Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

Bild:
<< vorherige Seite

d. 18.

C. grüßet Sie und will bei Muße selber schreiben. Apropos heute
nahm ich die alte Orthographie wieder an.

453. An Böttiger.
[Kopie]5

-- Und doch wünscht' [ich] -- da Ihnen doch einmal durch die
Länge der Zeit der Inhalt der 3 Theile [Titan] so gut entgangen ist
als hätten Sie solche nie gelesen -- Sie verschöben nun die Lesung des
4 bis dahin, wo er zum 2ten male erscheint, aber so sehr verbessert
und verklärt -- in den op. omn. Das matte und ermattende Dresden.10
Wieland wird Weimar zum leztenmale verlassen wie Herder -- und
die Musenpflegerin Amalia und so wird später der Wanderer nichts
finden als das neue Schloß -- Musen Noah Wieland. Ich sehe die
Verrückung Ihres litterarischen Wittwestuhls und Ihr Aufspringen
aus der Sumpfluft und aus dem Roste alter Ketten. Leben Sie sich15
mehr als Büchern und Lesern.

[317] 454. An Emanuel.

Mein guter Alter! In größter Eile kann ich Ihnen ausser bei-
folgenden Briefen nichts schicken als die Überbringer. H. v. Rhamm20
der 6 Jahre in England war und ein herlicher Welt-Mann und Anti-
Gallier zumahl gegen die Landung ist wie ich -- und dann H. v. Biel
oder Bühl, der in Bayreuth zum Regimente geht und der einige Auf-
oder Nach- oder Übersicht haben sollte. Empfehlen Sie diesen Otto,
damit er ein Paar Worte für B. bei dem dasigen Reg[iments] Quar-25
tiermeister fallen lasse; ich weiß, O. gilt etwas bei dem R. Q. M. und
Ein Wort von ihm ist bei dem R. Q. M. so viel als tausend von
andern; denn sie sind Intime und immer beisammen, wenn das Ge-
rücht nicht lügt.

Hier etwas von meinem Jacobi. Haben Sie oder O. keinen Brief30
von Herder an mich mehr? Doch weiß ich freilich z. B. seit gestern
wie oft ich mit Unrecht Briefe aus Bayreuth zurükfoderte, die unter
meinem Kanapee lagen. Gute Nacht, mein Emanuel! An Thieriot
schreib' ich bald. --

Richter35

d. 18.

C. grüßet Sie und will bei Muße ſelber ſchreiben. Apropos heute
nahm ich die alte Orthographie wieder an.

453. An Böttiger.
[Kopie]5

— Und doch wünſcht’ [ich] — da Ihnen doch einmal durch die
Länge der Zeit der Inhalt der 3 Theile [Titan] ſo gut entgangen iſt
als hätten Sie ſolche nie geleſen — Sie verſchöben nun die Leſung des
4 bis dahin, wo er zum 2ten male erſcheint, aber ſo ſehr verbeſſert
und verklärt — in den op. omn. Das matte und ermattende Dresden.10
Wieland wird Weimar zum leztenmale verlaſſen wie Herder — und
die Muſenpflegerin Amalia und ſo wird ſpäter der Wanderer nichts
finden als das neue Schloß — Muſen Noah Wieland. Ich ſehe die
Verrückung Ihres litterariſchen Wittweſtuhls und Ihr Aufſpringen
aus der Sumpfluft und aus dem Roſte alter Ketten. Leben Sie ſich15
mehr als Büchern und Leſern.

[317] 454. An Emanuel.

Mein guter Alter! In größter Eile kann ich Ihnen auſſer bei-
folgenden Briefen nichts ſchicken als die Überbringer. H. v. Rhamm20
der 6 Jahre in England war und ein herlicher Welt-Mann und Anti-
Gallier zumahl gegen die Landung iſt wie ich — und dann H. v. Biel
oder Bühl, der in Bayreuth zum Regimente geht und der einige Auf-
oder Nach- oder Überſicht haben ſollte. Empfehlen Sie dieſen Otto,
damit er ein Paar Worte für B. bei dem daſigen Reg[iments] Quar-25
tiermeiſter fallen laſſe; ich weiß, O. gilt etwas bei dem R. Q. M. und
Ein Wort von ihm iſt bei dem R. Q. M. ſo viel als tauſend von
andern; denn ſie ſind Intime und immer beiſammen, wenn das Ge-
rücht nicht lügt.

Hier etwas von meinem Jacobi. Haben Sie oder O. keinen Brief30
von Herder an mich mehr? Doch weiß ich freilich z. B. ſeit geſtern
wie oft ich mit Unrecht Briefe aus Bayreuth zurükfoderte, die unter
meinem Kanapée lagen. Gute Nacht, mein Emanuel! An Thieriot
ſchreib’ ich bald. —

Richter35
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0296" n="284"/>
          <postscript>
            <p>
              <date> <hi rendition="#right">d. 18.</hi> </date>
            </p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">C.</hi> grüßet Sie und will bei Muße &#x017F;elber &#x017F;chreiben. Apropos heute<lb/>
nahm ich die alte Orthographie wieder an.</p>
          </postscript>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>453. An <hi rendition="#g">Böttiger.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Koburg, 19. März 1804]</hi> </dateline>
        <lb n="5"/>
        <p>&#x2014; Und doch wün&#x017F;cht&#x2019; [ich] &#x2014; da Ihnen doch einmal durch die<lb/>
Länge der Zeit der Inhalt der 3 Theile [Titan] &#x017F;o gut entgangen i&#x017F;t<lb/>
als hätten Sie &#x017F;olche nie gele&#x017F;en &#x2014; Sie ver&#x017F;chöben nun die Le&#x017F;ung des<lb/>
4 bis dahin, wo er zum 2<hi rendition="#sup">ten</hi> male er&#x017F;cheint, aber &#x017F;o &#x017F;ehr verbe&#x017F;&#x017F;ert<lb/>
und verklärt &#x2014; in den <hi rendition="#aq">op. omn.</hi> Das matte und ermattende Dresden.<lb n="10"/> <hi rendition="#aq">Wieland</hi> wird <hi rendition="#aq">Weimar</hi> zum leztenmale verla&#x017F;&#x017F;en wie <hi rendition="#aq">Herder</hi> &#x2014; und<lb/>
die Mu&#x017F;enpflegerin <hi rendition="#aq">Amalia</hi> und &#x017F;o wird &#x017F;päter der Wanderer nichts<lb/>
finden als das neue Schloß &#x2014; Mu&#x017F;en Noah <hi rendition="#aq">Wieland.</hi> Ich &#x017F;ehe die<lb/>
Verrückung Ihres litterari&#x017F;chen Wittwe&#x017F;tuhls und Ihr Auf&#x017F;pringen<lb/>
aus der Sumpfluft und aus dem Ro&#x017F;te alter Ketten. Leben Sie &#x017F;ich<lb n="15"/>
mehr als Büchern und Le&#x017F;ern.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head><note place="left"><ref target="1922_Bd4_317">[317]</ref></note> 454. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Coburg</hi> d. 21. März 1804.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Mein guter Alter! In größter Eile kann ich Ihnen au&#x017F;&#x017F;er bei-<lb/>
folgenden Briefen nichts &#x017F;chicken als die Überbringer. H. v. <hi rendition="#aq">Rhamm</hi><lb n="20"/>
der 6 Jahre in England war und ein herlicher Welt-Mann und Anti-<lb/>
Gallier zumahl gegen die Landung i&#x017F;t wie ich &#x2014; und dann H. <hi rendition="#aq">v. Biel</hi><lb/>
oder <hi rendition="#aq">Bühl,</hi> der in <hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> zum Regimente geht und der einige Auf-<lb/>
oder Nach- oder Über&#x017F;icht haben &#x017F;ollte. Empfehlen Sie die&#x017F;en <hi rendition="#aq">Otto,</hi><lb/>
damit er ein Paar Worte für <hi rendition="#aq">B.</hi> bei dem da&#x017F;igen Reg[iments] Quar-<lb n="25"/>
