Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.die alten noch? Ich möchte viel von de et abs dir wissen, -- gerade Von meiner in deine hab' ich jezt nichts zu bringen; mein Kind Ich thue eine Bitte an dich, deren Erfüllung dir im Herbste, wo Kanst du die Sache nicht erfragen, so frage meinen Schwieger- Paullum.35 [Adr.] H. Hans Georg v. Ahlefeldt. D[urch] unsern Sontags- (oder decadi)-restaurateur. die alten noch? Ich möchte viel von 〈de et abs〉 dir wiſſen, — gerade Von meiner in deine hab’ ich jezt nichts zu bringen; mein Kind Ich thue eine Bitte an dich, deren Erfüllung dir im Herbſte, wo Kanſt du die Sache nicht erfragen, ſo frage meinen Schwieger- Paullum.35 [Adr.] H. Hans Georg v. Ahlefeldt. D[urch] unſern Sontags- (oder decadi)-restaurateur. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0195" n="188"/> die alten noch? Ich möchte viel von 〈<hi rendition="#aq">de et abs</hi>〉 dir wiſſen, — gerade<lb/> jezt, wo ich einmal deine dämmernden Stuben in der dämmernden<lb/> Jahrszeit bezogen und wo wir dan nichts machten als Spas und<lb/> Toilette für jeden Abend — auch möcht’ ich wiſſen (jezt ernſthaft), ob<lb/> dein inneres Glük Blüten, Früchte, Himmel oder Nordpol hat? Davon<lb n="5"/> lege mir wieder wie in alter Zeit, etwas in die Bruſt, ich werd’ es<lb/> gern aufnehmen.</p><lb/> <p>Von meiner in deine hab’ ich jezt nichts zu bringen; mein Kind<lb/> (<hi rendition="#aq">Emma</hi>) müſt’ ich denn daran legen. Ein himmelſchönes Weſen!<lb/> Freilich ſchreit’s. — Die Angſt iſt doch vorüber, womit ein Man<lb n="10"/> ſeine Frau mit der Laſt eines doppelten Lebens über das breite Grab<lb/> wegſchreiten ſieht. Unſer Kleeblat iſt friſch und grün, beſonders mein<lb/> Blat; denn ich habe Bier, was dem guten <hi rendition="#aq">Berlin</hi> ſamt einem Berge<lb/> fehlet. Doch habt ihr Bierwaſſer oder Waſſerbiere in ſchöner Mannig-<lb/> faltigkeit.<lb n="15"/> </p> <p>Ich thue eine Bitte an dich, deren Erfüllung dir im Herbſte, wo<lb/> du auch ein Zugvogel biſt obwohl nur durch Straſſen, weniger ſchwer<lb/> fallen wird .... Das Geſcheuteſte iſt, ich ſende dir den ganzen Brief<lb/> der Frau <hi rendition="#aq">v. Lochner,</hi> die früher eine Nonne, jezt eine Madonna<lb/> (nicht nur an Schönheit) iſt. Der Name des Hofmeiſters heiſſet<lb n="20"/> Profeſſor und Rath <hi rendition="#aq">André</hi> in Würzburg.</p><lb/> <p>Kanſt du die Sache nicht erfragen, ſo frage meinen Schwieger-<lb/> vater, indem du zugleich ſagſt, daß ich ihm, nach zwei ſo neuen Bitten<lb/> und Fragen meiner Frau, nicht gern mit der dritten kommen wolte. —<lb/> Apropos ſchon einmal haſt du in meinem Namen deinem ehrlichen<lb n="25"/> Müller 1 rtl. geſchenkt; ſchenk’ ihm noch 2 und bringe ſie mir in<lb/> Rechnung. Er ſei gegrüſſet, der Ehrliche! Himmel, unſer Stuben-<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd4_210">[210]</ref></note>leben war einſt ein ſchönes genialiſches Leben — und wenn der Donner<lb/> nicht einmal dreingefahren wäre, daß es ſolange nachher nach<lb/> Schwefel ſtank, kein götlicheres hätt’ ich gewuſt. Mög’ es dir jezt<lb n="30"/> zum Lohne der ſchönen Zeit beſchieden ſein! Herzlich ſehn’ ich mich<lb/> nach einer Wiederholung, die auch kommen wird. Grüſſe die, die du<lb/> ſo liebteſt — dan die und den <hi rendition="#aq">Sander</hi> — die <hi rendition="#aq">Herz</hi> — das ökonomiſche<lb/> adliche Fräulein — die <hi rendition="#aq">Levi — Unzelmann</hi> — die Deinigen, dich<lb/> und deinen alten</p> <closer> <salute> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">Paullum.</hi> </hi> <lb n="35"/> </salute> </closer> <trailer> <address> <addrLine>[Adr.] H. <hi rendition="#aq">Hans Georg v. Ahlefeldt.</hi> D[urch] unſern Sontags-<lb/> (oder <hi rendition="#aq">decadi)-restaurateur.</hi></addrLine> </address> </trailer> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [188/0195]
die alten noch? Ich möchte viel von 〈de et abs〉 dir wiſſen, — gerade
jezt, wo ich einmal deine dämmernden Stuben in der dämmernden
Jahrszeit bezogen und wo wir dan nichts machten als Spas und
Toilette für jeden Abend — auch möcht’ ich wiſſen (jezt ernſthaft), ob
dein inneres Glük Blüten, Früchte, Himmel oder Nordpol hat? Davon 5
lege mir wieder wie in alter Zeit, etwas in die Bruſt, ich werd’ es
gern aufnehmen.
Von meiner in deine hab’ ich jezt nichts zu bringen; mein Kind
(Emma) müſt’ ich denn daran legen. Ein himmelſchönes Weſen!
Freilich ſchreit’s. — Die Angſt iſt doch vorüber, womit ein Man 10
ſeine Frau mit der Laſt eines doppelten Lebens über das breite Grab
wegſchreiten ſieht. Unſer Kleeblat iſt friſch und grün, beſonders mein
Blat; denn ich habe Bier, was dem guten Berlin ſamt einem Berge
fehlet. Doch habt ihr Bierwaſſer oder Waſſerbiere in ſchöner Mannig-
faltigkeit. 15
Ich thue eine Bitte an dich, deren Erfüllung dir im Herbſte, wo
du auch ein Zugvogel biſt obwohl nur durch Straſſen, weniger ſchwer
fallen wird .... Das Geſcheuteſte iſt, ich ſende dir den ganzen Brief
der Frau v. Lochner, die früher eine Nonne, jezt eine Madonna
(nicht nur an Schönheit) iſt. Der Name des Hofmeiſters heiſſet 20
Profeſſor und Rath André in Würzburg.
Kanſt du die Sache nicht erfragen, ſo frage meinen Schwieger-
vater, indem du zugleich ſagſt, daß ich ihm, nach zwei ſo neuen Bitten
und Fragen meiner Frau, nicht gern mit der dritten kommen wolte. —
Apropos ſchon einmal haſt du in meinem Namen deinem ehrlichen 25
Müller 1 rtl. geſchenkt; ſchenk’ ihm noch 2 und bringe ſie mir in
Rechnung. Er ſei gegrüſſet, der Ehrliche! Himmel, unſer Stuben-
leben war einſt ein ſchönes genialiſches Leben — und wenn der Donner
nicht einmal dreingefahren wäre, daß es ſolange nachher nach
Schwefel ſtank, kein götlicheres hätt’ ich gewuſt. Mög’ es dir jezt 30
zum Lohne der ſchönen Zeit beſchieden ſein! Herzlich ſehn’ ich mich
nach einer Wiederholung, die auch kommen wird. Grüſſe die, die du
ſo liebteſt — dan die und den Sander — die Herz — das ökonomiſche
adliche Fräulein — die Levi — Unzelmann — die Deinigen, dich
und deinen alten
[210]Paullum. 35
[Adr.] H. Hans Georg v. Ahlefeldt. D[urch] unſern Sontags-
(oder decadi)-restaurateur.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |