Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.[240] 364. An Herzog Georg von Meiningen. [Kopie][Meiningen, 26. April (?) 1803]Sie prophezeiten mich mir -- Reise ins bergige Paradies (Alten- 365. An Christian Otto.5 Meiningen d. 1. Mai 1803 [Sonntag].Ich wil heute das Blätgen anfangen, das erst, Gott weis wenn, Ich nehme jezt die Novitäten nach der Anciennete in meinem *) Die Revoluzion sagte kein neues Wort, das nicht seit Karl I. im Parlament
gesagt worden. [240] 364. An Herzog Georg von Meiningen. [Kopie][Meiningen, 26. April (?) 1803]Sie prophezeiten mich mir — Reiſe ins bergige Paradies (Alten- 365. An Chriſtian Otto.5 Meiningen d. 1. Mai 1803 [Sonntag].Ich wil heute das Blätgen anfangen, das erſt, Gott weis wenn, Ich nehme jezt die Novitäten nach der Ancienneté in meinem *) Die Revoluzion ſagte kein neues Wort, das nicht ſeit Karl I. im Parlament
geſagt worden. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0223" n="216"/> <div type="letter" n="1"> <head><note place="left"><ref target="1922_Bd4_240">[240]</ref></note> 364. An <hi rendition="#g">Herzog Georg von Meiningen.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Meiningen, 26. April (?) 1803]</hi> </dateline><lb/> <p>Sie prophezeiten mich mir — Reiſe ins bergige Paradies (Alten-<lb/> ſtein) aus dem ebenen —</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>365. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi><lb n="5"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Meiningen</hi> d. 1. Mai 1803 [Sonntag].</hi> </dateline><lb/> <p>Ich wil heute das Blätgen anfangen, das erſt, Gott weis wenn,<lb/> der Titan auf ſeinen Schultern mitnimt. Von dir erfahr’ ich leider<lb/> Hunds wenig — du von mir doch überal her —, indes dein Amt und<lb/> alles dich in 1000 kleine Novitäten verwickeln mus, die ich, wenn<lb n="10"/> ich darin wäre, dir treulich ſchreiben würde. So wär’ es auch deine<lb/> Pflicht, mir von <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> — da ers ſelber nicht thut —, von <hi rendition="#aq">Albrecht,<lb/> Amoene, Friederike, Wernlein</hi> u. ſ. w. viel zu melden. Wie iſts mit<lb/> deinem Paralleliſmus? Ich bin auf den Eindruk des lezten Drittels<lb/> auf mich begierig, da ich jezt wieder — durch Augenzeugen und all[es]<lb n="15"/> und engliſche Geſchichte<note place="foot" n="*)">Die Revoluzion ſagte kein neues Wort, das nicht ſeit Karl <hi rendition="#aq">I.</hi> im Parlament<lb/> geſagt worden.</note> — ein leibhafter Engländer bin und nur<lb/> in England noch die Freiheit, die Göttin-Mutter der Göttinnen, an-<lb/> zutreffen glaube, fals blos von hieſiger Erde die Rede iſt.</p><lb/> <p>Ich nehme jezt die Novitäten nach der <hi rendition="#aq">Ancienneté</hi> in meinem<lb/> Schmierbuch vor. (Heute oder jezt iſt Sontags Nachmittags; denn<lb n="20"/> dan iſt mir nach meinem Arbeits- und Leſe-Reglement durchaus er-<lb/> laubt, zu thun was ich wil) — Du wirſt dich hoff’ ich beſinnen, daß<lb/> du alle <hi rendition="#g">deine</hi> Briefe an mich noch haſt; und länger als bis du ſie<lb/> ſelber bringſt, darfſt du ſie nicht behalten, ſondern kürzer wenn du<lb/> nicht bald komſt. — Ich las den aufgelegten, mehr dummen als böſen<lb n="25"/> Shakal wieder; gewis machte ihn <hi rendition="#aq">Kirsch,</hi> ſchon wegen des Arabiſchen.<lb/> Auch wolt’ er früher das Publikum über mich berichtigen. — Das<lb/> goldne Kalb lies wegen der Einfälle, iſt aber doch des Jenenſiſchen<lb/> Lobs nicht ganz würdig. Lies <hi rendition="#aq">Novalis</hi> Schriften zuerſt; Engels miſe-<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd4_241">[241]</ref></note>rab[les] Eid und Pflicht aber nicht — Schillings Werke laufen Ein-<lb n="30"/> mal gut mit durch, das Fegfeuer u. a. frühere ſind gut. — Erinnere<lb/> mich einmal mündlich daran, daß ich dir über die „Ritter für Freiheit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [216/0223]
364. An Herzog Georg von Meiningen.
[Meiningen, 26. April (?) 1803]
Sie prophezeiten mich mir — Reiſe ins bergige Paradies (Alten-
ſtein) aus dem ebenen —
365. An Chriſtian Otto. 5
Meiningen d. 1. Mai 1803 [Sonntag].
Ich wil heute das Blätgen anfangen, das erſt, Gott weis wenn,
der Titan auf ſeinen Schultern mitnimt. Von dir erfahr’ ich leider
Hunds wenig — du von mir doch überal her —, indes dein Amt und
alles dich in 1000 kleine Novitäten verwickeln mus, die ich, wenn 10
ich darin wäre, dir treulich ſchreiben würde. So wär’ es auch deine
Pflicht, mir von Emanuel — da ers ſelber nicht thut —, von Albrecht,
Amoene, Friederike, Wernlein u. ſ. w. viel zu melden. Wie iſts mit
deinem Paralleliſmus? Ich bin auf den Eindruk des lezten Drittels
auf mich begierig, da ich jezt wieder — durch Augenzeugen und all[es] 15
und engliſche Geſchichte *) — ein leibhafter Engländer bin und nur
in England noch die Freiheit, die Göttin-Mutter der Göttinnen, an-
zutreffen glaube, fals blos von hieſiger Erde die Rede iſt.
Ich nehme jezt die Novitäten nach der Ancienneté in meinem
Schmierbuch vor. (Heute oder jezt iſt Sontags Nachmittags; denn 20
dan iſt mir nach meinem Arbeits- und Leſe-Reglement durchaus er-
laubt, zu thun was ich wil) — Du wirſt dich hoff’ ich beſinnen, daß
du alle deine Briefe an mich noch haſt; und länger als bis du ſie
ſelber bringſt, darfſt du ſie nicht behalten, ſondern kürzer wenn du
nicht bald komſt. — Ich las den aufgelegten, mehr dummen als böſen 25
Shakal wieder; gewis machte ihn Kirsch, ſchon wegen des Arabiſchen.
Auch wolt’ er früher das Publikum über mich berichtigen. — Das
goldne Kalb lies wegen der Einfälle, iſt aber doch des Jenenſiſchen
Lobs nicht ganz würdig. Lies Novalis Schriften zuerſt; Engels miſe-
rab[les] Eid und Pflicht aber nicht — Schillings Werke laufen Ein- 30
mal gut mit durch, das Fegfeuer u. a. frühere ſind gut. — Erinnere
mich einmal mündlich daran, daß ich dir über die „Ritter für Freiheit
[241]
*) Die Revoluzion ſagte kein neues Wort, das nicht ſeit Karl I. im Parlament
geſagt worden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |