Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.leicht jezt keine Expektanz dazu offen. -- In deinem Bau-Anschlag Befördere mir die Wons[iedler] Antwort bald zurük. Lebe wohl! Vergieb den ungesalzenen Wassersuppenbrief. Die liebe R. Ich arbeite wie ein Pferd. 107. An Friederike Wernlein, geb. Otto, in Wunsiedel. [Kopie][Berlin, 30. März 1801]Eine ganze Welt von Begebenheiten liegt hinter uns, seit dem wir30 leicht jezt keine Expektanz dazu offen. — In deinem Bau-Anſchlag Befördere mir die Wons[iedler] Antwort bald zurük. Lebe wohl! Vergieb den ungeſalzenen Waſſerſuppenbrief. Die liebe R. Ich arbeite wie ein Pferd. 107. An Friederike Wernlein, geb. Otto, in Wunſiedel. [Kopie][Berlin, 30. März 1801]Eine ganze Welt von Begebenheiten liegt hinter uns, ſeit dem wir30 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0065" n="59"/> leicht jezt keine Expektanz dazu offen. — In deinem Bau-Anſchlag<lb/> rechneſt du offenbar auf einen zu groſſen Fus; was kümmern mich die<lb/> Menſchen und der Möbeln- und Viſiten-Schein? Ich wil frei und<lb/> zyniſch leben; und meine gute <hi rendition="#aq">C.</hi> iſt überal ſo philoſophiſch als ich nur<lb/> wil. — Du haſt hoffentlich meinen Brief von der aufgehobnen Exe-<lb n="5"/> kuzion bekommen. — Der arme <hi rendition="#aq">Herold!</hi> oder vielmehr die armen<lb/> Kinder! (Denn die Söhne ſind keine) Aber am 3maligen Sehen iſt<lb/><hi rendition="#g">er</hi> ſchuld; er kam nicht; ja er kam nur zufällig zu mir, weil er nur<lb/><hi rendition="#aq">Ahlefeldt</hi> aufſuchte; und dem Manne ohne alle Liebe werd’ ich keine<lb/> entgegentragen. — Über die <hi rendition="#aq">Berlepsch</hi> irreſt du; nur dieſer Man kan<lb n="10"/> ſie beglücken. — Schreibe doch, ich bitte dich, unter deine Aufſäze <hi rendition="#g">den<lb/> Namen,</hi> damit du auch im Lande bekant wirſt; und verlange das<lb/> Honorar <hi rendition="#g">vor</hi> dem Druk. — Fichtens Vorwurf des Nichtverſtehens<lb/> mus eigentlich im Stillen jeder Piloſoph ſeinem Gegner machen;<lb/> denn ſonſt müſt’ er ja dieſem folgen. — Meine Gräfin <hi rendition="#aq">S[chlabren-<lb n="15"/> dorff]</hi> iſt heute fort nach Leipzig; in Meiningen wird ſie für mich<lb/> einrichten. Ich hab’ ihr hier manche edle und kräftige Freundin ans<note place="right"><ref target="1922_Bd4_67">[67]</ref></note><lb/> Herz geführt. — An meinem Geburtstag brachte mir morgends um<lb/> 6 Uhr die Gräfin mit <hi rendition="#aq">C.</hi> Roſen-, Hyazinthen- und Maiblumenſtöcke,<lb/><hi rendition="#aq">Mayer</hi> und die <hi rendition="#aq">Krüdner</hi> ſchikten mir eine Taſſe; Mit- und Nachmittags<lb n="20"/> wurde in <hi rendition="#aq">Charlottenburg</hi> mit jenen gefeiert. <hi rendition="#aq">C.</hi> iſt in der Natur eine<lb/> Heilige und nachher überal.</p><lb/> <p>Befördere mir die <hi rendition="#aq">Wons[iedler]</hi> Antwort bald zurük.</p><lb/> <p>Lebe wohl! Vergieb den ungeſalzenen Waſſerſuppenbrief. Die liebe<lb/><hi rendition="#aq">Amoene</hi> und den Juden den einzigen grüſſ’ ich ſanft. —<lb n="25"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Ich arbeite wie ein Pferd.