Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.alle musikalischen Quellen aus -- [Sagen Sie] Thieriot, den man 400. An Simon Uhlfelder in Bayreuth.15 [Kopie][Koburg, 6. Sept. 1803]Haben Sie keinen bösen Schuldner hier, der eine persönliche Er- 401. An Jacobi. Meiningen d. 14. Mai 1803.Ich wil deinen Brief ein wenig beantworten, ob ich gleich noch alle muſikaliſchen Quellen aus — [Sagen Sie] Thieriot, den man 400. An Simon Uhlfelder in Bayreuth.15 [Kopie][Koburg, 6. Sept. 1803]Haben Sie keinen böſen Schuldner hier, der eine perſönliche Er- 401. An Jacobi. Meiningen d. 14. Mai 1803.Ich wil deinen Brief ein wenig beantworten, ob ich gleich noch <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0242" n="234"/> alle muſikaliſchen Quellen aus — [Sagen Sie] Thieriot, den man<lb/> vor dem Erf[urter] Thor halb mit Blaſenſteinen ſteinigte, weil er<lb/> ſelber keinen Gries erzeugen wolte, er dürfe hier nirgends ohne Dach<lb/> piſſen, auſſer für 1 rtl. Strafe die Sekrezion ohne Sekret — wofür aber<lb/> der gute Menſch ſich einen ganzen Nachttopf kaufen kan. — Er<lb n="5"/> anagramm[iſiert] ſich ſelber und zerſezt das Wort des Lebens in<lb/> Lettern. — Schneiden Sie doch dieſem Hahn im Korb einige Kam<lb/> Zacken ab; thun Sie es nicht, ſo kan er bei mir die Predigt hören 1)<lb/> warum Virtuoſen am eitelſten werden 2) warum ſie es weniger werden<lb/> ſolten — Ein neues Genie iſt zu haben im Schauſpiel ꝛc. — Der<lb n="10"/> <note place="left"><ref target="1922_Bd4_262">[262]</ref></note>Autor bildet ſich (<hi rendition="#aq">caeteris</hi> ohnehin <hi rendition="#aq">imparibus</hi>) durch Schreiben<lb/> ſchneller höher als der Leſer durch Leſen. Und doch glaubt ein Mädgen<lb/> ihrem äſthetiſchen Empfinden mehr als dem Urtheile einer Welt,<lb/> da kein Urtheil gegen Empfinden ſiegt.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>400. An <hi rendition="#g">Simon Uhlfelder in Bayreuth.</hi><lb n="15"/> </head> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Koburg, 6. Sept. 1803]</hi> </dateline><lb/> <p>Haben Sie keinen böſen Schuldner hier, der eine perſönliche Er-<lb/> ſcheinung nöthig macht? Wenigſtens einen guten haben Sie hier und<lb/> der bin ich. — Im Frühling werd’ ich mir wieder einen Sonnen Unter-<lb/> gang bei Ihnen ausbitten.<lb n="20"/> </p> </div> <div type="letter" n="1"> <head>401. An <hi rendition="#g">Jacobi.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Meiningen</hi> d. 14. Mai 1803.</hi> </dateline><lb/> <p>Ich wil deinen Brief ein wenig beantworten, ob ich gleich noch<lb/> nicht deine gedrukten, unendlich begehrten, aus Leipzig habe und alſo<lb/> meinen nur ſpät abſchicke, wahrſcheinlich erſt aus <hi rendition="#aq">Coburg.</hi> Über die<lb n="25"/> <hi rendition="#aq">Adrastea</hi> bin ich deiner Meinung ganz, aber über den Verfaſſer nicht<lb/> der göthiſchen. Adraſtea anlangend, die <hi rendition="#g">ſeine</hi> ſtrafend wird, ſo ſind<lb/> ſeine Tiſchreden viel genialiſcher, weil ſeine Drukreden zuviel politiſche<lb/> Tendenz und Scheu und Hülle haben; indes gehören breite Flügel dazu,<lb/> ſo viele entlegne Felder zu überſchweben. Und ſeine Leichtigkeit der<lb n="30"/> Geburt und ſeine Fruchtbarkeit gehören doch auch auf die Rechnung<lb/> ſeiner Kräfte. Aber Göthe hat „über die Saifenblaſen“ ſelber Saife<lb/> nöthig. <hi rendition="#aq">H[erder]</hi> beſteht aus einem ½ Duzend Genies auf einmal,<lb/> denen blos ein alle bindendes, <hi rendition="#g">beſonnenes</hi> Ich fehlt, ohne welches<lb/> keine Philoſophie und Poeſie ſich volendet. Wie die Weiber, hat er<lb n="35"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [234/0242]
alle muſikaliſchen Quellen aus — [Sagen Sie] Thieriot, den man
vor dem Erf[urter] Thor halb mit Blaſenſteinen ſteinigte, weil er
ſelber keinen Gries erzeugen wolte, er dürfe hier nirgends ohne Dach
piſſen, auſſer für 1 rtl. Strafe die Sekrezion ohne Sekret — wofür aber
der gute Menſch ſich einen ganzen Nachttopf kaufen kan. — Er 5
anagramm[iſiert] ſich ſelber und zerſezt das Wort des Lebens in
Lettern. — Schneiden Sie doch dieſem Hahn im Korb einige Kam
Zacken ab; thun Sie es nicht, ſo kan er bei mir die Predigt hören 1)
warum Virtuoſen am eitelſten werden 2) warum ſie es weniger werden
ſolten — Ein neues Genie iſt zu haben im Schauſpiel ꝛc. — Der 10
Autor bildet ſich (caeteris ohnehin imparibus) durch Schreiben
ſchneller höher als der Leſer durch Leſen. Und doch glaubt ein Mädgen
ihrem äſthetiſchen Empfinden mehr als dem Urtheile einer Welt,
da kein Urtheil gegen Empfinden ſiegt.
[262]
400. An Simon Uhlfelder in Bayreuth. 15
[Koburg, 6. Sept. 1803]
Haben Sie keinen böſen Schuldner hier, der eine perſönliche Er-
ſcheinung nöthig macht? Wenigſtens einen guten haben Sie hier und
der bin ich. — Im Frühling werd’ ich mir wieder einen Sonnen Unter-
gang bei Ihnen ausbitten. 20
401. An Jacobi.
Meiningen d. 14. Mai 1803.
Ich wil deinen Brief ein wenig beantworten, ob ich gleich noch
nicht deine gedrukten, unendlich begehrten, aus Leipzig habe und alſo
meinen nur ſpät abſchicke, wahrſcheinlich erſt aus Coburg. Über die 25
Adrastea bin ich deiner Meinung ganz, aber über den Verfaſſer nicht
der göthiſchen. Adraſtea anlangend, die ſeine ſtrafend wird, ſo ſind
ſeine Tiſchreden viel genialiſcher, weil ſeine Drukreden zuviel politiſche
Tendenz und Scheu und Hülle haben; indes gehören breite Flügel dazu,
ſo viele entlegne Felder zu überſchweben. Und ſeine Leichtigkeit der 30
Geburt und ſeine Fruchtbarkeit gehören doch auch auf die Rechnung
ſeiner Kräfte. Aber Göthe hat „über die Saifenblaſen“ ſelber Saife
nöthig. H[erder] beſteht aus einem ½ Duzend Genies auf einmal,
denen blos ein alle bindendes, beſonnenes Ich fehlt, ohne welches
keine Philoſophie und Poeſie ſich volendet. Wie die Weiber, hat er 35
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(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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