Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.mich noch nichts geschmiert als in der Salzburger Zeitung No. CX, Hier liegen wenige Bausteine zu einer ordentlichen historischen 201. An Amöne Otto. Meiningen d. 20. Okt. 1801.25Liebe Amöne! Ein blosses Paar Worte vergeben Sie doch leichter *) Der Hund warf mir die Stelle im 1 komischen Anhang als eine Unflätherei vor: ein grosser Buckel nüzt oft mehr als ein grosser Kopf. Die bestialische Bestie! **) Höre, sol ich nicht das Publikum auf dieses Blat irgendwo aufmerksam35
machen zum Beweise was es für Richter hat? -- Blos der Zoten wegen. mich noch nichts geſchmiert als in der Salzburger Zeitung No. CX, Hier liegen wenige Bauſteine zu einer ordentlichen hiſtoriſchen 201. An Amöne Otto. Meiningen d. 20. Okt. 1801.25Liebe Amöne! Ein bloſſes Paar Worte vergeben Sie doch leichter *) Der Hund warf mir die Stelle im 1 komiſchen Anhang als eine Unflätherei vor: ein groſſer Buckel nüzt oft mehr als ein groſſer Kopf. Die beſtialiſche Beſtie! **) Höre, ſol ich nicht das Publikum auf dieſes Blat irgendwo aufmerkſam35
machen zum Beweiſe was es für Richter hat? — Blos der Zoten wegen. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0116" n="110"/> mich noch nichts geſchmiert als in der Salzburger Zeitung <hi rendition="#aq">No. CX,</hi><lb/> Bos- und Dumheit zuſammen genommen.<note place="foot" n="*)">Der Hund warf mir <hi rendition="#g">die</hi> Stelle im 1 komiſchen Anhang als eine Unflätherei<lb/> vor: ein groſſer Buckel nüzt oft mehr als ein groſſer <hi rendition="#g">Kopf.</hi> Die beſtialiſche Beſtie!</note> —<note place="foot" n="**)">Höre, ſol ich nicht das Publikum auf dieſes Blat irgendwo aufmerkſam<lb n="35"/> machen zum Beweiſe was es für Richter hat? — Blos der Zoten wegen.</note>. Mein neuer Titan,<lb/> zumal das Titanlein — gegen das alles an dir, ſogar dein Gedächtnis<lb/> kalt war und iſt — macht daß mir ſogar die neueſte Schule ihre Schul-<lb/> thüre höflich öfnet. — Oertels Rezenſion von allen iſt blos lobend und<lb n="5"/> zu ſehr und zu wenig. — Als ich vom <hi rendition="#aq">Liebensteiner</hi> Bade (vor der<lb/><hi rendition="#aq">Bayreuther</hi> Reiſe) ſehnſüchtig nach meiner zum erſtenmal von mir<lb/> geſchiedenen <hi rendition="#aq">C.</hi> über den Hof wegſchrit, ſah ich oben aus ihrer Stube<lb/> ein kleines Mädgen herausſehen, das den Kopf ſogleich zurük zog und<lb/> das mir misfiel, weil ich dachte, es werde mir drinnen die Über-<lb n="10"/> raſchung wegnehmen. Aber meine <hi rendition="#aq">C.</hi> war unten in der Küche — ich<lb/> fragte nach Kindern — keines war oben — meine Viſion war be-<lb/> ſtimt genug, aber doch eine. Ich habe das Köpfgen noch im Kopf. —</p><lb/> <p>Hier liegen wenige Bauſteine zu einer ordentlichen hiſtoriſchen<lb/> Baute für dich. Ich lebe ſo dahin und gehe nur gebeten aus. —<lb n="15"/> <hi rendition="#aq">Kosmeli</hi> kam aus Holland und Paris zu mir; ein naher Vetter von<lb/><hi rendition="#aq">Giannozzo;</hi> ſein Toben löſete ſich bei mir ins Weinen auf. Ich liebe<lb/> ihn ſehr durch ſeinen Vulkansrauch hindurch. Wenn ich jemand z. B.<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd4_125">[125]</ref></note>ihn zu Gaſte habe, glaub ich ſelber mit zu Gaſte zu ſizen, ſo zierlich<lb/> und volſtändig weis meine <hi rendition="#aq">C.