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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

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den Namen Richter viermal in die Rinde unsers Stambaums mit
deinem scharfen Messer geschnitten. -- Es gehe dir wohl und deinem
guten Weibe noch besser. Es könte doch sein, daß ich auf 1 Tag mit
meiner Frau zu dir führe, wenn der Weg nicht zu lang ist. -- Sie
grüsset dich und deine liebe Frau --

J. P. F. R.5
178. An Emanuel.

In 1/2 Stunde geht die Post; am Dienstag früh wir beide auf einem
hiesigen Wagen ab und Mitwochs abends sind wir an der Brust des
ewigen Freundes und Guten. Heute bekam ich Ihren Brief. -- Voigt10
seh' ich wohl leichter durch und mit Ihnen. Auch weis ich seinen
Wohnsiz nicht mehr. Meine Frau ist im Entzücken der Hofnung, und
ich der Liebe. -- Gern wohn' ich bei Ihnen, wil aber vorher,
wenn ich ankomme, Weigerungen machen, im Gasthof absteigen
und dergleichen, was nicht reel bleiben sol. Adio carissimo! Grus15
an O[tto]s. --

R.
179. An Herzog Georg von Meiningen.
[Kopie]

Ungeachtet der Kleinigkeit einer so kurzen Reise nehm' ich doch einen
Abschied -- den schriftlichen verzeihen Sie meinen Arbeiten -- von20
Ihnen, um Ihnen zugleich zu danken, daß Sie gestern an der Mittags-
tafel -- wo man sonst am ersten die Autoren vergisset -- sich meiner
so wohlwollend erinnert. Da ich weder Büchse noch Revier habe --
wenn man nicht Feder und Bücherbret für beides nehmen wil -- so
kan mein Dank in nichts bestehen als im Zutrauen, daß Sie mir eine[113]25
neue Bitte vergeben. Da der Mensch nicht blos in Büchern lebt
sondern auch in Zimmern und es ihm nichts hilft, während ihn jene
erwärmen, in diesen zu erfrieren: so werden Sie vergeben, daß ich
Ihnen, da Sie grössere Bitten zu erfüllen gewöhnt sind, eine so kleine
bringe.30

180. An Gräfin Schlabrendorff.

Unsichtbare! Ich und Caroline sind auch endlich unsichtbar ge-
worden, in der Erwartung Ihrer Erscheinung. Aber wahrscheinlich

7*

den Namen Richter viermal in die Rinde unſers Stambaums mit
deinem ſcharfen Meſſer geſchnitten. — Es gehe dir wohl und deinem
guten Weibe noch beſſer. Es könte doch ſein, daß ich auf 1 Tag mit
meiner Frau zu dir führe, wenn der Weg nicht zu lang iſt. — Sie
grüſſet dich und deine liebe Frau —

J. P. F. R.5
178. An Emanuel.

In ½ Stunde geht die Poſt; am Dienſtag früh wir beide auf einem
hieſigen Wagen ab und Mitwochs abends ſind wir an der Bruſt des
ewigen Freundes und Guten. Heute bekam ich Ihren Brief. — Voigt10
ſeh’ ich wohl leichter durch und mit Ihnen. Auch weis ich ſeinen
Wohnſiz nicht mehr. Meine Frau iſt im Entzücken der Hofnung, und
ich der Liebe. — Gern wohn’ ich bei Ihnen, wil aber vorher,
wenn ich ankomme, Weigerungen machen, im Gaſthof abſteigen
und dergleichen, was nicht reel bleiben ſol. Adio carissimo! Grus15
an O[tto]s. —

R.
179. An Herzog Georg von Meiningen.
[Kopie]

Ungeachtet der Kleinigkeit einer ſo kurzen Reiſe nehm’ ich doch einen
Abſchied — den ſchriftlichen verzeihen Sie meinen Arbeiten — von20
Ihnen, um Ihnen zugleich zu danken, daß Sie geſtern an der Mittags-
tafel — wo man ſonſt am erſten die Autoren vergiſſet — ſich meiner
ſo wohlwollend erinnert. Da ich weder Büchſe noch Revier habe —
wenn man nicht Feder und Bücherbret für beides nehmen wil — ſo
kan mein Dank in nichts beſtehen als im Zutrauen, daß Sie mir eine[113]25
neue Bitte vergeben. Da der Menſch nicht blos in Büchern lebt
ſondern auch in Zimmern und es ihm nichts hilft, während ihn jene
erwärmen, in dieſen zu erfrieren: ſo werden Sie vergeben, daß ich
Ihnen, da Sie gröſſere Bitten zu erfüllen gewöhnt ſind, eine ſo kleine
bringe.30

180. An Gräfin Schlabrendorff.

Unſichtbare! Ich und Caroline ſind auch endlich unſichtbar ge-
worden, in der Erwartung Ihrer Erſcheinung. Aber wahrſcheinlich

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[99/0105] den Namen Richter viermal in die Rinde unſers Stambaums mit deinem ſcharfen Meſſer geſchnitten. — Es gehe dir wohl und deinem guten Weibe noch beſſer. Es könte doch ſein, daß ich auf 1 Tag mit meiner Frau zu dir führe, wenn der Weg nicht zu lang iſt. — Sie grüſſet dich und deine liebe Frau — J. P. F. R. 5 178. An Emanuel. Meiningen d. 23. Aug. 1801 [Sonntag]. In ½ Stunde geht die Poſt; am Dienſtag früh wir beide auf einem hieſigen Wagen ab und Mitwochs abends ſind wir an der Bruſt des ewigen Freundes und Guten. Heute bekam ich Ihren Brief. — Voigt 10 ſeh’ ich wohl leichter durch und mit Ihnen. Auch weis ich ſeinen Wohnſiz nicht mehr. Meine Frau iſt im Entzücken der Hofnung, und ich der Liebe. — Gern wohn’ ich bei Ihnen, wil aber vorher, wenn ich ankomme, Weigerungen machen, im Gaſthof abſteigen und dergleichen, was nicht reel bleiben ſol. Adio carissimo! Grus 15 an O[tto]s. — R. 179. An Herzog Georg von Meiningen. [Meiningen, 24. Aug. 1801] Ungeachtet der Kleinigkeit einer ſo kurzen Reiſe nehm’ ich doch einen Abſchied — den ſchriftlichen verzeihen Sie meinen Arbeiten — von 20 Ihnen, um Ihnen zugleich zu danken, daß Sie geſtern an der Mittags- tafel — wo man ſonſt am erſten die Autoren vergiſſet — ſich meiner ſo wohlwollend erinnert. Da ich weder Büchſe noch Revier habe — wenn man nicht Feder und Bücherbret für beides nehmen wil — ſo kan mein Dank in nichts beſtehen als im Zutrauen, daß Sie mir eine 25 neue Bitte vergeben. Da der Menſch nicht blos in Büchern lebt ſondern auch in Zimmern und es ihm nichts hilft, während ihn jene erwärmen, in dieſen zu erfrieren: ſo werden Sie vergeben, daß ich Ihnen, da Sie gröſſere Bitten zu erfüllen gewöhnt ſind, eine ſo kleine bringe. 30 [113]180. An Gräfin Schlabrendorff. M[einingen] d. 24. Aug. 1801. Unſichtbare! Ich und Caroline ſind auch endlich unſichtbar ge- worden, in der Erwartung Ihrer Erſcheinung. Aber wahrſcheinlich 7*

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/105>, abgerufen am 21.11.2024.