Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.Sträuben, aus der süssen Unabhängigkeit und Lese- und Schreibe- Gott segne Ihre Engels Hand. Möchten Sie sie einmal einer weib- R. Die Röntgeniana hab' ich nur überlaufen. Wozu aber etwas 247. An Thieriot. Meiningen d. 8. März 1802.Der Himmel weis, was ich Ihnen zu sagen hatte. Auf Ihr Kommen Ich arbeite -- nach den fertigen 9 Notariatsbogen -- jezt wieder Sträuben, aus der ſüſſen Unabhängigkeit und Leſe- und Schreibe- Gott ſegne Ihre Engels Hand. Möchten Sie ſie einmal einer weib- R. Die Röntgeniana hab’ ich nur überlaufen. Wozu aber etwas 247. An Thieriot. Meiningen d. 8. März 1802.Der Himmel weis, was ich Ihnen zu ſagen hatte. Auf Ihr Kommen Ich arbeite — nach den fertigen 9 Notariatsbogen — jezt wieder <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0144" n="137"/> Sträuben, aus der ſüſſen Unabhängigkeit und Leſe- und Schreibe-<lb/> Schwelgerei herauszugehen in ein bindendes Verhältnis. Sie be-<lb/> kommen nach dem Dank auf Sicht den gröſſern <hi rendition="#aq">a uso.</hi> Er mus durch-<lb/> aus einmal von ſeinem dünnen ſchwankenden Brette genommen und<lb/> ihm eine Laufbahn <hi rendition="#g">aufgem</hi>acht werden. Was wagen Sie, wenn<lb n="5"/> anders das beſte Gewiſſen wagen kan? Höchſtens daß er einmal ab-<lb/> dankt. Und ferner, ſteht denn jezt nicht ſein ganzes Ja oder Nein bei<lb/> ihm ſelber?</p><lb/> <p>Gott ſegne Ihre Engels Hand. Möchten Sie ſie einmal einer weib-<lb/> lichen geben können! — Alle Grüſſe von mir und <hi rendition="#aq">C.</hi> —<lb n="10"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Die <hi rendition="#aq">Röntgeniana</hi> hab’ ich nur überlaufen. Wozu aber etwas<lb/> überpichen, was ein ſo oft rezenſierter Autor ſchon gewohnt iſt? —<lb/> Betrift es meinen moraliſchen Karakter oder meinen litterariſchen?<lb/> Nur das ſagen Sie mir, dan wil ich Ihnen das Übrige ſelber ergänzen<lb n="15"/> und vermehren.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>247. An <hi rendition="#g">Thieriot.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Meiningen</hi> d. 8. März 1802.</hi> </dateline><lb/> <p>Der Himmel weis, was ich Ihnen zu ſagen hatte. Auf Ihr Kommen<lb/> wird nun alles verſchoben. Vermuthlich komt <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> in meiner<lb n="20"/> Geburtswoche; in dieſe ſolten Sie auch herein, beſonders da — <hi rendition="#aq">me<lb/> vate, te teste</hi> — das ſchönſte Wetter dan iſt. Der Herzog — bei<lb/> dem ich ſchon Ihr Apo- und Prolog geweſen — wird Ihren Geigen-<lb/> und andern Hals mit Freuden hören; aber ſonſt dürfen Sie auf be-<lb/> ſondere Konzerte und Ohren hier nicht ſonderlich rechnen. Sagen Sie<lb n="25"/> doch dem geliebten <hi rendition="#aq">Kanne</hi> auſſer meinem Dank und Vergnügen über<note place="right"><ref target="1922_Bd4_154">[154]</ref></note><lb/> ſein Wiſſen, noch daß ich mit dem Herzog über ihn geſprochen — daß<lb/> dieſer an den ꝛc. Hof geſchrieben — daß er wünſcht, ihn vorher hier zu<lb/> ſehen und daß <hi rendition="#aq">K.