</hi> alles zu ordnen. Du kanſt das Glük des<lb n="20"/> Ehe-Bunds gar nicht ſchäzen, weil du immer in einem verſchwiſterten<lb/> und nie allein lebteſt; aber ich wohl. — Weiter hab’ ich nichts. —<lb/> Lebe recht wohl. Schreib unbändig viel und alles.</p> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>201. An <hi rendition="#g">Amöne Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Meiningen</hi> d. 20. Okt. 1801.</hi> </dateline> <lb n="25"/> <p>Liebe Amöne! Ein bloſſes Paar Worte vergeben Sie doch leichter<lb/> als gar keine. Sie ſollen Ihnen weiter nichts ſagen als meine Freude,<lb/> daß ich Sie geſehen und daß ich ſo viel ſchöne Vergangenheit unter<lb/> ſo viel ſchöner Gegenwart bei Ihnen wieder gefunden. — Hätte ſich<lb/> nicht ein Krankenbette auf unſere Freuden-Aue geſchoben: die Blumen<lb n="30"/> wären nicht zu zählen geweſen, auf denen wir ſämtlich getanzt hätten,<lb/> zumal ich.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [110/0116]
mich noch nichts geſchmiert als in der Salzburger Zeitung No. CX,
Bos- und Dumheit zuſammen genommen. *) — **). Mein neuer Titan,
zumal das Titanlein — gegen das alles an dir, ſogar dein Gedächtnis
kalt war und iſt — macht daß mir ſogar die neueſte Schule ihre Schul-
thüre höflich öfnet. — Oertels Rezenſion von allen iſt blos lobend und 5
zu ſehr und zu wenig. — Als ich vom Liebensteiner Bade (vor der
Bayreuther Reiſe) ſehnſüchtig nach meiner zum erſtenmal von mir
geſchiedenen C. über den Hof wegſchrit, ſah ich oben aus ihrer Stube
ein kleines Mädgen herausſehen, das den Kopf ſogleich zurük zog und
das mir misfiel, weil ich dachte, es werde mir drinnen die Über- 10
raſchung wegnehmen. Aber meine C. war unten in der Küche — ich
fragte nach Kindern — keines war oben — meine Viſion war be-
ſtimt genug, aber doch eine. Ich habe das Köpfgen noch im Kopf. —
Hier liegen wenige Bauſteine zu einer ordentlichen hiſtoriſchen
Baute für dich. Ich lebe ſo dahin und gehe nur gebeten aus. — 15
Kosmeli kam aus Holland und Paris zu mir; ein naher Vetter von
Giannozzo; ſein Toben löſete ſich bei mir ins Weinen auf. Ich liebe
ihn ſehr durch ſeinen Vulkansrauch hindurch. Wenn ich jemand z. B.
ihn zu Gaſte habe, glaub ich ſelber mit zu Gaſte zu ſizen, ſo zierlich
und volſtändig weis meine C. alles zu ordnen. Du kanſt das Glük des 20
Ehe-Bunds gar nicht ſchäzen, weil du immer in einem verſchwiſterten
und nie allein lebteſt; aber ich wohl. — Weiter hab’ ich nichts. —
Lebe recht wohl. Schreib unbändig viel und alles.
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Meiningen d. 20. Okt. 1801. 25
Liebe Amöne! Ein bloſſes Paar Worte vergeben Sie doch leichter
als gar keine. Sie ſollen Ihnen weiter nichts ſagen als meine Freude,
daß ich Sie geſehen und daß ich ſo viel ſchöne Vergangenheit unter
ſo viel ſchöner Gegenwart bei Ihnen wieder gefunden. — Hätte ſich
nicht ein Krankenbette auf unſere Freuden-Aue geſchoben: die Blumen 30
wären nicht zu zählen geweſen, auf denen wir ſämtlich getanzt hätten,
zumal ich.
*) Der Hund warf mir die Stelle im 1 komiſchen Anhang als eine Unflätherei
vor: ein groſſer Buckel nüzt oft mehr als ein groſſer Kopf. Die beſtialiſche Beſtie!
**) Höre, ſol ich nicht das Publikum auf dieſes Blat irgendwo aufmerkſam 35
machen zum Beweiſe was es für Richter hat? — Blos der Zoten wegen.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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