Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

Bild:
<< vorherige Seite
368. An Präsident Heim.
[Kopie]

Rauchen Sie abends nicht? Feuern und feiern Sie abends nicht?
Sind Sie abends nicht der Präsident Heim?

*369. An Christian Felix Weiße in Leipzig.5

Mit Freuden geb' ich dem Überbringer dieses, H. von Künsberg
-- einem guten sitlich-zarten Sohn einer vortreflichen Mutter --
dieses Blat als ein Einlasbillet an Sie, vortreflich liebender und ge-
liebter Freund, weil er Sie so sehr zu sehen wünscht und weil ich eben10
so sehr wünsche, wenigstens auf Papier vor Sie zu treten. Er wird Sie
wahrscheinlich schon in Ihrer Villegiatura antreffen, um welche der
Himmel seine schönsten Blüten und nicht mehr Wolken hänge als
nöthig sind, jene zu bethauen.

In dieser Woche zieh' ich nach Coburg. Der September gab mir15
unter andern Früchten auch ein gesundes liebliches Wesen, eine Toch-
ter. Diese zwei Perioden sind meine menschliche Geschichte; die litte-
rarische wird immer gedrukt.

Ich grüsse herzlich alle Ihrigen, die es so sehr verdienen, die Ihrigen
zu sein. Möge Ihr Lebensherbst jenen seltenen Herbsten -- denn Sie20
verdienen es -- ähnlich sein und bleiben, in welchen die Bäume wieder
blühten und die Johanniswürmgen funkelten und alles blau und[244]
heiter war; damit er auf sanften Stufen zu dem höhern Frühling
hebe!

Ihr25
J. P. F. Richter
370. An Königin Luise.
[Kopie]

Vergeben Sie, daß der Titan Ihnen mit so vielen andern Wesen,
die weniger Freude bringen als mitnehmen, in Ihrem Wege entgegen-30
komt. Mög' er nicht zu dem Staub und zu den Unbequemlichkeiten
der Reise gehören sondern vielmehr zu einem kurzen Vergessen der-
selben helfen und stat ein Stein im Wege eine kleine Felsenpartie
am Wege sein.

368. An Präſident Heim.
[Kopie]

Rauchen Sie abends nicht? Feuern und feiern Sie abends nicht?
Sind Sie abends nicht der Präſident Heim?

*369. An Chriſtian Felix Weiße in Leipzig.5

Mit Freuden geb’ ich dem Überbringer dieſes, H. von Künsberg
— einem guten ſitlich-zarten Sohn einer vortreflichen Mutter —
dieſes Blat als ein Einlasbillet an Sie, vortreflich liebender und ge-
liebter Freund, weil er Sie ſo ſehr zu ſehen wünſcht und weil ich eben10
ſo ſehr wünſche, wenigſtens auf Papier vor Sie zu treten. Er wird Sie
wahrſcheinlich ſchon in Ihrer Villegiatura antreffen, um welche der
Himmel ſeine ſchönſten Blüten und nicht mehr Wolken hänge als
nöthig ſind, jene zu bethauen.

In dieſer Woche zieh’ ich nach Coburg. Der September gab mir15
unter andern Früchten auch ein geſundes liebliches Weſen, eine Toch-
ter. Dieſe zwei Perioden ſind meine menſchliche Geſchichte; die litte-
rariſche wird immer gedrukt.

Ich grüſſe herzlich alle Ihrigen, die es ſo ſehr verdienen, die Ihrigen
zu ſein. Möge Ihr Lebensherbſt jenen ſeltenen Herbſten — denn Sie20
verdienen es — ähnlich ſein und bleiben, in welchen die Bäume wieder
blühten und die Johanniswürmgen funkelten und alles blau und[244]
heiter war; damit er auf ſanften Stufen zu dem höhern Frühling
hebe!

Ihr25
J. P. F. Richter
370. An Königin Luiſe.
[Kopie]

Vergeben Sie, daß der Titan Ihnen mit ſo vielen andern Weſen,
die weniger Freude bringen als mitnehmen, in Ihrem Wege entgegen-30
komt. Mög’ er nicht zu dem Staub und zu den Unbequemlichkeiten
der Reiſe gehören ſondern vielmehr zu einem kurzen Vergeſſen der-
ſelben helfen und ſtat ein Stein im Wege eine kleine Felſenpartie
am Wege ſein.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0226" n="219"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>368. An <hi rendition="#g">Prä&#x017F;ident Heim.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Meiningen, Mai 1803]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Rauchen Sie abends nicht? Feuern und feiern Sie abends nicht?<lb/>
Sind Sie abends nicht der Prä&#x017F;ident <hi rendition="#aq">Heim?</hi></p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>*369. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Felix Weiße in Leipzig.</hi><lb n="5"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Meiningen</hi> d. 8 Mai 1803.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Mit Freuden geb&#x2019; ich dem Überbringer die&#x017F;es, H. von Künsberg<lb/>
&#x2014; einem guten &#x017F;itlich-zarten Sohn einer vortreflichen Mutter &#x2014;<lb/>
die&#x017F;es Blat als ein Einlasbillet an Sie, vortreflich liebender und ge-<lb/>
liebter Freund, weil er Sie &#x017F;o &#x017F;ehr zu &#x017F;ehen wün&#x017F;cht und weil ich eben<lb n="10"/>
&#x017F;o &#x017F;ehr wün&#x017F;che, wenig&#x017F;tens auf Papier vor Sie zu treten. Er wird Sie<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich &#x017F;chon in Ihrer <hi rendition="#aq">Villegiatura</hi> antreffen, um welche der<lb/>
Himmel &#x017F;eine &#x017F;chön&#x017F;ten Blüten und nicht mehr Wolken hänge als<lb/>
nöthig &#x017F;ind, jene zu bethauen.</p><lb/>
        <p>In die&#x017F;er Woche zieh&#x2019; ich nach <hi rendition="#aq">Coburg.</hi> Der September gab mir<lb n="15"/>
unter andern Früchten auch ein ge&#x017F;undes liebliches We&#x017F;en, eine Toch-<lb/>
ter. Die&#x017F;e zwei Perioden &#x017F;ind meine men&#x017F;chliche Ge&#x017F;chichte; die litte-<lb/>
rari&#x017F;che wird immer gedrukt.</p><lb/>
        <p>Ich grü&#x017F;&#x017F;e herzlich alle Ihrigen, die es &#x017F;o &#x017F;ehr verdienen, die Ihrigen<lb/>
zu &#x017F;ein. Möge Ihr Lebensherb&#x017F;t jenen &#x017F;eltenen Herb&#x017F;ten &#x2014; denn Sie<lb n="20"/>
verdienen es &#x2014; ähnlich &#x017F;ein und bleiben, in welchen die Bäume wieder<lb/>
blühten und die Johanniswürmgen funkelten und alles blau und<note place="right"><ref target="1922_Bd4_244">[244]</ref></note><lb/>
heiter war; damit er auf &#x017F;anften Stufen zu dem höhern Frühling<lb/>
hebe!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb n="25"/>
J. P. F. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>370. An <hi rendition="#g">Königin Lui&#x017F;e.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Meiningen, 10. Mai 1803]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Vergeben Sie, daß der Titan Ihnen mit &#x017F;o vielen andern We&#x017F;en,<lb/>
die weniger Freude bringen als mitnehmen, in Ihrem Wege entgegen-<lb n="30"/>
komt. Mög&#x2019; er nicht zu dem Staub und zu den Unbequemlichkeiten<lb/>
der Rei&#x017F;e gehören &#x017F;ondern vielmehr zu einem kurzen Verge&#x017F;&#x017F;en der-<lb/>
&#x017F;elben helfen und &#x017F;tat ein Stein <hi rendition="#g">im</hi> Wege eine kleine Fel&#x017F;enpartie<lb/><hi rendition="#g">am</hi> Wege &#x017F;ein.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0226] 368. An Präſident Heim. [Meiningen, Mai 1803] Rauchen Sie abends nicht? Feuern und feiern Sie abends nicht? Sind Sie abends nicht der Präſident Heim? *369. An Chriſtian Felix Weiße in Leipzig. 5 Meiningen d. 8 Mai 1803. Mit Freuden geb’ ich dem Überbringer dieſes, H. von Künsberg — einem guten ſitlich-zarten Sohn einer vortreflichen Mutter — dieſes Blat als ein Einlasbillet an Sie, vortreflich liebender und ge- liebter Freund, weil er Sie ſo ſehr zu ſehen wünſcht und weil ich eben 10 ſo ſehr wünſche, wenigſtens auf Papier vor Sie zu treten. Er wird Sie wahrſcheinlich ſchon in Ihrer Villegiatura antreffen, um welche der Himmel ſeine ſchönſten Blüten und nicht mehr Wolken hänge als nöthig ſind, jene zu bethauen. In dieſer Woche zieh’ ich nach Coburg. Der September gab mir 15 unter andern Früchten auch ein geſundes liebliches Weſen, eine Toch- ter. Dieſe zwei Perioden ſind meine menſchliche Geſchichte; die litte- rariſche wird immer gedrukt. Ich grüſſe herzlich alle Ihrigen, die es ſo ſehr verdienen, die Ihrigen zu ſein. Möge Ihr Lebensherbſt jenen ſeltenen Herbſten — denn Sie 20 verdienen es — ähnlich ſein und bleiben, in welchen die Bäume wieder blühten und die Johanniswürmgen funkelten und alles blau und heiter war; damit er auf ſanften Stufen zu dem höhern Frühling hebe! [244] Ihr 25 J. P. F. Richter 370. An Königin Luiſe. [Meiningen, 10. Mai 1803] Vergeben Sie, daß der Titan Ihnen mit ſo vielen andern Weſen, die weniger Freude bringen als mitnehmen, in Ihrem Wege entgegen- 30 komt. Mög’ er nicht zu dem Staub und zu den Unbequemlichkeiten der Reiſe gehören ſondern vielmehr zu einem kurzen Vergeſſen der- ſelben helfen und ſtat ein Stein im Wege eine kleine Felſenpartie am Wege ſein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/226
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/226>, abgerufen am 21.11.2024.