das Trauerspiel*) unterschreib' ich bewundernd. Die Oper der Oper ist köstlich und unerwartet; wie des Persius schweres Problem ge- löset. Überhaupt scheinen die beiden lezten Adrasteen mit noch grösserem Feuer und einer Kraft geschrieben, von der man sich eine grössere Gesundheit verspräche als leider wie ich höre blieb. Aber was hab'5 ich mit allem diesen gesagt als höchstens Ja? Im Frühling, unter Ihrem Dache lässet sich eher ein breites Wort sagen. Herzlich dank' ich für Ihr Anbieten Ihrer Superintendur[!]; aber es wäre zu stark, es anzunehmen. -- Mit meiner C. wolt' ich auch nach Leipzig reisen, damit sie ihren Vater und die Schwestern sähe; aber alle Zeichen, die10 eine lang gewünschte Veränderung verkündigen, scheinen diese Reise abzurathen.
In 3 oder 4 Wochen komt der Titan. -- Fr. v. Kalb war hier; ganz dieselbe in Kraft, Geist und -- Traum; die arme schwimt in ihrer Fluth und hält sich an jeden Zweig, der neben ihr -- mit-15 schwimt.
Ich schreibe eiligst, um den H. Müller nicht zu versäumen, bei[156] dessen Berichten von Weim[arschen] Kriegstroublen man erst recht den Meininger Frieden fühlt.
Ich machte mit dem Herzoge eine Reise durch das Oberland, as20 zweimal in Hildburghausen am Hofe, sah die blühende F[euchters- leben], sprach sehr mit ihr und sagte stil: Gott sei Dank!
Möge die Gesundheit unter allen möglichen Gästen ewig unter Ihrem Dache bleiben! Grüsse und Wünsche des Herzens von C. und mir an Sie alle!25
250. An?
[Kopie][Meiningen, 21. März 1802]
Geburtstag 21 März: in Ihrer Küche lässet er sich am leichtesten feiern -- Küchen-Latein -- ich wünsche nichts als daß Sie auch ge- boren werden --30
251. An Schlichtegroll.
[Kopie][Meiningen, 21. März 1802]
Herzens-Memorie --
*) besonders über das Schiksal
das Trauerſpiel*) unterſchreib’ ich bewundernd. Die Oper der Oper iſt köſtlich und unerwartet; wie des Perſius ſchweres Problem ge- löſet. Überhaupt ſcheinen die beiden lezten Adraſteen mit noch gröſſerem Feuer und einer Kraft geſchrieben, von der man ſich eine gröſſere Geſundheit verſpräche als leider wie ich höre blieb. Aber was hab’5 ich mit allem dieſen geſagt als höchſtens Ja? Im Frühling, unter Ihrem Dache läſſet ſich eher ein breites Wort ſagen. Herzlich dank’ ich für Ihr Anbieten Ihrer Superintendur[!]; aber es wäre zu ſtark, es anzunehmen. — Mit meiner C. wolt’ ich auch nach Leipzig reiſen, damit ſie ihren Vater und die Schweſtern ſähe; aber alle Zeichen, die10 eine lang gewünſchte Veränderung verkündigen, ſcheinen dieſe Reiſe abzurathen.
In 3 oder 4 Wochen komt der Titan. — Fr. v. Kalb war hier; ganz dieſelbe in Kraft, Geiſt und — Traum; die arme ſchwimt in ihrer Fluth und hält ſich an jeden Zweig, der neben ihr — mit-15 ſchwimt.
Ich ſchreibe eiligſt, um den H. Müller nicht zu verſäumen, bei[156] deſſen Berichten von Weim[arschen] Kriegstroublen man erſt recht den Meininger Frieden fühlt.
Ich machte mit dem Herzoge eine Reiſe durch das Oberland, as20 zweimal in Hildburghausen am Hofe, ſah die blühende F[euchters- leben], ſprach ſehr mit ihr und ſagte ſtil: Gott ſei Dank!
Möge die Geſundheit unter allen möglichen Gäſten ewig unter Ihrem Dache bleiben! Grüſſe und Wünſche des Herzens von C. und mir an Sie alle!25
250. An?
[Kopie][Meiningen, 21. März 1802]
Geburtstag 〈21 März〉: in Ihrer Küche läſſet er ſich am leichteſten feiern — Küchen-Latein — ich wünſche nichts als daß Sie auch ge- boren werden —30
251. An Schlichtegroll.
[Kopie][Meiningen, 21. März 1802]
Herzens-Memorie —
*) beſonders über das Schikſal
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iſt köſtlich und unerwartet; wie des Perſius ſchweres Problem ge-
löſet. Überhaupt ſcheinen die beiden lezten Adraſteen mit noch gröſſerem
Feuer und einer Kraft geſchrieben, von der man ſich eine gröſſere
Geſundheit verſpräche als leider wie ich höre blieb. Aber was hab’ 5
ich mit allem dieſen geſagt als höchſtens Ja? Im Frühling, unter
Ihrem Dache läſſet ſich eher ein breites Wort ſagen. Herzlich dank’
ich für Ihr Anbieten Ihrer Superintendur[!]; aber es wäre zu ſtark,
es anzunehmen. — Mit meiner C. wolt’ ich auch nach Leipzig reiſen,
damit ſie ihren Vater und die Schweſtern ſähe; aber alle Zeichen, die 10
eine lang gewünſchte Veränderung verkündigen, ſcheinen dieſe Reiſe
abzurathen.
In 3 oder 4 Wochen komt der Titan. — Fr. v. Kalb war hier;
ganz dieſelbe in Kraft, Geiſt und — Traum; die arme ſchwimt in
ihrer Fluth und hält ſich an jeden Zweig, der neben ihr — mit- 15
ſchwimt.
Ich ſchreibe eiligſt, um den H. Müller nicht zu verſäumen, bei
deſſen Berichten von Weim[arschen] Kriegstroublen man erſt recht
den Meininger Frieden fühlt.
[156]
Ich machte mit dem Herzoge eine Reiſe durch das Oberland, as 20
zweimal in Hildburghausen am Hofe, ſah die blühende F[euchters-
leben], ſprach ſehr mit ihr und ſagte ſtil: Gott ſei Dank!
Möge die Geſundheit unter allen möglichen Gäſten ewig unter
Ihrem Dache bleiben! Grüſſe und Wünſche des Herzens von C. und
mir an Sie alle! 25
250. An?
[Meiningen, 21. März 1802]
Geburtstag 〈21 März〉: in Ihrer Küche läſſet er ſich am leichteſten
feiern — Küchen-Latein — ich wünſche nichts als daß Sie auch ge-
boren werden — 30
251. An Schlichtegroll.
[Meiningen, 21. März 1802]
Herzens-Memorie —
*) beſonders über das Schikſal
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/146>, abgerufen am 21.07.2024.
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