Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.-- vergessen. In Weimar fand ich den alten Herder nicht sie mit *) Im Sept. ist doch wieder ein Tropfe zu haben? Der 51/2 Eimer lässet die35
riefsten Dauben schon sehen. — vergeſſen. In Weimar fand ich den alten Herder 〈nicht ſie〉 mit *) Im Sept. iſt doch wieder ein Tropfe zu haben? Der 5½ Eimer läſſet die35
riefſten Dauben ſchon ſehen. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0167" n="160"/> — vergeſſen. In <hi rendition="#aq">Weimar</hi> fand ich den alten <hi rendition="#aq">Herder</hi> 〈nicht ſie〉 mit<lb/> alter Liebe, aber lebensſat, krank, und doch bald wieder zur vorigen<lb/> Freude wach, die alte Herzogin Mutter als eine Mutter, den alten<lb/> Wieland als trüben Witwer und ihren Miethsman und alles recht<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd4_179">[179]</ref></note>gut — Göthen in Giebich[en]ſtein, die <hi rendition="#aq">Caroline Feuchtersleben</hi> in<lb n="5"/> <hi rendition="#aq">Weimar.</hi> Er beſuchte — troz der Xenien — Reichard zuerſt, bracht’<lb/> ihn nach <hi rendition="#aq">Weimar,</hi> logierte ihn und jezt bei ihm; er ſinkt nun. In<lb/><hi rendition="#aq">Weimar</hi> iſt alles Feldgeſchrei gegen <hi rendition="#aq">Schlegel</hi> und deſſen <hi rendition="#aq">Alarcos,</hi><lb/> bei deſſen Darſtellung alles um den klatſchenden Göthe lachte, ſchlief,<lb/> fortgieng. Indes iſt doch der <hi rendition="#aq">Alarcos,</hi> 2 groſſe Fehler abgerechnet, ächt<lb n="10"/> tragiſch und gut. <hi rendition="#aq">Ahlefeldt</hi> zahlte 50 rtl. an ſeiner Schuld, die alles<lb/> verſprechende <hi rendition="#aq">Herder</hi> nichts, die <hi rendition="#aq">Liebman</hi> ſchweigt. — <hi rendition="#aq">Jacobi</hi> auch<lb/> ſeit 1 Jahre. — Auch das Klaglied iſt nachgedrukt, wie das Kam-<lb/> panerthal, aber ohne die Holzſchnitte. — <hi rendition="#aq">Cotta</hi> beſuchte mich und<lb/> wil auf 7 <hi rendition="#aq">Ld’or</hi> entrieren; ich gab ihm mit Mühe einen Aufſaz für<lb n="15"/> ſein Taſchenbuch. — Der lezte <hi rendition="#aq">Titan</hi> wird 2 Bände machen und keinen<lb/> Anhang haben, keinen gedrukten mein’ ich. — Es mus dir erinnerlich<lb/> ſein, daß du noch alle deine Briefe an mich haſt; ſchicke ſie mir bei<lb/> Gelegenheit, wo du ſie vermehrſt. — Neulich kauft’ ich einem derben<lb/> allein mit einem Kaufmansgewölbe von 50 rtl. auf dem Magen be-<lb n="20"/> ſezten Jungen vielerlei ab, der ein Sohn eines Bedienten bei Steinheil<lb/> in Hof iſt. Dieſer Telegraph aus Hof erfreuete mich ſehr. — Die<lb/><hi rendition="#aq">Feuchtersleben</hi> benahm ſich nicht recht gegen meine Frau, die daher<lb/> nun nichts mehr anſpint. Ich war ruhig-kalt. — Sieh die Hof-Sitte!<lb/> Wir wurden auf den Abend in <hi rendition="#aq">Hildburghausen</hi> eingeladen; vor<lb n="25"/> Tiſch ſagt die Oberhofmeiſterin meiner <hi rendition="#aq">C.,</hi> daß ſie und die Prinzeſſin<lb/> (eine götliche Täubin) mit ihr allein ſoupieren wolten und ich ſas ge-<lb/> ſchieden zu Tafel. Was die thörige Scheidung von Tiſch und weiter<lb/> nichts, etwan entſchuldigt, iſt daß 3 Herzoge dabei ſaſſen, meiner,<lb/> der meklenburger ꝛc. Indes ſingt die ſchöne Herzogin wie eine Himmels-<lb n="30"/> ſphäre, wie ein Echo, wie aus Nachtigallen gemacht. — Frage doch<lb/> nach, ob nicht das Johanniter Bier aſthmatiſch und lungenſüchtig<lb/> wirke. Im Herbſt<note place="foot" n="*)">Im Sept. iſt doch wieder ein Tropfe zu haben? Der 5½ Eimer läſſet die<lb n="35"/> riefſten Dauben ſchon ſehen.