Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.*23. An Geheimrat Mayer in Berlin. Berlin d. 9 Nov. 1800.Alles, was dieser Brief von Ihnen bittet, haben meine Handlungen Jezt im Augenblicke meiner grösten Bitte sind alle andern Dinge J. P. Fr. Richter [Adr.] Des Geheimen Obertribunals Rath Mayer Hochwohlgeb. 24. An Karoline Mayer. [21] [Berlin, 10. Nov. 1800]Theuerste Karoline! Nach einer 3tägigen Unsichtbarkeit sehnet30 R.35 [Adr.] Demoiselle Caroline Mayer. 2 Jean Paul Briefe. IV.
*23. An Geheimrat Mayer in Berlin. Berlin d. 9 Nov. 1800.Alles, was dieſer Brief von Ihnen bittet, haben meine Handlungen Jezt im Augenblicke meiner gröſten Bitte ſind alle andern Dinge J. P. Fr. Richter [Adr.] Des Geheimen Obertribunals Rath Mayer Hochwohlgeb. 24. An Karoline Mayer. [21] [Berlin, 10. Nov. 1800]Theuerſte Karoline! Nach einer 3tägigen Unſichtbarkeit ſehnet30 R.35 [Adr.] Demoiselle Caroline Mayer. 2 Jean Paul Briefe. IV.
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0023" n="17"/> <div type="letter" n="1"> <head>*23. An <hi rendition="#g">Geheimrat Mayer in Berlin.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Berlin</hi> d. 9 Nov. 1800.</hi> </dateline><lb/> <p>Alles, was dieſer Brief von Ihnen bittet, haben meine Handlungen<lb/> ſchon ſchweigend ausgeſprochen. Die doppelte Achtung, die ich für<lb/> Sie und Ihre <hi rendition="#aq">Caroline</hi> habe, und die, welche jeder für ſich tragen mus,<lb n="5"/> erlaubte jenen keinen Doppelſin und das kindliche Herz enthülte ſich<lb/> dem väterlichen, dem es ſo viel verdankt, vielleicht früher oder eben ſo<lb/> früh als dem fremden, das ſeinen Himmel von beiden nimt. Meine<lb/> Neigung iſt keine ſchnel auf- und eben ſo ſchnel vorüberflatternde — ſie<lb/> war vor einem halben Jahre lebendig in meiner Seele, aber ich muſte<lb n="10"/> meine Freiheit ſo lange bewahren, als ich einer fremden nicht gewis<lb/> war — mein Auge iſt jezt kein romantiſches — Jahre und Verhält-<lb/> niſſe mit Weibern von den genialiſchen an bis zu den proſaiſchen<lb/> haben mich über den höhern weiblichen [Werth] belehrt — und mein<lb/> Urtheil über dieſes zugleich ſo feſte und ſo weiche, ſo reine, ſo zarte,<lb n="15"/> ſo liebende Weſen kan ſich vom väterlichen nur durch die kürzere Er-<lb/> fahrung unterſcheiden.</p><lb/> <p>Jezt im Augenblicke meiner gröſten Bitte ſind alle andern Dinge<lb/> zu klein, um von Ihnen oder mir berührt zu werden. Ich trete jezt zu<lb/> dem Manne, für welchen die Achtung und Liebe, die ich ſchon ohne<lb n="20"/> dieſes Verhältnis fühlen würde, durch dieſes ſo kindlich ſteigt, weil<lb/> ſeine zugleich weiblich-zarte und mänlich-philoſophiſche Einwirkung<lb/> die Wurzeln dieſer holden Sonnenblume feſter machte; zu dieſem<lb/> guten Vater der guten Tochter trete ich und ſage meine kurze und<lb/> wichtigſte Bitte: ſei der meinige, ſie wird glüklich wie ich! —<lb n="25"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">J. P. Fr. Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <trailer> <address> <addrLine>[Adr.] Des Geheimen Obertribunals Rath <hi rendition="#aq">Mayer</hi> Hochwohlgeb.</addrLine> </address> </trailer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>24. An <hi rendition="#g">Karoline Mayer.</hi> <note place="right"><ref target="1922_Bd4_21">[21]</ref></note></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Berlin, 10. Nov. 1800]</hi> </dateline><lb/> <p>Theuerſte Karoline! Nach einer 3tägigen Unſichtbarkeit ſehnet<lb n="30"/> man ſich nach dem fremden Auge. Aber ich kan heute nicht zu Ihnen,<lb/> bis Sie mir nur mit einem Worte die Unwiſſenheit über das Schikſal<lb/> meines geſtrigen Briefes genommen haben. Das eine Wort beſteh’ aus<lb/> recht vielen! Adieu, liebe Seele! wie ſehn’ ich mich zu dir!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> <lb n="35"/> </salute> </closer> <trailer> <address> <addrLine>[Adr.] <hi rendition="#aq">Demoiselle Caroline Mayer.</hi></addrLine> </address> </trailer> </div><lb/> <fw place="bottom" type="sig">2 Jean Paul Briefe. <hi rendition="#aq">IV.</hi></fw><lb/> </body> </text> </TEI> [17/0023]
*23. An Geheimrat Mayer in Berlin.
Berlin d. 9 Nov. 1800.
Alles, was dieſer Brief von Ihnen bittet, haben meine Handlungen
ſchon ſchweigend ausgeſprochen. Die doppelte Achtung, die ich für
Sie und Ihre Caroline habe, und die, welche jeder für ſich tragen mus, 5
erlaubte jenen keinen Doppelſin und das kindliche Herz enthülte ſich
dem väterlichen, dem es ſo viel verdankt, vielleicht früher oder eben ſo
früh als dem fremden, das ſeinen Himmel von beiden nimt. Meine
Neigung iſt keine ſchnel auf- und eben ſo ſchnel vorüberflatternde — ſie
war vor einem halben Jahre lebendig in meiner Seele, aber ich muſte 10
meine Freiheit ſo lange bewahren, als ich einer fremden nicht gewis
war — mein Auge iſt jezt kein romantiſches — Jahre und Verhält-
niſſe mit Weibern von den genialiſchen an bis zu den proſaiſchen
haben mich über den höhern weiblichen [Werth] belehrt — und mein
Urtheil über dieſes zugleich ſo feſte und ſo weiche, ſo reine, ſo zarte, 15
ſo liebende Weſen kan ſich vom väterlichen nur durch die kürzere Er-
fahrung unterſcheiden.
Jezt im Augenblicke meiner gröſten Bitte ſind alle andern Dinge
zu klein, um von Ihnen oder mir berührt zu werden. Ich trete jezt zu
dem Manne, für welchen die Achtung und Liebe, die ich ſchon ohne 20
dieſes Verhältnis fühlen würde, durch dieſes ſo kindlich ſteigt, weil
ſeine zugleich weiblich-zarte und mänlich-philoſophiſche Einwirkung
die Wurzeln dieſer holden Sonnenblume feſter machte; zu dieſem
guten Vater der guten Tochter trete ich und ſage meine kurze und
wichtigſte Bitte: ſei der meinige, ſie wird glüklich wie ich! — 25
J. P. Fr. Richter
[Adr.] Des Geheimen Obertribunals Rath Mayer Hochwohlgeb.
24. An Karoline Mayer.
[Berlin, 10. Nov. 1800]
Theuerſte Karoline! Nach einer 3tägigen Unſichtbarkeit ſehnet 30
man ſich nach dem fremden Auge. Aber ich kan heute nicht zu Ihnen,
bis Sie mir nur mit einem Worte die Unwiſſenheit über das Schikſal
meines geſtrigen Briefes genommen haben. Das eine Wort beſteh’ aus
recht vielen! Adieu, liebe Seele! wie ſehn’ ich mich zu dir!
R. 35
[Adr.] Demoiselle Caroline Mayer.
2 Jean Paul Briefe. IV.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |