Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.Und die besten Leute hab' ich um mich -- die Pfartochter ohne Die übrige Antwort auf deinen Brief bleibe auf den nächsten ver- d. 21. Karoline, sobald du den Brief ausgelesen, so schreibe blos Folgendes geliebter Otto, wer ist seeliger als ich? Nun zwei so Geliebte. Amöne, freue dich Liegend im Bett und mit dem Kind in der Linken geschrieben. 315. An Emanuel. M[einingen] d. 20. S[ept.] 1802.Geliebter! Wiewohl mein Blat an Otto auch an Sie ist: so sol *) Des Revierens wegen sind alle Hunde mit Stadtarrest belegt, wovon ich
meinen loshalf. Du kanst die Supplik haben.35 Und die beſten Leute hab’ ich um mich — die Pfartochter ohne Die übrige Antwort auf deinen Brief bleibe auf den nächſten ver- d. 21. Karoline, ſobald du den Brief ausgeleſen, ſo ſchreibe blos Folgendes geliebter Otto, wer iſt ſeeliger als ich? Nun zwei ſo Geliebte. Amöne, freue dich Liegend im Bett und mit dem Kind in der Linken geſchrieben. 315. An Emanuel. M[einingen] d. 20. S[ept.] 1802.Geliebter! Wiewohl mein Blat an Otto auch an Sie iſt: ſo ſol *) Des Revierens wegen ſind alle Hunde mit Stadtarreſt belegt, wovon ich
meinen loshalf. Du kanſt die Supplik haben.35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0187" n="180"/> <p>Und die beſten Leute hab’ ich um mich — die Pfartochter ohne<lb/> Gleichen — die redliche Wartfrau — und die ſtudierte Hebamme. Las<lb/> mich ſchwazen vor dir und <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> und <hi rendition="#aq">Amöne.</hi> Ihr ſeid die erſten<lb/> ſchriftlichen Zuhörer. Die Herzogin-Mutter in <hi rendition="#aq">W[eimar]</hi> und der<lb/> hieſige Herzog baten ſich ſ[elber] zu Gevatter dabei. Heute gieng ich<lb n="5"/> zu ihm und bat ihn daß er mir zum ſchönſten Werk, das ich je ins<lb/> Publikum geſandt aus der Preſſe, den Titel gäbe — <hi rendition="#aq">Georgine</hi> (Es<lb/> kriegt 100 Namen). Recht menſchlich greift er ins Menſchliche ein.<lb/> Geſtern ſchikt’ ich ihm eine im Namen meines Spizes verfaſte Sup-<lb/> plik.<note place="foot" n="*)">Des Revierens wegen ſind alle Hunde mit Stadtarreſt belegt, wovon ich<lb/> meinen loshalf. Du kanſt die Supplik haben.<lb n="35"/> </note> — Wie viele Gevattern, weis ich kaum; viele ſinds; deswegen<lb n="10"/> ſtell’ ich mich mehr meinetwegen in der ordentlichen Kleidung her, und<lb/> bitte doch — wiewohl du dein eignes Iſolatorium hier verdienſt —<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd4_201">[201]</ref></note>dich. — Alter! Bewährter! Bleibender dem, der dir alles das auch iſt.</p><lb/> <p>Die übrige Antwort auf deinen Brief bleibe auf den nächſten ver-<lb/> ſpart. Lebe froh, mein Bruder!<lb n="15"/> </p> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 21.</hi> </dateline><lb/> <p>Karoline, ſobald du den Brief ausgeleſen, ſo ſchreibe blos Folgendes<lb/> an den H. Gevatter:</p><lb/> <p> <hi rendition="#smaller">geliebter <hi rendition="#aq">Otto,</hi> wer iſt ſeeliger als ich? Nun zwei ſo Geliebte. <hi rendition="#aq">Amöne,</hi> freue dich<lb/> meines Glüks! —</hi> <lb n="20"/> </p> <p>Liegend im Bett und mit dem Kind in der Linken geſchrieben.</p> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>315. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">M[einingen]</hi> d. 20. <hi rendition="#aq">S[ept.]</hi> 1802.</hi> </dateline><lb/> <p>Geliebter! Wiewohl mein Blat an Otto auch an Sie iſt: ſo ſol<lb/> doch in Ihrem Archiv der Liebe die meinige auf beſonderen Papieren<lb n="25"/> aufbewahret werden. Morgen geht erſt das Blat, und dan kan es<lb/> noch von der Hand der ſchönen Märtyrin des Lebens geheiligt werden.<lb/> Ich bin weit über meinen Werth hinaus ſeelig und habe nichts als<lb/> Demuth und die Thräne dazu. Seh’ ich rund umher dies ungleich<lb/> ausgetheilte Leben an und das Schikſal der Beſten und vergleiche: ſo<lb n="30"/> ſchweige ich noch tiefer und weine die Freudenthräne nur gebükt. —<lb/> Aber <hi rendition="#g">Sie verdient</hi> alles, was ich <hi rendition="#g">geſchenkt</hi> bekomme von Gott;<lb/> und daher ſag ich ihr immer, daß ich mich recht ſehr auf <hi rendition="#g">ſie</hi> verlieſſe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [180/0187]
Und die beſten Leute hab’ ich um mich — die Pfartochter ohne
Gleichen — die redliche Wartfrau — und die ſtudierte Hebamme. Las
mich ſchwazen vor dir und Emanuel und Amöne. Ihr ſeid die erſten
ſchriftlichen Zuhörer. Die Herzogin-Mutter in W[eimar] und der
hieſige Herzog baten ſich ſ[elber] zu Gevatter dabei. Heute gieng ich 5
zu ihm und bat ihn daß er mir zum ſchönſten Werk, das ich je ins
Publikum geſandt aus der Preſſe, den Titel gäbe — Georgine (Es
kriegt 100 Namen). Recht menſchlich greift er ins Menſchliche ein.
Geſtern ſchikt’ ich ihm eine im Namen meines Spizes verfaſte Sup-
plik. *) — Wie viele Gevattern, weis ich kaum; viele ſinds; deswegen 10
ſtell’ ich mich mehr meinetwegen in der ordentlichen Kleidung her, und
bitte doch — wiewohl du dein eignes Iſolatorium hier verdienſt —
dich. — Alter! Bewährter! Bleibender dem, der dir alles das auch iſt.
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Die übrige Antwort auf deinen Brief bleibe auf den nächſten ver-
ſpart. Lebe froh, mein Bruder! 15
d. 21.
Karoline, ſobald du den Brief ausgeleſen, ſo ſchreibe blos Folgendes
an den H. Gevatter:
geliebter Otto, wer iſt ſeeliger als ich? Nun zwei ſo Geliebte. Amöne, freue dich
meines Glüks! — 20
Liegend im Bett und mit dem Kind in der Linken geſchrieben.
315. An Emanuel.
M[einingen] d. 20. S[ept.] 1802.
Geliebter! Wiewohl mein Blat an Otto auch an Sie iſt: ſo ſol
doch in Ihrem Archiv der Liebe die meinige auf beſonderen Papieren 25
aufbewahret werden. Morgen geht erſt das Blat, und dan kan es
noch von der Hand der ſchönen Märtyrin des Lebens geheiligt werden.
Ich bin weit über meinen Werth hinaus ſeelig und habe nichts als
Demuth und die Thräne dazu. Seh’ ich rund umher dies ungleich
ausgetheilte Leben an und das Schikſal der Beſten und vergleiche: ſo 30
ſchweige ich noch tiefer und weine die Freudenthräne nur gebükt. —
Aber Sie verdient alles, was ich geſchenkt bekomme von Gott;
und daher ſag ich ihr immer, daß ich mich recht ſehr auf ſie verlieſſe
*) Des Revierens wegen ſind alle Hunde mit Stadtarreſt belegt, wovon ich
meinen loshalf. Du kanſt die Supplik haben. 35
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(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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