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>107. An <hi rendition="#g">Friederike Wernlein, geb. Otto, in Wunſiedel.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Berlin, 30. März 1801]</hi> </dateline><lb/> <p>Eine ganze Welt von Begebenheiten liegt hinter uns, ſeit dem wir<lb n="30"/> auseinander giengen. Wir begegnen uns in fremden Kleidern und mir<lb/> ſind die Haare zwar nicht ausgefallen aber doch gewachſen. — Dieſer<lb/> Tag ſolte 〈wird〉 in unſerer Vergangenheit [als] magiſche Lampe<lb/> hängen und das ganze vorige Leben wird wieder leuchten — Ich<lb/> fliege in die Ehe. — Ihr liebes Bild hängt unbedekt und unverrükt<lb n="35"/> unter den frohen Bildern meines Herzens.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [59/0065]
leicht jezt keine Expektanz dazu offen. — In deinem Bau-Anſchlag
rechneſt du offenbar auf einen zu groſſen Fus; was kümmern mich die
Menſchen und der Möbeln- und Viſiten-Schein? Ich wil frei und
zyniſch leben; und meine gute C. iſt überal ſo philoſophiſch als ich nur
wil. — Du haſt hoffentlich meinen Brief von der aufgehobnen Exe- 5
kuzion bekommen. — Der arme Herold! oder vielmehr die armen
Kinder! (Denn die Söhne ſind keine) Aber am 3maligen Sehen iſt
er ſchuld; er kam nicht; ja er kam nur zufällig zu mir, weil er nur
Ahlefeldt aufſuchte; und dem Manne ohne alle Liebe werd’ ich keine
entgegentragen. — Über die Berlepsch irreſt du; nur dieſer Man kan 10
ſie beglücken. — Schreibe doch, ich bitte dich, unter deine Aufſäze den
Namen, damit du auch im Lande bekant wirſt; und verlange das
Honorar vor dem Druk. — Fichtens Vorwurf des Nichtverſtehens
mus eigentlich im Stillen jeder Piloſoph ſeinem Gegner machen;
denn ſonſt müſt’ er ja dieſem folgen. — Meine Gräfin S[chlabren- 15
dorff] iſt heute fort nach Leipzig; in Meiningen wird ſie für mich
einrichten. Ich hab’ ihr hier manche edle und kräftige Freundin ans
Herz geführt. — An meinem Geburtstag brachte mir morgends um
6 Uhr die Gräfin mit C. Roſen-, Hyazinthen- und Maiblumenſtöcke,
Mayer und die Krüdner ſchikten mir eine Taſſe; Mit- und Nachmittags 20
wurde in Charlottenburg mit jenen gefeiert. C. iſt in der Natur eine
Heilige und nachher überal.
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Befördere mir die Wons[iedler] Antwort bald zurük.
Lebe wohl! Vergieb den ungeſalzenen Waſſerſuppenbrief. Die liebe
Amoene und den Juden den einzigen grüſſ’ ich ſanft. — 25
R.
Ich arbeite wie ein Pferd.
107. An Friederike Wernlein, geb. Otto, in Wunſiedel.
[Berlin, 30. März 1801]
Eine ganze Welt von Begebenheiten liegt hinter uns, ſeit dem wir 30
auseinander giengen. Wir begegnen uns in fremden Kleidern und mir
ſind die Haare zwar nicht ausgefallen aber doch gewachſen. — Dieſer
Tag ſolte 〈wird〉 in unſerer Vergangenheit [als] magiſche Lampe
hängen und das ganze vorige Leben wird wieder leuchten — Ich
fliege in die Ehe. — Ihr liebes Bild hängt unbedekt und unverrükt 35
unter den frohen Bildern meines Herzens.
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(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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