</note> müſſen wieder Trink-Fuhren hieher abgehen, weil<lb/> ich leider dieſen Winter noch hier leben und ſeufzen mus und das aus<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [160/0167]
— vergeſſen. In Weimar fand ich den alten Herder 〈nicht ſie〉 mit
alter Liebe, aber lebensſat, krank, und doch bald wieder zur vorigen
Freude wach, die alte Herzogin Mutter als eine Mutter, den alten
Wieland als trüben Witwer und ihren Miethsman und alles recht
gut — Göthen in Giebich[en]ſtein, die Caroline Feuchtersleben in 5
Weimar. Er beſuchte — troz der Xenien — Reichard zuerſt, bracht’
ihn nach Weimar, logierte ihn und jezt bei ihm; er ſinkt nun. In
Weimar iſt alles Feldgeſchrei gegen Schlegel und deſſen Alarcos,
bei deſſen Darſtellung alles um den klatſchenden Göthe lachte, ſchlief,
fortgieng. Indes iſt doch der Alarcos, 2 groſſe Fehler abgerechnet, ächt 10
tragiſch und gut. Ahlefeldt zahlte 50 rtl. an ſeiner Schuld, die alles
verſprechende Herder nichts, die Liebman ſchweigt. — Jacobi auch
ſeit 1 Jahre. — Auch das Klaglied iſt nachgedrukt, wie das Kam-
panerthal, aber ohne die Holzſchnitte. — Cotta beſuchte mich und
wil auf 7 Ld’or entrieren; ich gab ihm mit Mühe einen Aufſaz für 15
ſein Taſchenbuch. — Der lezte Titan wird 2 Bände machen und keinen
Anhang haben, keinen gedrukten mein’ ich. — Es mus dir erinnerlich
ſein, daß du noch alle deine Briefe an mich haſt; ſchicke ſie mir bei
Gelegenheit, wo du ſie vermehrſt. — Neulich kauft’ ich einem derben
allein mit einem Kaufmansgewölbe von 50 rtl. auf dem Magen be- 20
ſezten Jungen vielerlei ab, der ein Sohn eines Bedienten bei Steinheil
in Hof iſt. Dieſer Telegraph aus Hof erfreuete mich ſehr. — Die
Feuchtersleben benahm ſich nicht recht gegen meine Frau, die daher
nun nichts mehr anſpint. Ich war ruhig-kalt. — Sieh die Hof-Sitte!
Wir wurden auf den Abend in Hildburghausen eingeladen; vor 25
Tiſch ſagt die Oberhofmeiſterin meiner C., daß ſie und die Prinzeſſin
(eine götliche Täubin) mit ihr allein ſoupieren wolten und ich ſas ge-
ſchieden zu Tafel. Was die thörige Scheidung von Tiſch und weiter
nichts, etwan entſchuldigt, iſt daß 3 Herzoge dabei ſaſſen, meiner,
der meklenburger ꝛc. Indes ſingt die ſchöne Herzogin wie eine Himmels- 30
ſphäre, wie ein Echo, wie aus Nachtigallen gemacht. — Frage doch
nach, ob nicht das Johanniter Bier aſthmatiſch und lungenſüchtig
wirke. Im Herbſt *) müſſen wieder Trink-Fuhren hieher abgehen, weil
ich leider dieſen Winter noch hier leben und ſeufzen mus und das aus
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*) Im Sept. iſt doch wieder ein Tropfe zu haben? Der 5½ Eimer läſſet die 35
riefſten Dauben ſchon ſehen.
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(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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