Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.Schreiben Sie einmal wieder als der Armenadvokat Siebenkäs Seit der Ehe seh' ich ein Weib kaum recht an; aber Ihre Jette Ein Paar Tage nach der Ankunft sehnt' ich mich herzlich nach Ich weis nun nichts weiter, mein Alter, als den Wunsch Ihrer25 Ihr30 Richter 399. An Emanuel. [Kopie][Koburg, 20. Aug. 1803]Es wäre möglich, daß ich Ihnen hier schriebe, ob ich gleich wünschte, Schreiben Sie einmal wieder als der Armenadvokat Siebenkäs Seit der Ehe ſeh’ ich ein Weib kaum recht an; aber Ihre Jette Ein Paar Tage nach der Ankunft ſehnt’ ich mich herzlich nach Ich weis nun nichts weiter, mein Alter, als den Wunſch Ihrer25 Ihr30 Richter 399. An Emanuel. [Kopie][Koburg, 20. Aug. 1803]Es wäre möglich, daß ich Ihnen hier ſchriebe, ob ich gleich wünſchte, <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0241" n="233"/> <p>Schreiben Sie einmal wieder als der Armenadvokat Siebenkäs<lb/> über die Blatte[r]n: ſo bitt ich mirs aus; auch bitt’ ich mir aus, daß<lb/> Sie bald dergl. ſchreiben oder etwas anders. — Ich wolte, Thieriot<lb/> lieſſe von ſich hören (<hi rendition="#g">Denken Sie an meinen Spas!</hi>), da ich dem<lb/> Satan doch geſchrieben habe; aber man gewint überal die Menſchen<lb n="5"/> mehr durch ſeltenes als durch häufiges Geben. Und lezteres iſt leider<lb/> mein Fal.</p><lb/> <p>Seit der Ehe ſeh’ ich ein Weib kaum recht an; aber Ihre <hi rendition="#aq">Jette</hi><lb/> muſt’ ich anſehen; und ich war froh, daß ſie meinen gar zu deutſchen<lb/> Ehemans-Stumpfſin gegen die Weiber ein wenig heilte. Ich liebe<lb n="10"/> und achte ſie herzlich und zehnmal mehr als ſonſt. Aber gegen den<lb/> armen Braun haben Sie die Bräune. Alle erhabenen Empfindungen,<lb/> Talente, Schönheit, und aller Teufel hilft nichts zur guten Ehe —<lb/> die Ehe macht wie der Tod alles gleich —, aber wohl moraliſche<note place="right"><ref target="1922_Bd4_261">[261]</ref></note><lb/> (ſchlechte Schreiberei, da ich leider das Kind im linken Arme halten<lb n="15"/> mus) Vernünftigkeit; und dieſe kan ja <hi rendition="#aq">Br.</hi> haben. Der kurzen Liebe<lb/> ſind glänzendere Vorzüge nöthig als ein ſo langer.</p><lb/> <p>Ein Paar Tage nach der Ankunft ſehnt’ ich mich herzlich nach<lb/> Bayreuth zurük und begrif die verfluchte Eile nicht. Unſer ſchönes<lb/> Zuſammenſein, die goldenen Abende in Uhlfelders Garten ꝛc. —<lb n="20"/> Ich hätte gleich wieder zurük gemocht. Aber es treibt mich immer das<lb/> Schrekbild meines feiernden Schreibtiſches nach Hauſe. Mittags und<lb/> Abends mögt’ ich verreiſet, in den Zwiſchenzeiten zu Hauſe ſein, wo<lb/> ich nichts zu genieſſen brauche als mich ſelber.</p><lb/> <p>Ich weis nun nichts weiter, mein Alter, als den Wunſch Ihrer<lb n="25"/> Erſcheinung, die Sie uns aber verkündigen müſſen, damit unſere Ueber-<lb/> raſchung nicht zu ſehr zu Ihrer werde. Es iſt mir, als hab’ ich Sie<lb/> in Bayreuth noch mehr lieben lernen, was ich vorher nicht für möglich<lb/> hielt.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb n="30"/> Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>399. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Koburg, 20. Aug. 1803]</hi> </dateline><lb/> <p>Es wäre möglich, daß ich Ihnen hier ſchriebe, ob ich gleich wünſchte,<lb/> ich beehrte auch andere Leute mit Briefen. Ein Eheman ſpürt von<lb n="35"/> Gäſten (gegen die Frau) nichts als den Wiz. — Der Sommer troknet<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [233/0241]
Schreiben Sie einmal wieder als der Armenadvokat Siebenkäs
über die Blatte[r]n: ſo bitt ich mirs aus; auch bitt’ ich mir aus, daß
Sie bald dergl. ſchreiben oder etwas anders. — Ich wolte, Thieriot
lieſſe von ſich hören (Denken Sie an meinen Spas!), da ich dem
Satan doch geſchrieben habe; aber man gewint überal die Menſchen 5
mehr durch ſeltenes als durch häufiges Geben. Und lezteres iſt leider
mein Fal.
Seit der Ehe ſeh’ ich ein Weib kaum recht an; aber Ihre Jette
muſt’ ich anſehen; und ich war froh, daß ſie meinen gar zu deutſchen
Ehemans-Stumpfſin gegen die Weiber ein wenig heilte. Ich liebe 10
und achte ſie herzlich und zehnmal mehr als ſonſt. Aber gegen den
armen Braun haben Sie die Bräune. Alle erhabenen Empfindungen,
Talente, Schönheit, und aller Teufel hilft nichts zur guten Ehe —
die Ehe macht wie der Tod alles gleich —, aber wohl moraliſche
(ſchlechte Schreiberei, da ich leider das Kind im linken Arme halten 15
mus) Vernünftigkeit; und dieſe kan ja Br. haben. Der kurzen Liebe
ſind glänzendere Vorzüge nöthig als ein ſo langer.
[261]
Ein Paar Tage nach der Ankunft ſehnt’ ich mich herzlich nach
Bayreuth zurük und begrif die verfluchte Eile nicht. Unſer ſchönes
Zuſammenſein, die goldenen Abende in Uhlfelders Garten ꝛc. — 20
Ich hätte gleich wieder zurük gemocht. Aber es treibt mich immer das
Schrekbild meines feiernden Schreibtiſches nach Hauſe. Mittags und
Abends mögt’ ich verreiſet, in den Zwiſchenzeiten zu Hauſe ſein, wo
ich nichts zu genieſſen brauche als mich ſelber.
Ich weis nun nichts weiter, mein Alter, als den Wunſch Ihrer 25
Erſcheinung, die Sie uns aber verkündigen müſſen, damit unſere Ueber-
raſchung nicht zu ſehr zu Ihrer werde. Es iſt mir, als hab’ ich Sie
in Bayreuth noch mehr lieben lernen, was ich vorher nicht für möglich
hielt.
Ihr 30
Richter
399. An Emanuel.
[Koburg, 20. Aug. 1803]
Es wäre möglich, daß ich Ihnen hier ſchriebe, ob ich gleich wünſchte,
ich beehrte auch andere Leute mit Briefen. Ein Eheman ſpürt von 35
Gäſten (gegen die Frau) nichts als den Wiz. — Der Sommer troknet
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |