Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.Gemässigte und Gefaste von mir mitnehmen -- sol in die Papier- Die Königin von England lieset mich jezt, da ihr ein englischer *) oder an jeden andern
Gemäſſigte und Gefaſte von mir mitnehmen — ſol in die Papier- Die Königin von England lieſet mich jezt, da ihr ein engliſcher *) oder an jeden andern
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0037" n="31"/><hi rendition="#g">Gemäſſigte</hi> und Gefaſte von mir mitnehmen — ſol in die Papier-<lb/> mühle des komiſchen Anhangs unter den Holländer kommen. Von<lb/> jeher flogen meine Fühlfäden von dieſem Platfiſch zurük. Indes findet<lb/> er doch unter ſo vielen Feinden der <hi rendition="#aq">Schlegl.</hi> viele Freunde; und weil<lb/> er iſt wie alle Menſchen, ſo iſt er faſt für alle. Sogar meine <hi rendition="#aq">C.</hi> wurde<lb n="5"/> gebeten, mich zu bitten, gegen die <hi rendition="#aq">S.</hi> zu ſchreiben. — Deinen Ekel an<lb/> dem ſchmierigen Niederſchlag, der ſich von den <hi rendition="#aq">S.</hi> und von <hi rendition="#aq">Fichte</hi> in<lb/><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> geſezt haben mag, hab’ ich in andern Städten empfunden. —<lb/> Meine Werke fodern die neue Zeit, ſo wie jene dieſe mit rufen<lb/> halfen. — Der Erbprinz von <hi rendition="#aq">Meklenburg,</hi> mit dem ich meine ſchönſten<lb n="10"/> Stunden hier habe, hat auf der einen Seite ſeines Schreibtiſches den<lb/> König, auf der andern Bonaparte. — Nirgends fand ich ſo viele<lb/> zugleich gute, häusliche, gebildete und ſchöne Weiber als hier. Mein<lb/> Sohn ſol hier heirathen. — Von <hi rendition="#aq">C.</hi> hab ich dir ſoviel wie nichts<lb/> geſagt. — Sie hat mich zu Weihnachten in einen netten Matin, eine<lb n="15"/> geſtikte ſeidne Weſte, eine zweite alternierende Nachtweſte und einen<lb/> Perlenring geſtekt. —</p><lb/> <p>Die Königin von England lieſet mich jezt, da ihr ein engliſcher<lb/> Legazionsman mich zugeſandt. — Den Reſt mündlich! — Hier iſt<lb/> alles theuer, beſonders da man oft fahren mus — Bediente — Trank-<lb n="20"/> geld und jeder Fingerhut Luft. — Nun zu deinem Briefe! — (Apropos<lb/> behalte das Paquet Briefe ſo lange zurük bis bequeme Gelegenheit<lb/> da iſt, ſende mir nur <hi rendition="#g">deinen</hi>) Von <hi rendition="#aq">Wernlein</hi> hab ich von jeher klein<lb/> gedacht, kont’ euchs aber nie ſagen; jezt wird der Kleine gar ein<lb/> Kleinlicher. Die arme <hi rendition="#aq">F[riederike]!</hi> Mit aller Liebe nehm ich ſie an<lb n="25"/> mein Herz. — Dein Spiegelreiner Brief hat mir alle alte ſchönen<lb/> Gegenden deines Innern wiedergeſtrahlt. Nur quäält mich dein enger<lb/><hi rendition="#g">Sorge</hi>ſtuhl. <hi rendition="#aq">Ahlefeldt</hi> ſagt, du könteſt — fals dir die neue Agenten-<lb/> ſchaft nicht gefiele — durch Examen und durch Berufen auf deine<lb/> Arbeiten, die dir als dem <hi rendition="#aq">Amanuensis</hi> deines Bruders erlaubt ſeien,<lb n="30"/> ſogleich über alle lange Wege ſchwingen. Mit 10 000 Freuden würd<note place="right"><ref target="1922_Bd4_36">[36]</ref></note><lb/> ich an den <hi rendition="#aq">Hardenberg</hi><note place="foot" n="*)">oder an jeden andern</note> für dich — da man ſo leicht Ausnahmen in<lb/> dieſem Staat begünſtigt — machen und es gienge; ſage mir nur den<lb/> Fal. — <hi rendition="#aq">Amönens</hi> Verdienſte um dich — Kinder der deinigen — haben<lb/> mir ſie recht nahe gebracht.<lb n="35"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0037]
Gemäſſigte und Gefaſte von mir mitnehmen — ſol in die Papier-
mühle des komiſchen Anhangs unter den Holländer kommen. Von
jeher flogen meine Fühlfäden von dieſem Platfiſch zurük. Indes findet
er doch unter ſo vielen Feinden der Schlegl. viele Freunde; und weil
er iſt wie alle Menſchen, ſo iſt er faſt für alle. Sogar meine C. wurde 5
gebeten, mich zu bitten, gegen die S. zu ſchreiben. — Deinen Ekel an
dem ſchmierigen Niederſchlag, der ſich von den S. und von Fichte in
Bayreuth geſezt haben mag, hab’ ich in andern Städten empfunden. —
Meine Werke fodern die neue Zeit, ſo wie jene dieſe mit rufen
halfen. — Der Erbprinz von Meklenburg, mit dem ich meine ſchönſten 10
Stunden hier habe, hat auf der einen Seite ſeines Schreibtiſches den
König, auf der andern Bonaparte. — Nirgends fand ich ſo viele
zugleich gute, häusliche, gebildete und ſchöne Weiber als hier. Mein
Sohn ſol hier heirathen. — Von C. hab ich dir ſoviel wie nichts
geſagt. — Sie hat mich zu Weihnachten in einen netten Matin, eine 15
geſtikte ſeidne Weſte, eine zweite alternierende Nachtweſte und einen
Perlenring geſtekt. —
Die Königin von England lieſet mich jezt, da ihr ein engliſcher
Legazionsman mich zugeſandt. — Den Reſt mündlich! — Hier iſt
alles theuer, beſonders da man oft fahren mus — Bediente — Trank- 20
geld und jeder Fingerhut Luft. — Nun zu deinem Briefe! — (Apropos
behalte das Paquet Briefe ſo lange zurük bis bequeme Gelegenheit
da iſt, ſende mir nur deinen) Von Wernlein hab ich von jeher klein
gedacht, kont’ euchs aber nie ſagen; jezt wird der Kleine gar ein
Kleinlicher. Die arme F[riederike]! Mit aller Liebe nehm ich ſie an 25
mein Herz. — Dein Spiegelreiner Brief hat mir alle alte ſchönen
Gegenden deines Innern wiedergeſtrahlt. Nur quäält mich dein enger
Sorgeſtuhl. Ahlefeldt ſagt, du könteſt — fals dir die neue Agenten-
ſchaft nicht gefiele — durch Examen und durch Berufen auf deine
Arbeiten, die dir als dem Amanuensis deines Bruders erlaubt ſeien, 30
ſogleich über alle lange Wege ſchwingen. Mit 10 000 Freuden würd
ich an den Hardenberg *) für dich — da man ſo leicht Ausnahmen in
dieſem Staat begünſtigt — machen und es gienge; ſage mir nur den
Fal. — Amönens Verdienſte um dich — Kinder der deinigen — haben
mir ſie recht nahe gebracht. 35
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*) oder an jeden andern
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(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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