Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.25. An Herder. Berlin. d. 6. Nov. 1800.Ewig Geliebtester! Ob ich gleich nichts zu sagen und nichts zu -- d. 11 Nov. Ich wolte, glaub' ich, am 6. Nov. noch ferner behaupten, daß10 Gelehrte Novitäten für Sie sind hier schwer zu haben. Vom Erb- Hier wiegt der Geschäftsgeist über die Kunst vor; und in den Ge-20 [22] Verzeihen Sie dieses öde Blätgen. Ich habe nichts. Mein Geist Richter 26. An Karoline Mayer. [Berlin, 12. Nov. 1800]Theuere Vergesliche und Unvergesliche! -- Hattest du mir nicht30 25. An Herder. Berlin. d. 6. Nov. 1800.Ewig Geliebteſter! Ob ich gleich nichts zu ſagen und nichts zu — d. 11 Nov. Ich wolte, glaub’ ich, am 6. Nov. noch ferner behaupten, daß10 Gelehrte Novitäten für Sie ſind hier ſchwer zu haben. Vom Erb- Hier wiegt der Geſchäftsgeiſt über die Kunſt vor; und in den Ge-20 [22] Verzeihen Sie dieſes öde Blätgen. Ich habe nichts. Mein Geiſt Richter 26. An Karoline Mayer. [Berlin, 12. Nov. 1800]Theuere Vergesliche und Unvergesliche! — Hatteſt du mir nicht30 <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0024" n="18"/> <div type="letter" n="1"> <head>25. An <hi rendition="#g">Herder.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Berlin.</hi> d. 6. Nov. 1800.</hi> </dateline><lb/> <p>Ewig Geliebteſter! Ob ich gleich nichts zu ſagen und nichts zu —<lb/> beantworten habe: ſo kan ich doch kein Paquet nach <hi rendition="#aq">Weimar</hi> gehen<lb/> laſſen, worin nichts wäre <hi rendition="#g">für</hi> oder gewiſſer, <hi rendition="#g">an</hi> Sie. — Daß Rei-<lb n="5"/> chards neue Oper (im galliſchen Geſchmak) <hi rendition="#aq">Tamerlan</hi> gegeben worden,<lb/> kan den nicht ſehr intereſſieren, der ſie nicht gehört; ja bei manchen<lb/> Stellen intereſſiert nicht einmal das Hören.</p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 11 Nov.</hi> </dateline><lb/> <p>Ich wolte, glaub’ ich, am 6. Nov. noch ferner behaupten, daß<lb n="10"/> Reichard den Hörer in alle ſchönen Empfindungen verſezt, nur nicht<lb/> ins Erſtaunen; er hat alles ſo berechnet, daß der Zuhörer auch mit<lb/> berechnet unter dem Genieſſen.</p><lb/> <p>Gelehrte Novitäten für Sie ſind hier ſchwer zu haben. Vom Erb-<lb/> prinzen von Meklenburg, mit dem ich einmal as, hab’ ich den wärmſten<lb n="15"/> Grus zu überliefern. Er ſagte mir, daß die Königin nicht die kleinſte<lb/> Reiſe mache, ohne einen <hi rendition="#aq">Herder</hi> — wie die Buchhändler ſagen — mit<lb/> in den Wagen zu nehmen. Der Hof wil bemerkt haben, daß ſie roth<lb/> wurde, als ſie Sie in <hi rendition="#aq">Weimar</hi> anredete. —</p><lb/> <p>Hier wiegt der Geſchäftsgeiſt über die Kunſt vor; und in den Ge-<lb n="20"/> lehrten ſtekt — wenn ich ſo hart von ihnen reden darf bei ſo weniger<lb/> Kentnis derſelben — zu viel Merkel’ſches. Man ſehnet ſich faſt wieder<lb/> in die genialiſche Spizbüberei in <hi rendition="#aq">Jena</hi> und <hi rendition="#aq">Weimar</hi> zurük.</p><lb/> <p><note place="left"><ref target="1922_Bd4_22">[22]</ref></note> Verzeihen Sie dieſes öde Blätgen. Ich habe nichts. Mein Geiſt<lb/> ſchmachtet oft nach Ihrem h. Abendmalstiſch. Der Geiſt Ihrer Werke<lb n="25"/> ſchwebe mit ſeiner Heiterkeit über Ihnen ſelber und gebe ſie Ihnen<lb/> immer! — Alles ſei herzlich gegrüſſet! —</p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>26. An <hi rendition="#g">Karoline Mayer.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Berlin, 12. Nov. 1800]</hi> </dateline><lb/> <p>Theuere Vergesliche und Unvergesliche! — Hatteſt du mir nicht<lb n="30"/> verſprochen, mich heute zu ſehen und du haſt es nicht einmal im Ge-<lb/> dächtnis mehr, geſchweige im Herzen? — Heute ſind wir uns alſo<lb/> verhült. Vielleicht komm’ ich morgen — obwohl nur auf eine<lb/> ½ Stunde — Deine Briefe durchflog ich nur ſchnel, um zu wiſſen daß<lb/> nichts darin iſt was uns beide quäält. Sei froh, Freude meiner Seele!<lb n="35"/> Und ſehne dich nach dem, der ſich ſehnet! —</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [18/0024]
