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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

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Und die besten Leute hab' ich um mich -- die Pfartochter ohne
Gleichen -- die redliche Wartfrau -- und die studierte Hebamme. Las
mich schwazen vor dir und Emanuel und Amöne. Ihr seid die ersten
schriftlichen Zuhörer. Die Herzogin-Mutter in W[eimar] und der
hiesige Herzog baten sich s[elber] zu Gevatter dabei. Heute gieng ich5
zu ihm und bat ihn daß er mir zum schönsten Werk, das ich je ins
Publikum gesandt aus der Presse, den Titel gäbe -- Georgine (Es
kriegt 100 Namen). Recht menschlich greift er ins Menschliche ein.
Gestern schikt' ich ihm eine im Namen meines Spizes verfaste Sup-
plik.*) -- Wie viele Gevattern, weis ich kaum; viele sinds; deswegen10
stell' ich mich mehr meinetwegen in der ordentlichen Kleidung her, und
bitte doch -- wiewohl du dein eignes Isolatorium hier verdienst --
[201]dich. -- Alter! Bewährter! Bleibender dem, der dir alles das auch ist.

Die übrige Antwort auf deinen Brief bleibe auf den nächsten ver-
spart. Lebe froh, mein Bruder!15


Karoline, sobald du den Brief ausgelesen, so schreibe blos Folgendes
an den H. Gevatter:

geliebter Otto, wer ist seeliger als ich? Nun zwei so Geliebte. Amöne, freue dich
meines Glüks! --
20

Liegend im Bett und mit dem Kind in der Linken geschrieben.

315. An Emanuel.

Geliebter! Wiewohl mein Blat an Otto auch an Sie ist: so sol
doch in Ihrem Archiv der Liebe die meinige auf besonderen Papieren25
aufbewahret werden. Morgen geht erst das Blat, und dan kan es
noch von der Hand der schönen Märtyrin des Lebens geheiligt werden.
Ich bin weit über meinen Werth hinaus seelig und habe nichts als
Demuth und die Thräne dazu. Seh' ich rund umher dies ungleich
ausgetheilte Leben an und das Schiksal der Besten und vergleiche: so30
schweige ich noch tiefer und weine die Freudenthräne nur gebükt. --
Aber Sie verdient alles, was ich geschenkt bekomme von Gott;
und daher sag ich ihr immer, daß ich mich recht sehr auf sie verliesse

*) Des Revierens wegen sind alle Hunde mit Stadtarrest belegt, wovon ich
meinen loshalf. Du kanst die Supplik haben.35

Und die beſten Leute hab’ ich um mich — die Pfartochter ohne
Gleichen — die redliche Wartfrau — und die ſtudierte Hebamme. Las
mich ſchwazen vor dir und Emanuel und Amöne. Ihr ſeid die erſten
ſchriftlichen Zuhörer. Die Herzogin-Mutter in W[eimar] und der
hieſige Herzog baten ſich ſ[elber] zu Gevatter dabei. Heute gieng ich5
zu ihm und bat ihn daß er mir zum ſchönſten Werk, das ich je ins
Publikum geſandt aus der Preſſe, den Titel gäbe — Georgine (Es
kriegt 100 Namen). Recht menſchlich greift er ins Menſchliche ein.
Geſtern ſchikt’ ich ihm eine im Namen meines Spizes verfaſte Sup-
plik.*) — Wie viele Gevattern, weis ich kaum; viele ſinds; deswegen10
ſtell’ ich mich mehr meinetwegen in der ordentlichen Kleidung her, und
bitte doch — wiewohl du dein eignes Iſolatorium hier verdienſt —
[201]dich. — Alter! Bewährter! Bleibender dem, der dir alles das auch iſt.

Die übrige Antwort auf deinen Brief bleibe auf den nächſten ver-
ſpart. Lebe froh, mein Bruder!15


Karoline, ſobald du den Brief ausgeleſen, ſo ſchreibe blos Folgendes
an den H. Gevatter:

geliebter Otto, wer iſt ſeeliger als ich? Nun zwei ſo Geliebte. Amöne, freue dich
meines Glüks! —
20

Liegend im Bett und mit dem Kind in der Linken geſchrieben.

315. An Emanuel.

Geliebter! Wiewohl mein Blat an Otto auch an Sie iſt: ſo ſol
doch in Ihrem Archiv der Liebe die meinige auf beſonderen Papieren25
aufbewahret werden. Morgen geht erſt das Blat, und dan kan es
noch von der Hand der ſchönen Märtyrin des Lebens geheiligt werden.
Ich bin weit über meinen Werth hinaus ſeelig und habe nichts als
Demuth und die Thräne dazu. Seh’ ich rund umher dies ungleich
ausgetheilte Leben an und das Schikſal der Beſten und vergleiche: ſo30
ſchweige ich noch tiefer und weine die Freudenthräne nur gebükt. —
Aber Sie verdient alles, was ich geſchenkt bekomme von Gott;
und daher ſag ich ihr immer, daß ich mich recht ſehr auf ſie verlieſſe

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[180/0187] Und die beſten Leute hab’ ich um mich — die Pfartochter ohne Gleichen — die redliche Wartfrau — und die ſtudierte Hebamme. Las mich ſchwazen vor dir und Emanuel und Amöne. Ihr ſeid die erſten ſchriftlichen Zuhörer. Die Herzogin-Mutter in W[eimar] und der hieſige Herzog baten ſich ſ[elber] zu Gevatter dabei. Heute gieng ich 5 zu ihm und bat ihn daß er mir zum ſchönſten Werk, das ich je ins Publikum geſandt aus der Preſſe, den Titel gäbe — Georgine (Es kriegt 100 Namen). Recht menſchlich greift er ins Menſchliche ein. Geſtern ſchikt’ ich ihm eine im Namen meines Spizes verfaſte Sup- plik. *) — Wie viele Gevattern, weis ich kaum; viele ſinds; deswegen 10 ſtell’ ich mich mehr meinetwegen in der ordentlichen Kleidung her, und bitte doch — wiewohl du dein eignes Iſolatorium hier verdienſt — dich. — Alter! Bewährter! Bleibender dem, der dir alles das auch iſt. [201] Die übrige Antwort auf deinen Brief bleibe auf den nächſten ver- ſpart. Lebe froh, mein Bruder! 15 d. 21. Karoline, ſobald du den Brief ausgeleſen, ſo ſchreibe blos Folgendes an den H. Gevatter: geliebter Otto, wer iſt ſeeliger als ich? Nun zwei ſo Geliebte. Amöne, freue dich meines Glüks! — 20 Liegend im Bett und mit dem Kind in der Linken geſchrieben. 315. An Emanuel. M[einingen] d. 20. S[ept.] 1802. Geliebter! Wiewohl mein Blat an Otto auch an Sie iſt: ſo ſol doch in Ihrem Archiv der Liebe die meinige auf beſonderen Papieren 25 aufbewahret werden. Morgen geht erſt das Blat, und dan kan es noch von der Hand der ſchönen Märtyrin des Lebens geheiligt werden. Ich bin weit über meinen Werth hinaus ſeelig und habe nichts als Demuth und die Thräne dazu. Seh’ ich rund umher dies ungleich ausgetheilte Leben an und das Schikſal der Beſten und vergleiche: ſo 30 ſchweige ich noch tiefer und weine die Freudenthräne nur gebükt. — Aber Sie verdient alles, was ich geſchenkt bekomme von Gott; und daher ſag ich ihr immer, daß ich mich recht ſehr auf ſie verlieſſe *) Des Revierens wegen ſind alle Hunde mit Stadtarreſt belegt, wovon ich meinen loshalf. Du kanſt die Supplik haben. 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/187>, abgerufen am 21.11.2024.