit einer kleinsten zu er-
wiedern oder selber mein dankendes Herz zu bringen.

Jezt kan ich beides; ob ich gleich nur wenige Tage zu verweilen
habe, da ich auch nach Gotha wil. -- O Sie werden es fühlen, mit15
welchem Schmachten ich in dieser dunkeln Zeit, wo jede bessere Seele
ein Brenspiegel in der Sonnenfinsternis ist, zu meiner warmen Sonne
gehe! Und warum sol ich noch ein Wort schreiben, da ich sobald
sprechen kan?



Geliebtester, verehrtester Herder! Endlich bin ich die arabische20
Wüste von 2 Jahren hindurch und komme mit unverändertem
Pilgerkleid des Lebens wie ein Israelit, wieder im gelobten Lande an;
und wil nichts erobern als -- Sie.

Die beiden Vorreden des ersten Bändgens werden Ihnen sagen, wie
oft ich mich in Ihre Welten gegen die jezige rette und wie ich in Ihrem25
Geiste meinen wärme.

Vielleicht am Dienstag hab' ich die Palingenesie meiner schönsten
Stunde und bin wieder am Herzen, das ich so unaussprechlich und so
lange ehre und liebe!

J. P. Fr. Richter
(*)121. An Charlotte von Kalb in Kalbsrieth.30
[Kopie, z. T. Konzept]

Handlungen sind die einzige Entschuldigung für Handlungen. --
[Ich komme nächstens nach Weimar, mir fehlt der Muth, für mich

Lebe wohl! Ich habe nicht die Hälfte meiner innern Contenta ge-
ſchrieben — dich anlangend, ſo ſchreibſt du wenig.

R.

Das 2te Exemplar der Palingenesien gehört an Herold, der Unter-
ſchied des 1 und 2. Bandes iſt Zwang.

120. An Karoline und J. G. Herder.5

Ich ſchicke hier „meine Fata in Nürnberg“ Ihnen, edle Freundin,[95]
vor meinen Fatis in Weimar voraus; denn in künftiger Woche ſteht
der Verfaſſer in Ihrem Zauberkreis, der aber, ungleich andern
Kreiſen, Geiſter nur um- nicht ausſchlieſſet. Das bisherige Stil-10
ſchweigen meiner Dankbarkeit für Ihre Gaben, kam blos von dem
immer fehlſchlagenden Wunſche her, dieſe mit einer kleinſten zu er-
wiedern oder ſelber mein dankendes Herz zu bringen.

Jezt kan ich beides; ob ich gleich nur wenige Tage zu verweilen
habe, da ich auch nach Gotha wil. — O Sie werden es fühlen, mit15
welchem Schmachten ich in dieſer dunkeln Zeit, wo jede beſſere Seele
ein Brenſpiegel in der Sonnenfinſternis iſt, zu meiner warmen Sonne
gehe! Und warum ſol ich noch ein Wort ſchreiben, da ich ſobald
ſprechen kan?



Geliebteſter, verehrteſter Herder! Endlich bin ich die arabiſche20
Wüſte von 2 Jahren hindurch und komme mit unverändertem
Pilgerkleid des Lebens wie ein Iſraelit, wieder im gelobten Lande an;
und wil nichts erobern als — Sie.

Die beiden Vorreden des erſten Bändgens werden Ihnen ſagen, wie
oft ich mich in Ihre Welten gegen die jezige rette und wie ich in Ihrem25
Geiſte meinen wärme.

Vielleicht am Dienſtag hab’ ich die Palingeneſie meiner ſchönſten
Stunde und bin wieder am Herzen, das ich ſo unausſprechlich und ſo
lange ehre und liebe!

J. P. Fr. Richter
(*)121. An Charlotte von Kalb in Kalbsrieth.30
[Kopie, z. T. Konzept]

Handlungen ſind die einzige Entſchuldigung für Handlungen. —
[Ich komme nächſtens nach Weimar, mir fehlt der Muth, für mich

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[87/0096] Lebe wohl! Ich habe nicht die Hälfte meiner innern Contenta ge- ſchrieben — dich anlangend, ſo ſchreibſt du wenig. R. Das 2te Exemplar der Palingenesien gehört an Herold, der Unter- ſchied des 1 und 2. Bandes iſt Zwang. 120. An Karoline und J. G. Herder. 5 Leipzig d. 17 Aug. 1798 [Freitag]. Ich ſchicke hier „meine Fata in Nürnberg“ Ihnen, edle Freundin, vor meinen Fatis in Weimar voraus; denn in künftiger Woche ſteht der Verfaſſer in Ihrem Zauberkreis, der aber, ungleich andern Kreiſen, Geiſter nur um- nicht ausſchlieſſet. Das bisherige Stil- 10 ſchweigen meiner Dankbarkeit für Ihre Gaben, kam blos von dem immer fehlſchlagenden Wunſche her, dieſe mit einer kleinſten zu er- wiedern oder ſelber mein dankendes Herz zu bringen. [95] Jezt kan ich beides; ob ich gleich nur wenige Tage zu verweilen habe, da ich auch nach Gotha wil. — O Sie werden es fühlen, mit 15 welchem Schmachten ich in dieſer dunkeln Zeit, wo jede beſſere Seele ein Brenſpiegel in der Sonnenfinſternis iſt, zu meiner warmen Sonne gehe! Und warum ſol ich noch ein Wort ſchreiben, da ich ſobald ſprechen kan? Geliebteſter, verehrteſter Herder! Endlich bin ich die arabiſche 20 Wüſte von 2 Jahren hindurch und komme mit unverändertem Pilgerkleid des Lebens wie ein Iſraelit, wieder im gelobten Lande an; und wil nichts erobern als — Sie. Die beiden Vorreden des erſten Bändgens werden Ihnen ſagen, wie oft ich mich in Ihre Welten gegen die jezige rette und wie ich in Ihrem 25 Geiſte meinen wärme. Vielleicht am Dienſtag hab’ ich die Palingeneſie meiner ſchönſten Stunde und bin wieder am Herzen, das ich ſo unausſprechlich und ſo lange ehre und liebe! J. P. Fr. Richter (*)121. An Charlotte von Kalb in Kalbsrieth. 30 [Leipzig, 17. Aug. 1798] Handlungen ſind die einzige Entſchuldigung für Handlungen. — [Ich komme nächſtens nach Weimar, mir fehlt der Muth, für mich

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/96>, abgerufen am 09.11.2024.