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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

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zugleich durch das Herz meiner C. Über diese sag' ich nichts;
alles, was ich bisher herumirrend unter Vielen suchte, brachte mir
Eine zu!

Mit Emanuel sprach ich oft von Ihnen. Sie stehen jezt sehr einsam
auf dem Eisboden, den das Schiksal unter Ihnen hingezogen. Fassen5
Sie ja die wohlthätige Hand, die Ihnen Emanuel entgegen strekt;
ich möchte sagen, gehorchen Sie ihm unbedingt. In einigen Ihrer
Briefe an ihn, die er mir zeigte, scheint doch einiger Schaum von
den Wellen, womit Sie streiten, an Sie gesprizt zu sein. Alle Leiden
sollen läutern, sonst hat man ja gar nichts von ihnen. Nicht die Freude10
zerstreuet Leiden am besten -- denn die zurük getriebnen kommen nur
feindlicher wieder -- sondern der muthige, opfernde, handelnde Kampf
gegen sie.

Mit alter Liebe und mit aller Sehnsucht der Vergangenheit denk'
ich an Sie. Mög' einmal auf Ihr gutes warmes Herz eine wärmere15
[116]Sonne scheinen! Und Ihre guten Kleinen daran recht ausruhen!
Leben Sie wohl, liebe Renate! Schreiben Sie mir nach Meiningen
bald. Grüssen Sie Christoph! --

R.

Meine C. grüsset Sie freundlich.20

185. An Gottlieb Richter in Sparneck.

Liebster Bruder! Mein ganzer hiesiger Freuden Plan ist mir durch
eine siebentägige Krankheit meiner Frau zerrissen worden, zumal da
sie sonst nie krank war. Stat schöner Gegenden wurden Mixturen25
genossen. Eine verdamte Zeit! -- Caroline hatte sich so sehr nach dir
und deiner Frau gesehnet; wir wären zu dir auf einige Stunden ge-
fahren und seelig gewesen.

Begehre keine Unmöglichkeit; ich mus zurükeilen und froh sein,
wenn meine Frau eine zweitägige Heimreise aushält. -- Ich as bei30
Schukman, heute besuch ich ihn wieder und dan werd' ich über dich
sprechen und dich zu einer zweiten Rendanten-Stelle in einer Stadt
empfehlen. -- Du must nur bis zu meiner zweiten Herreise Geduld
haben; aber nicht so närrische Dinge von Verachtung träumen. Ich
wäre ja verächtlich, wenn ich verachtete. -- Ich bitte deine vortref-35
liche Frau recht sehr um Verzeihung meiner Unsichtbarkeit. Ich hätte

zugleich durch das Herz meiner C. Über dieſe ſag’ ich nichts;
alles, was ich bisher herumirrend unter Vielen ſuchte, brachte mir
Eine zu!

Mit Emanuel ſprach ich oft von Ihnen. Sie ſtehen jezt ſehr einſam
auf dem Eisboden, den das Schikſal unter Ihnen hingezogen. Faſſen5
Sie ja die wohlthätige Hand, die Ihnen Emanuel entgegen ſtrekt;
ich möchte ſagen, gehorchen Sie ihm unbedingt. In einigen Ihrer
Briefe an ihn, die er mir zeigte, ſcheint doch einiger Schaum von
den Wellen, womit Sie ſtreiten, an Sie geſprizt zu ſein. Alle Leiden
ſollen läutern, ſonſt hat man ja gar nichts von ihnen. Nicht die Freude10
zerſtreuet Leiden am beſten — denn die zurük getriebnen kommen nur
feindlicher wieder — ſondern der muthige, opfernde, handelnde Kampf
gegen ſie.

Mit alter Liebe und mit aller Sehnſucht der Vergangenheit denk’
ich an Sie. Mög’ einmal auf Ihr gutes warmes Herz eine wärmere15
[116]Sonne ſcheinen! Und Ihre guten Kleinen daran recht ausruhen!
Leben Sie wohl, liebe Renate! Schreiben Sie mir nach Meiningen
bald. Grüſſen Sie Chriſtoph! —

R.