tiermei&#x017F;ter fallen la&#x017F;&#x017F;e; ich weiß, <hi rendition="#aq">O.</hi> gilt etwas bei dem R. Q. M. und<lb/>
Ein Wort von ihm i&#x017F;t bei dem R. Q. M. &#x017F;o viel als tau&#x017F;end von<lb/>
andern; denn &#x017F;ie &#x017F;ind Intime und immer bei&#x017F;ammen, wenn das Ge-<lb/>
rücht nicht lügt.</p><lb/>
        <p>Hier etwas von meinem Jacobi. Haben Sie oder <hi rendition="#aq">O.</hi> keinen Brief<lb n="30"/>
von <hi rendition="#aq">Herder</hi> an mich mehr? Doch weiß ich freilich z. B. &#x017F;eit ge&#x017F;tern<lb/>
wie oft ich mit Unrecht Briefe aus <hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> zurükfoderte, die unter<lb/>
meinem Kanap<hi rendition="#aq">é</hi>e lagen. Gute Nacht, mein <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> An <hi rendition="#aq">Thieriot</hi><lb/>
&#x017F;chreib&#x2019; ich bald. &#x2014;</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> <lb n="35"/>
          </salute>
        </closer>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0296] d. 18. C. grüßet Sie und will bei Muße ſelber ſchreiben. Apropos heute nahm ich die alte Orthographie wieder an. 453. An Böttiger. [Koburg, 19. März 1804] 5 — Und doch wünſcht’ [ich] — da Ihnen doch einmal durch die Länge der Zeit der Inhalt der 3 Theile [Titan] ſo gut entgangen iſt als hätten Sie ſolche nie geleſen — Sie verſchöben nun die Leſung des 4 bis dahin, wo er zum 2ten male erſcheint, aber ſo ſehr verbeſſert und verklärt — in den op. omn. Das matte und ermattende Dresden. 10 Wieland wird Weimar zum leztenmale verlaſſen wie Herder — und die Muſenpflegerin Amalia und ſo wird ſpäter der Wanderer nichts finden als das neue Schloß — Muſen Noah Wieland. Ich ſehe die Verrückung Ihres litterariſchen Wittweſtuhls und Ihr Aufſpringen aus der Sumpfluft und aus dem Roſte alter Ketten. Leben Sie ſich 15 mehr als Büchern und Leſern. 454. An Emanuel. Coburg d. 21. März 1804. Mein guter Alter! In größter Eile kann ich Ihnen auſſer bei- folgenden Briefen nichts ſchicken als die Überbringer. H. v. Rhamm 20 der 6 Jahre in England war und ein herlicher Welt-Mann und Anti- Gallier zumahl gegen die Landung iſt wie ich — und dann H. v. Biel oder Bühl, der in Bayreuth zum Regimente geht und der einige Auf- oder Nach- oder Überſicht haben ſollte. Empfehlen Sie dieſen Otto, damit er ein Paar Worte für B. bei dem daſigen Reg[iments] Quar- 25 tiermeiſter fallen laſſe; ich weiß, O. gilt etwas bei dem R. Q. M. und Ein Wort von ihm iſt bei dem R. Q. M. ſo viel als tauſend von andern; denn ſie ſind Intime und immer beiſammen, wenn das Ge- rücht nicht lügt. Hier etwas von meinem Jacobi. Haben Sie oder O. keinen Brief 30 von Herder an mich mehr? Doch weiß ich freilich z. B. ſeit geſtern wie oft ich mit Unrecht Briefe aus Bayreuth zurükfoderte, die unter meinem Kanapée lagen. Gute Nacht, mein Emanuel! An Thieriot ſchreib’ ich bald. — Richter 35

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/296
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/296>, abgerufen am 23.11.2024.