Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.auf 2 oder 3 Seiten sagen? -- In der alg. deutschen Bibliothek 3 F. Perthes honoriert, wie ich heute aus 2 Kisten sah, die leer im25 6. Febr.30 Die Kalb ist hier. Es ist ein sonderbares Eintreffen, daß ich dir in auf 2 oder 3 Seiten ſagen? — In der alg. deutſchen Bibliothek 3 F. Perthes honoriert, wie ich heute aus 2 Kiſten ſah, die leer im25 6. Febr.30 Die Kalb iſt hier. Es iſt ein ſonderbares Eintreffen, daß ich dir in <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div> <p><pb facs="#f0140" n="133"/> auf 2 oder 3 Seiten ſagen? — In der alg. deutſchen Bibliothek<lb/> hat mich Nikolai bis auf ein Paar Knochen aufgefreſſen; ich ant-<lb/> worte dem Kläffer nichts. Überhaupt ſolte man der Thorheit nur<note place="right"><ref target="1922_Bd4_149">[149]</ref></note><lb/> durch ihr Widerſpiel oder doch nur im Ganzen entgegenarbeiten.<lb/> Erſchlage 12 Narren; im nächſten Winkel gebiert eine Mutter wieder<lb n="5"/> neuen Saz. Unendlich in Verachtung wird man durch die unaufhörliche<lb/> Plat-, Schief-, Leerheit der ſchreibenden Menſchen geübt; noch ekler<lb/> iſts, daß eben die Platten ꝛc. das Edelſte genieſſen und nach ihrem<lb/> Magen einen <hi rendition="#aq">succ[um] et sangu[inem]</hi> daraus gewinnen, der ein<lb/> Schlangengift des Edelſten wird. — <hi rendition="#aq">Bouterwek</hi> war eine Woche<lb n="10"/> hier. Wir gefielen uns ſehr. Er iſt jezt blos ein Philoſoph, als Menſch<lb/> feſt, beſtimt, hel, vorſichtig, langſam, warm und recht. Er wie<lb/><hi rendition="#aq">Herders</hi> Tochter zieht dem ſpätergeleſenen <hi rendition="#aq">Hesperus</hi> den <hi rendition="#aq">Titan</hi> vor.<lb/> — Ich glaubte nie, daß ein Fürſt mein <hi rendition="#g">Freund</hi> werden würde; und<lb/> das iſt beinahe der Herzog, ob ich gleich ſo oft ich wil ſeine zu häufigen<lb n="15"/> Abend-Einladungen verneine — faſt 6 in jeder Woche — Er komt<lb/> oft zu uns; neulich as er ſogar bei uns; freilich lies er, weils ſchnel<lb/> gieng, ſein Eſſen auch gar herholen. Ich ziehe doch <hi rendition="#g">den</hi> Vortheil<lb/> davon, daß der Adel ſagt und bemerkt, ich machte ihn verrükt, weil er<lb/> neuerdings einige ſcharfe Edikte gegen die Kollegien-Frikzionen und<lb n="20"/> Moratorien ergehen laſſen. (Indes ſagt’ er doch, er wolle mir ein<lb/> Haus bauen, was der Himmel verhüte, weil ich hier kein ewiges<lb/> ſuche)</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">3 F.</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Perthes honoriert, wie ich heute aus 2 Kiſten ſah, die leer im<lb n="25"/> Vorſaal ſtehen, die Unterſuchung über das künftige Sein mit 60℔<lb/> Hamburger geräuch. Rindfleiſch und 40 <hi rendition="#aq">B[outeillen]</hi> rothen und<lb/> weiſſen Portwein; er wil mir dadurch am beſten zeigen, daß freie<lb/> ſcharfe Unterſuchung am Ende zu etwas führe. —</p> </postscript> </div><lb/> <div> <dateline> <hi rendition="#right">6. Febr.</hi> </dateline> <lb n="30"/> <p>Die <hi rendition="#aq">Kalb</hi> iſt hier. Es iſt ein ſonderbares Eintreffen, daß ich dir in<lb/> dieſem Briefe rathen wolte, zuweilen zu rezenſieren und daß ſie mir<lb/> ſagt, <hi rendition="#aq">Mehmel</hi> in <hi rendition="#aq">Erlang</hi> wolle an dich darum ſchreiben. Oder biete<lb/> dich an — auf dieſes Wort. — Schreibe mir doch einige Bände Höfer<lb/> und eigne Neuigkeiten; es lezt mich. — Die Solms hat mir eine<lb n="35"/> goldne Doſe geſchikt mit einem noch ſchönern Brief. — Um die Sache<note place="right"><ref target="1922_Bd4_150">[150]</ref></note><lb/> kurz und deutlich, als wär’ ich bei <hi rendition="#aq">Herold,</hi> zu erzählen, brauch ich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0140]
auf 2 oder 3 Seiten ſagen? — In der alg. deutſchen Bibliothek
hat mich Nikolai bis auf ein Paar Knochen aufgefreſſen; ich ant-
worte dem Kläffer nichts. Überhaupt ſolte man der Thorheit nur
durch ihr Widerſpiel oder doch nur im Ganzen entgegenarbeiten.
Erſchlage 12 Narren; im nächſten Winkel gebiert eine Mutter wieder 5
neuen Saz. Unendlich in Verachtung wird man durch die unaufhörliche
Plat-, Schief-, Leerheit der ſchreibenden Menſchen geübt; noch ekler
iſts, daß eben die Platten ꝛc. das Edelſte genieſſen und nach ihrem
Magen einen succ[um] et sangu[inem] daraus gewinnen, der ein
Schlangengift des Edelſten wird. — Bouterwek war eine Woche 10
hier. Wir gefielen uns ſehr. Er iſt jezt blos ein Philoſoph, als Menſch
feſt, beſtimt, hel, vorſichtig, langſam, warm und recht. Er wie
Herders Tochter zieht dem ſpätergeleſenen Hesperus den Titan vor.
— Ich glaubte nie, daß ein Fürſt mein Freund werden würde; und
das iſt beinahe der Herzog, ob ich gleich ſo oft ich wil ſeine zu häufigen 15
Abend-Einladungen verneine — faſt 6 in jeder Woche — Er komt
oft zu uns; neulich as er ſogar bei uns; freilich lies er, weils ſchnel
gieng, ſein Eſſen auch gar herholen. Ich ziehe doch den Vortheil
davon, daß der Adel ſagt und bemerkt, ich machte ihn verrükt, weil er
neuerdings einige ſcharfe Edikte gegen die Kollegien-Frikzionen und 20
Moratorien ergehen laſſen. (Indes ſagt’ er doch, er wolle mir ein
Haus bauen, was der Himmel verhüte, weil ich hier kein ewiges
ſuche)
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Perthes honoriert, wie ich heute aus 2 Kiſten ſah, die leer im 25
Vorſaal ſtehen, die Unterſuchung über das künftige Sein mit 60℔
Hamburger geräuch. Rindfleiſch und 40 B[outeillen] rothen und
weiſſen Portwein; er wil mir dadurch am beſten zeigen, daß freie
ſcharfe Unterſuchung am Ende zu etwas führe. —
6. Febr. 30
Die Kalb iſt hier. Es iſt ein ſonderbares Eintreffen, daß ich dir in
dieſem Briefe rathen wolte, zuweilen zu rezenſieren und daß ſie mir
ſagt, Mehmel in Erlang wolle an dich darum ſchreiben. Oder biete
dich an — auf dieſes Wort. — Schreibe mir doch einige Bände Höfer
und eigne Neuigkeiten; es lezt mich. — Die Solms hat mir eine 35
goldne Doſe geſchikt mit einem noch ſchönern Brief. — Um die Sache
kurz und deutlich, als wär’ ich bei Herold, zu erzählen, brauch ich
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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