</hi> dan (nach ſeiner Meinung) mit fremdem Reiſegeld<lb/> an den ꝛc. Hof reiſen ſol, blos um ſich zu — zeigen. Möge dieſem tref-<lb n="30"/> lichen Mikrokoſmus der Makrokoſmus, dieſe <hi rendition="#aq">terra,</hi> leicht ſein!</p><lb/> <p>Ich arbeite — nach den fertigen 9 Notariatsbogen — jezt wieder<lb/> am <hi rendition="#aq">Titan</hi> mit Himmelsluſt, da er zu Oſtern 1803 ganz fertig ſein ſol;<lb/> an Anhänge iſt jezt nicht zu denken. An den fertigen kan ich ſo lange<lb/> hängen als ich wil, z. B. an einen Anhang wieder einen mäſſigen<lb n="35"/> Anhang. — Ganz neue Verſe, die blos Einen Vers lang ſind mit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [137/0144]
Sträuben, aus der ſüſſen Unabhängigkeit und Leſe- und Schreibe-
Schwelgerei herauszugehen in ein bindendes Verhältnis. Sie be-
kommen nach dem Dank auf Sicht den gröſſern a uso. Er mus durch-
aus einmal von ſeinem dünnen ſchwankenden Brette genommen und
ihm eine Laufbahn aufgemacht werden. Was wagen Sie, wenn 5
anders das beſte Gewiſſen wagen kan? Höchſtens daß er einmal ab-
dankt. Und ferner, ſteht denn jezt nicht ſein ganzes Ja oder Nein bei
ihm ſelber?
Gott ſegne Ihre Engels Hand. Möchten Sie ſie einmal einer weib-
lichen geben können! — Alle Grüſſe von mir und C. — 10
R.
Die Röntgeniana hab’ ich nur überlaufen. Wozu aber etwas
überpichen, was ein ſo oft rezenſierter Autor ſchon gewohnt iſt? —
Betrift es meinen moraliſchen Karakter oder meinen litterariſchen?
Nur das ſagen Sie mir, dan wil ich Ihnen das Übrige ſelber ergänzen 15
und vermehren.
247. An Thieriot.
Meiningen d. 8. März 1802.
Der Himmel weis, was ich Ihnen zu ſagen hatte. Auf Ihr Kommen
wird nun alles verſchoben. Vermuthlich komt Emanuel in meiner 20
Geburtswoche; in dieſe ſolten Sie auch herein, beſonders da — me
vate, te teste — das ſchönſte Wetter dan iſt. Der Herzog — bei
dem ich ſchon Ihr Apo- und Prolog geweſen — wird Ihren Geigen-
und andern Hals mit Freuden hören; aber ſonſt dürfen Sie auf be-
ſondere Konzerte und Ohren hier nicht ſonderlich rechnen. Sagen Sie 25
doch dem geliebten Kanne auſſer meinem Dank und Vergnügen über
ſein Wiſſen, noch daß ich mit dem Herzog über ihn geſprochen — daß
dieſer an den ꝛc. Hof geſchrieben — daß er wünſcht, ihn vorher hier zu
ſehen und daß K. dan (nach ſeiner Meinung) mit fremdem Reiſegeld
an den ꝛc. Hof reiſen ſol, blos um ſich zu — zeigen. Möge dieſem tref- 30
lichen Mikrokoſmus der Makrokoſmus, dieſe terra, leicht ſein!
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Ich arbeite — nach den fertigen 9 Notariatsbogen — jezt wieder
am Titan mit Himmelsluſt, da er zu Oſtern 1803 ganz fertig ſein ſol;
an Anhänge iſt jezt nicht zu denken. An den fertigen kan ich ſo lange
hängen als ich wil, z. B. an einen Anhang wieder einen mäſſigen 35
Anhang. — Ganz neue Verſe, die blos Einen Vers lang ſind mit
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(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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