Meine C. grüſſet Sie freundlich.20

185. An Gottlieb Richter in Sparneck.

Liebſter Bruder! Mein ganzer hieſiger Freuden Plan iſt mir durch
eine ſiebentägige Krankheit meiner Frau zerriſſen worden, zumal da
ſie ſonſt nie krank war. Stat ſchöner Gegenden wurden Mixturen25
genoſſen. Eine verdamte Zeit! — Caroline hatte ſich ſo ſehr nach dir
und deiner Frau geſehnet; wir wären zu dir auf einige Stunden ge-
fahren und ſeelig geweſen.

Begehre keine Unmöglichkeit; ich mus zurükeilen und froh ſein,
wenn meine Frau eine zweitägige Heimreiſe aushält. — Ich as bei30
Schukman, heute beſuch ich ihn wieder und dan werd’ ich über dich
ſprechen und dich zu einer zweiten Rendanten-Stelle in einer Stadt
empfehlen. — Du muſt nur bis zu meiner zweiten Herreiſe Geduld
haben; aber nicht ſo närriſche Dinge von Verachtung träumen. Ich
wäre ja verächtlich, wenn ich verachtete. — Ich bitte deine vortref-35
liche Frau recht ſehr um Verzeihung meiner Unſichtbarkeit. Ich hätte

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[102/0108] zugleich durch das Herz meiner C. Über dieſe ſag’ ich nichts; alles, was ich bisher herumirrend unter Vielen ſuchte, brachte mir Eine zu! Mit Emanuel ſprach ich oft von Ihnen. Sie ſtehen jezt ſehr einſam auf dem Eisboden, den das Schikſal unter Ihnen hingezogen. Faſſen 5 Sie ja die wohlthätige Hand, die Ihnen Emanuel entgegen ſtrekt; ich möchte ſagen, gehorchen Sie ihm unbedingt. In einigen Ihrer Briefe an ihn, die er mir zeigte, ſcheint doch einiger Schaum von den Wellen, womit Sie ſtreiten, an Sie geſprizt zu ſein. Alle Leiden ſollen läutern, ſonſt hat man ja gar nichts von ihnen. Nicht die Freude 10 zerſtreuet Leiden am beſten — denn die zurük getriebnen kommen nur feindlicher wieder — ſondern der muthige, opfernde, handelnde Kampf gegen ſie. Mit alter Liebe und mit aller Sehnſucht der Vergangenheit denk’ ich an Sie. Mög’ einmal auf Ihr gutes warmes Herz eine wärmere 15 Sonne ſcheinen! Und Ihre guten Kleinen daran recht ausruhen! Leben Sie wohl, liebe Renate! Schreiben Sie mir nach Meiningen bald. Grüſſen Sie Chriſtoph! — [116] R. Meine C. grüſſet Sie freundlich. 20 185. An Gottlieb Richter in Sparneck. Bayreuth d. 4. Sept. 1801. Liebſter Bruder! Mein ganzer hieſiger Freuden Plan iſt mir durch eine ſiebentägige Krankheit meiner Frau zerriſſen worden, zumal da ſie ſonſt nie krank war. Stat ſchöner Gegenden wurden Mixturen 25 genoſſen. Eine verdamte Zeit! — Caroline hatte ſich ſo ſehr nach dir und deiner Frau geſehnet; wir wären zu dir auf einige Stunden ge- fahren und ſeelig geweſen. Begehre keine Unmöglichkeit; ich mus zurükeilen und froh ſein, wenn meine Frau eine zweitägige Heimreiſe aushält. — Ich as bei 30 Schukman, heute beſuch ich ihn wieder und dan werd’ ich über dich ſprechen und dich zu einer zweiten Rendanten-Stelle in einer Stadt empfehlen. — Du muſt nur bis zu meiner zweiten Herreiſe Geduld haben; aber nicht ſo närriſche Dinge von Verachtung träumen. Ich wäre ja verächtlich, wenn ich verachtete. — Ich bitte deine vortref- 35 liche Frau recht ſehr um Verzeihung meiner Unſichtbarkeit. Ich hätte

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/108>, abgerufen am 21.11.2024.