25. An Herder.
Berlin. d. 6. Nov. 1800.
Ewig Geliebteſter! Ob ich gleich nichts zu ſagen und nichts zu —
beantworten habe: ſo kan ich doch kein Paquet nach Weimar gehen
laſſen, worin nichts wäre für oder gewiſſer, an Sie. — Daß Rei- 5
chards neue Oper (im galliſchen Geſchmak) Tamerlan gegeben worden,
kan den nicht ſehr intereſſieren, der ſie nicht gehört; ja bei manchen
Stellen intereſſiert nicht einmal das Hören.
d. 11 Nov.
Ich wolte, glaub’ ich, am 6. Nov. noch ferner behaupten, daß 10
Reichard den Hörer in alle ſchönen Empfindungen verſezt, nur nicht
ins Erſtaunen; er hat alles ſo berechnet, daß der Zuhörer auch mit
berechnet unter dem Genieſſen.
Gelehrte Novitäten für Sie ſind hier ſchwer zu haben. Vom Erb-
prinzen von Meklenburg, mit dem ich einmal as, hab’ ich den wärmſten 15
Grus zu überliefern. Er ſagte mir, daß die Königin nicht die kleinſte
Reiſe mache, ohne einen Herder — wie die Buchhändler ſagen — mit
in den Wagen zu nehmen. Der Hof wil bemerkt haben, daß ſie roth
wurde, als ſie Sie in Weimar anredete. —
Hier wiegt der Geſchäftsgeiſt über die Kunſt vor; und in den Ge- 20
lehrten ſtekt — wenn ich ſo hart von ihnen reden darf bei ſo weniger
Kentnis derſelben — zu viel Merkel’ſches. Man ſehnet ſich faſt wieder
in die genialiſche Spizbüberei in Jena und Weimar zurük.
Verzeihen Sie dieſes öde Blätgen. Ich habe nichts. Mein Geiſt
ſchmachtet oft nach Ihrem h. Abendmalstiſch. Der Geiſt Ihrer Werke 25
ſchwebe mit ſeiner Heiterkeit über Ihnen ſelber und gebe ſie Ihnen
immer! — Alles ſei herzlich gegrüſſet! —
[22]Richter
26. An Karoline Mayer.
[Berlin, 12. Nov. 1800]
Theuere Vergesliche und Unvergesliche! — Hatteſt du mir nicht 30
verſprochen, mich heute zu ſehen und du haſt es nicht einmal im Ge-
dächtnis mehr, geſchweige im Herzen? — Heute ſind wir uns alſo
verhült. Vielleicht komm’ ich morgen — obwohl nur auf eine
½ Stunde — Deine Briefe durchflog ich nur ſchnel, um zu wiſſen daß
nichts darin iſt was uns beide quäält. Sei froh, Freude meiner Seele! 35
Und ſehne dich nach dem, der ſich ſehnet! —
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(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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