Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.zugleich durch das Herz meiner C. Über diese sag' ich nichts; Mit Emanuel sprach ich oft von Ihnen. Sie stehen jezt sehr einsam Mit alter Liebe und mit aller Sehnsucht der Vergangenheit denk' R. Meine C. grüsset Sie freundlich.20 185. An Gottlieb Richter in Sparneck. Bayreuth d. 4. Sept. 1801.Liebster Bruder! Mein ganzer hiesiger Freuden Plan ist mir durch Begehre keine Unmöglichkeit; ich mus zurükeilen und froh sein, zugleich durch das Herz meiner C. Über dieſe ſag’ ich nichts; Mit Emanuel ſprach ich oft von Ihnen. Sie ſtehen jezt ſehr einſam Mit alter Liebe und mit aller Sehnſucht der Vergangenheit denk’ R. Meine C. grüſſet Sie freundlich.20 185. An Gottlieb Richter in Sparneck. Bayreuth d. 4. Sept. 1801.Liebſter Bruder! Mein ganzer hieſiger Freuden Plan iſt mir durch Begehre keine Unmöglichkeit; ich mus zurükeilen und froh ſein, <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0108" n="102"/> zugleich durch das Herz meiner <hi rendition="#aq">C.</hi> Über dieſe ſag’ ich nichts;<lb/><hi rendition="#g">alles,</hi> was ich bisher herumirrend unter Vielen ſuchte, brachte mir<lb/> Eine zu!</p><lb/> <p>Mit <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> ſprach ich oft von Ihnen. Sie ſtehen jezt ſehr einſam<lb/> auf dem Eisboden, den das Schikſal unter Ihnen hingezogen. Faſſen<lb n="5"/> Sie ja die wohlthätige Hand, die Ihnen <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> entgegen ſtrekt;<lb/> ich möchte ſagen, gehorchen Sie ihm unbedingt. In einigen Ihrer<lb/> Briefe an ihn, die er mir zeigte, ſcheint doch einiger Schaum von<lb/> den Wellen, womit Sie ſtreiten, an Sie geſprizt zu ſein. Alle Leiden<lb/> ſollen läutern, ſonſt hat man ja gar nichts von ihnen. Nicht die Freude<lb n="10"/> zerſtreuet Leiden am beſten — denn die zurük getriebnen kommen nur<lb/> feindlicher wieder — ſondern der muthige, opfernde, handelnde Kampf<lb/> gegen ſie.</p><lb/> <p>Mit alter Liebe und mit aller Sehnſucht der Vergangenheit denk’<lb/> ich an Sie. Mög’ einmal auf Ihr gutes warmes Herz eine wärmere<lb n="15"/> <note place="left"><ref target="1922_Bd4_116">[116]</ref></note>Sonne ſcheinen! Und Ihre guten Kleinen daran recht ausruhen!<lb/> Leben Sie wohl, liebe Renate! Schreiben Sie mir nach <hi rendition="#aq">Meiningen</hi><lb/> bald. Grüſſen Sie Chriſtoph! —</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Meine <hi rendition="#aq">C.</hi> grüſſet Sie freundlich.<lb n="20"/> </p> </postscript> </div> <div type="letter" n="1"> <head>185. An <hi rendition="#g">Gottlieb Richter in Sparneck.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth d. 4. Sept.</hi> 1801.</hi> </dateline><lb/> <p>Liebſter Bruder! Mein ganzer hieſiger Freuden Plan iſt mir durch<lb/> eine ſiebentägige Krankheit meiner Frau zerriſſen worden, zumal da<lb/> ſie ſonſt nie krank war. Stat ſchöner Gegenden wurden Mixturen<lb n="25"/> genoſſen. Eine verdamte Zeit! — <hi rendition="#aq">Caroline</hi> hatte ſich ſo ſehr nach dir<lb/> und deiner Frau geſehnet; wir wären zu dir auf einige Stunden ge-<lb/> fahren und ſeelig geweſen.</p><lb/> <p>Begehre keine Unmöglichkeit; ich mus zurükeilen und froh ſein,<lb/> wenn meine Frau eine zweitägige Heimreiſe aushält. — Ich as bei<lb n="30"/> <hi rendition="#aq">Schukman,</hi> heute beſuch ich ihn wieder und dan werd’ ich über dich<lb/> ſprechen und dich zu einer zweiten Rendanten-Stelle in einer Stadt<lb/> empfehlen. — Du muſt nur bis zu meiner zweiten Herreiſe Geduld<lb/> haben; aber nicht ſo närriſche Dinge von Verachtung träumen. Ich<lb/> wäre ja verächtlich, wenn ich verachtete. — Ich bitte deine vortref-<lb n="35"/> liche Frau recht ſehr um Verzeihung meiner Unſichtbarkeit. Ich hätte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [102/0108]
zugleich durch das Herz meiner C. Über dieſe ſag’ ich nichts;
alles, was ich bisher herumirrend unter Vielen ſuchte, brachte mir
Eine zu!
Mit Emanuel ſprach ich oft von Ihnen. Sie ſtehen jezt ſehr einſam
auf dem Eisboden, den das Schikſal unter Ihnen hingezogen. Faſſen 5
Sie ja die wohlthätige Hand, die Ihnen Emanuel entgegen ſtrekt;
ich möchte ſagen, gehorchen Sie ihm unbedingt. In einigen Ihrer
Briefe an ihn, die er mir zeigte, ſcheint doch einiger Schaum von
den Wellen, womit Sie ſtreiten, an Sie geſprizt zu ſein. Alle Leiden
ſollen läutern, ſonſt hat man ja gar nichts von ihnen. Nicht die Freude 10
zerſtreuet Leiden am beſten — denn die zurük getriebnen kommen nur
feindlicher wieder — ſondern der muthige, opfernde, handelnde Kampf
gegen ſie.
Mit alter Liebe und mit aller Sehnſucht der Vergangenheit denk’
ich an Sie. Mög’ einmal auf Ihr gutes warmes Herz eine wärmere 15
Sonne ſcheinen! Und Ihre guten Kleinen daran recht ausruhen!
Leben Sie wohl, liebe Renate! Schreiben Sie mir nach Meiningen
bald. Grüſſen Sie Chriſtoph! —
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R.
Meine C. grüſſet Sie freundlich. 20
185. An Gottlieb Richter in Sparneck.
Bayreuth d. 4. Sept. 1801.
Liebſter Bruder! Mein ganzer hieſiger Freuden Plan iſt mir durch
eine ſiebentägige Krankheit meiner Frau zerriſſen worden, zumal da
ſie ſonſt nie krank war. Stat ſchöner Gegenden wurden Mixturen 25
genoſſen. Eine verdamte Zeit! — Caroline hatte ſich ſo ſehr nach dir
und deiner Frau geſehnet; wir wären zu dir auf einige Stunden ge-
fahren und ſeelig geweſen.
Begehre keine Unmöglichkeit; ich mus zurükeilen und froh ſein,
wenn meine Frau eine zweitägige Heimreiſe aushält. — Ich as bei 30
Schukman, heute beſuch ich ihn wieder und dan werd’ ich über dich
ſprechen und dich zu einer zweiten Rendanten-Stelle in einer Stadt
empfehlen. — Du muſt nur bis zu meiner zweiten Herreiſe Geduld
haben; aber nicht ſo närriſche Dinge von Verachtung träumen. Ich
wäre ja verächtlich, wenn ich verachtete. — Ich bitte deine vortref- 35
liche Frau recht ſehr um Verzeihung meiner Unſichtbarkeit. Ich hätte
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(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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