Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.lingen. Der 1te Band des Titans beweiset den letzten, die andern Von meinen Flegeljahren hat mir die Fr. v. Kalb, der ich sie ge-[343] Ende künftiger Woche ziehen wir nach Bayreuth. Seit ich mir Grüßen Sie mir meinen guten Vesuv recht sehr, der zugleich alt J. P. F. Richter 492. An Emanuel.25 Coburg d. 7. Aug. 1804 [Dienstag].Dieß ist denn der letzte Brief an Sie von hier oder irgend einer Stadt lingen. Der 1te Band des Titans beweiſet den letzten, die andern Von meinen Flegeljahren hat mir die Fr. v. Kalb, der ich ſie ge-[343] Ende künftiger Woche ziehen wir nach Bayreuth. Seit ich mir Grüßen Sie mir meinen guten Veſuv recht ſehr, der zugleich alt J. P. F. Richter 492. An Emanuel.25 Coburg d. 7. Aug. 1804 [Dienstag].Dieß iſt denn der letzte Brief an Sie von hier oder irgend einer Stadt <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0323" n="309"/> lingen. Der 1<hi rendition="#sup">te</hi> Band des Titans beweiſet den letzten, die andern<lb/> Bände den erſten Satz. —</p><lb/> <p>Von meinen Flegeljahren hat mir die Fr. v. Kalb, der ich ſie ge-<note place="right"><ref target="1922_Bd4_343">[343]</ref></note><lb/> liehen, blos die beiden letzten Theile (ohne den erſten) zurückgeſchickt.<lb/> Würde Meiningen nicht durch Cramer entſchädigt und genährt: ſo<lb n="5"/> würd’ ich es für Gleichgültigkeit gegen die Poeſie — ſo wie gegen<lb/> einen ehemaligen Mitbürger deſſelben — anſehen, daß nicht einmal<lb/> Jahn das Buch hat.</p><lb/> <p>Ende künftiger Woche ziehen wir nach Bayreuth. Seit ich mir<lb/> verboten habe, den Miniſter zu beſuchen; und ſeit überhaupt durch den<lb n="10"/> neuen Krieg der ganze geiſtreiche und frohe Zirkel, den ich anfangs<lb/> fand, ſelber am Hofe zerſprengt iſt, iſt Coburg aus einem Jeruſalem<lb/> ein Bethlehem für mich geworden. Bekannte, und Gäſte, und Wirthe<lb/> fand meine Frau hier genug, aber keine rechte Freundin; die Fr.<lb/> v. Speſſart etwa ausgenommen. In Meiningen hatte ſie es beſſer.<lb n="15"/> Wahre Kultur gibt es noch unendlich ſelten in Deutſchland; Berlin<lb/> und Herder haben mich verwöhnt, und ich werde immer weiter ziehen<lb/> müſſen.</p><lb/> <p>Grüßen Sie mir meinen guten Veſuv recht ſehr, der zugleich <hi rendition="#g">alt</hi><lb/> und <hi rendition="#g">feurig</hi> iſt und herrliche <hi rendition="#g">Produkte</hi> trägt: den Präſidenten <hi rendition="#aq">Heim;</hi><lb n="20"/> und den Hofrath Heim und deſſen Frau, an welche beide wir beide mit<lb/> vieler Dankbarkeit denken; auch den Regierungsrath Donop. Leben<lb/> Sie wol! Schreiben und ſchicken Sie mir bald!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>492. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi><lb n="25"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Coburg</hi> d. 7. Aug. 1804 [Dienstag].</hi> </dateline><lb/> <p>Dieß iſt denn der letzte Brief an Sie von hier oder irgend einer Stadt<lb/> aus; wiewol doch kaum, da ich ja auf kleinen Reiſen ſchreiben kann,<lb/> z. B. aus Rom. — Am Sonntage abends kommen wir in <hi rendition="#aq">Bayreuth</hi><lb/> an; ob Mittags in <hi rendition="#aq">Schwarzach,</hi> beſtimmt der Fuhrmann, ſo wie ich<lb n="30"/> noch unentſchieden bin, ob die Packwagen auch am Sonntage oder<lb/> früher abgehen; doch iſt jenes wahrſcheinlicher. Was ich ungern hier<lb/> verlaſſe, iſt mein ſchöner Dintentopf. Das erſte, was ich in <hi rendition="#aq">Bayreuth</hi><lb/> mache, iſt gute Dinte; nachher Karten und Beſuche und Geld. — Ver-<lb/> geblich hofft’ ich heute auf einen Brief. — Mögen wir uns fröhlich<note place="right"><ref target="1922_Bd4_344">[344]</ref></note><lb n="35"/> wiederfinden und niemals fröhlich trennen!</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [309/0323]
lingen. Der 1te Band des Titans beweiſet den letzten, die andern
Bände den erſten Satz. —
Von meinen Flegeljahren hat mir die Fr. v. Kalb, der ich ſie ge-
liehen, blos die beiden letzten Theile (ohne den erſten) zurückgeſchickt.
Würde Meiningen nicht durch Cramer entſchädigt und genährt: ſo 5
würd’ ich es für Gleichgültigkeit gegen die Poeſie — ſo wie gegen
einen ehemaligen Mitbürger deſſelben — anſehen, daß nicht einmal
Jahn das Buch hat.
[343]
Ende künftiger Woche ziehen wir nach Bayreuth. Seit ich mir
verboten habe, den Miniſter zu beſuchen; und ſeit überhaupt durch den 10
neuen Krieg der ganze geiſtreiche und frohe Zirkel, den ich anfangs
fand, ſelber am Hofe zerſprengt iſt, iſt Coburg aus einem Jeruſalem
ein Bethlehem für mich geworden. Bekannte, und Gäſte, und Wirthe
fand meine Frau hier genug, aber keine rechte Freundin; die Fr.
v. Speſſart etwa ausgenommen. In Meiningen hatte ſie es beſſer. 15
Wahre Kultur gibt es noch unendlich ſelten in Deutſchland; Berlin
und Herder haben mich verwöhnt, und ich werde immer weiter ziehen
müſſen.
Grüßen Sie mir meinen guten Veſuv recht ſehr, der zugleich alt
und feurig iſt und herrliche Produkte trägt: den Präſidenten Heim; 20
und den Hofrath Heim und deſſen Frau, an welche beide wir beide mit
vieler Dankbarkeit denken; auch den Regierungsrath Donop. Leben
Sie wol! Schreiben und ſchicken Sie mir bald!
J. P. F. Richter
492. An Emanuel. 25
Coburg d. 7. Aug. 1804 [Dienstag].
Dieß iſt denn der letzte Brief an Sie von hier oder irgend einer Stadt
aus; wiewol doch kaum, da ich ja auf kleinen Reiſen ſchreiben kann,
z. B. aus Rom. — Am Sonntage abends kommen wir in Bayreuth
an; ob Mittags in Schwarzach, beſtimmt der Fuhrmann, ſo wie ich 30
noch unentſchieden bin, ob die Packwagen auch am Sonntage oder
früher abgehen; doch iſt jenes wahrſcheinlicher. Was ich ungern hier
verlaſſe, iſt mein ſchöner Dintentopf. Das erſte, was ich in Bayreuth
mache, iſt gute Dinte; nachher Karten und Beſuche und Geld. — Ver-
geblich hofft’ ich heute auf einen Brief. — Mögen wir uns fröhlich 35
wiederfinden und niemals fröhlich trennen!
[344]
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |