Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.den Saz den ich oft schon gegen seinen Todfeind Bernh[ardi] ver- Merkel hält nicht gut in meiner Nähe aus; was den Hühnern eine Grüssen Sie recht herzens-warm meinen Wieland, die Herzogin A[ma- 1. N. S. Ich und mein Ahlefeldt leben in einem Paar Himmeln30 [7] 2. N. S. Grüssen Sie, wenn sie Ihnen begegnet, meine unverges- 3. N. S. Archenholz hat meinen Aufsaz über die Corday für meine35 Bury malt Fichte. den Saz den ich oft ſchon gegen ſeinen Todfeind Bernh[ardi] ver- Merkel hält nicht gut in meiner Nähe aus; was den Hühnern eine Grüſſen Sie recht herzens-warm meinen Wieland, die Herzogin A[ma- 1. N. S. Ich und mein Ahlefeldt leben in einem Paar Himmeln30 [7] 2. N. S. Grüſſen Sie, wenn ſie Ihnen begegnet, meine unverges- 3. N. S. Archenholz hat meinen Aufſaz über die Corday für meine35 Bury malt Fichte. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0009" n="4"/> den Saz den ich oft ſchon gegen ſeinen Todfeind <hi rendition="#aq">Bernh[ardi]</hi> ver-<lb/> focht, daß er dem kalten Verſtande nur die eine Hälfte, und dem Genie<lb/> die andere danke. Denn das, was dieſe Beobachtungen macht, ge-<lb/> braucht und in Ein organiſiertes Ganze verknüpft, mus doch Genie<lb/> ſein. — <hi rendition="#aq">Flek</hi> hätte beinahe den fünften tragiſchen Akt auf ſeine eigne<lb n="5"/> Rechnung geſpielt; aber er kam davon als Monorch. Monarch —<lb/> Monorch; Verwechslung beider iſt in unſerm anorchiſchen Säkulum<lb/> ſehr leicht.</p><lb/> <p>Merkel hält nicht gut in meiner Nähe aus; was den Hühnern eine<lb/> mit Fuchsdärmern [!] bezogne Harfe iſt, bin ich ihm. Bei <hi rendition="#aq">Sander</hi><lb n="10"/> war ich. Den lebensfrohen und nicht lebensſatten, luſtigen <hi rendition="#aq">Teller</hi> ſah<lb/> ich bei dem ehrlichen <hi rendition="#aq">Herz;</hi> eben da auch <hi rendition="#aq">Zölner</hi> und <hi rendition="#aq">Nicolai,</hi> dieſes<lb/> trefliche Diogenes-Laerzius-Paar vol Anekdoten, deren Wahrheit<lb/> beide durch ihre evangeliſtiſche Harmonie und durch die tägliche Wieder-<lb/> holung ſchön beweiſen. Durch <hi rendition="#aq">Herder</hi> hab’ ich (wenige ausgenommen)<lb n="15"/> allen Geſchmak am hieſigen gelehrten Proſaiſten-Stab verloren. Der<lb/> Stab wil mirs verdenken, daß er mir nicht auſſerordentlich gefället;<lb/> aber wenn Menſchen ganz gedrukt werden können wie hier, ſo ſucht<lb/> man beſſer die auf, die nicht gedrukt werden können, nämlich die Wei-<lb/> ber. Nikolai’s Werk über die Perücken iſt mit Einſicht und nicht frivol<lb n="20"/> ſondern in einem dem Gegenſtande angemeſſenen Ernſte abgefaſſet<lb/> und ohne die Sprünge einer wilden Phantaſie — ausgenommen ein<lb/> Paar auf die Zöpfe. — <hi rendition="#aq">Fichte</hi> und die Ausſtellung ſah ich nicht. Er<lb/> lebt hier ganz eingebauet und ſchweigend. <hi rendition="#aq">Alvensleben</hi> bewies an<lb/> einer groſſen Tafel ſeine Unſchädlichkeit dadurch, daß er jeden fragte,<lb n="25"/> ob er ihn geleſen; und da ihn keiner geleſen, auch er nicht: ſo ſchlos er,<lb/> daß Bücher nicht ſonderlich ſchaden könten, die man gar nicht — läſe.</p><lb/> <p>Grüſſen Sie recht herzens-warm meinen <hi rendition="#aq">Wieland,</hi> die Herzogin A[ma-<lb/> lie] und ihre Satelliten; auch <hi rendition="#aq">Falk;</hi> und die Ihrigen. Leben Sie wohl.</p><lb/> <postscript> <p>1. N. S. Ich und mein <hi rendition="#aq">Ahlefeldt</hi> leben in einem Paar Himmeln<lb n="30"/> mit und neben einander.</p> </postscript><lb/> <postscript> <p><note place="left"><ref target="1922_Bd4_7">[7]</ref></note> 2. N. S. Grüſſen Sie, wenn ſie Ihnen begegnet, meine unverges-<lb/> liche Hausfrau und ſagen Sie ihr, es gehe mir ſo wohl als ſei ich unter<lb/> ihrem Dach.</p> </postscript><lb/> <postscript> <p>3. N. S. Archenholz hat meinen Aufſaz über die <hi rendition="#aq">Corday</hi> für meine<lb n="35"/> beſte Arbeit erklärt; welche Unwahrheit mir lieb iſt.</p> </postscript><lb/> <postscript> <p><hi rendition="#aq">Bury</hi> malt <hi rendition="#aq">Fichte.</hi></p> </postscript> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [4/0009]
den Saz den ich oft ſchon gegen ſeinen Todfeind Bernh[ardi] ver-
focht, daß er dem kalten Verſtande nur die eine Hälfte, und dem Genie
die andere danke. Denn das, was dieſe Beobachtungen macht, ge-
braucht und in Ein organiſiertes Ganze verknüpft, mus doch Genie
ſein. — Flek hätte beinahe den fünften tragiſchen Akt auf ſeine eigne 5
Rechnung geſpielt; aber er kam davon als Monorch. Monarch —
Monorch; Verwechslung beider iſt in unſerm anorchiſchen Säkulum
ſehr leicht.
Merkel hält nicht gut in meiner Nähe aus; was den Hühnern eine
mit Fuchsdärmern [!] bezogne Harfe iſt, bin ich ihm. Bei Sander 10
war ich. Den lebensfrohen und nicht lebensſatten, luſtigen Teller ſah
ich bei dem ehrlichen Herz; eben da auch Zölner und Nicolai, dieſes
trefliche Diogenes-Laerzius-Paar vol Anekdoten, deren Wahrheit
beide durch ihre evangeliſtiſche Harmonie und durch die tägliche Wieder-
holung ſchön beweiſen. Durch Herder hab’ ich (wenige ausgenommen) 15
allen Geſchmak am hieſigen gelehrten Proſaiſten-Stab verloren. Der
Stab wil mirs verdenken, daß er mir nicht auſſerordentlich gefället;
aber wenn Menſchen ganz gedrukt werden können wie hier, ſo ſucht
man beſſer die auf, die nicht gedrukt werden können, nämlich die Wei-
ber. Nikolai’s Werk über die Perücken iſt mit Einſicht und nicht frivol 20
ſondern in einem dem Gegenſtande angemeſſenen Ernſte abgefaſſet
und ohne die Sprünge einer wilden Phantaſie — ausgenommen ein
Paar auf die Zöpfe. — Fichte und die Ausſtellung ſah ich nicht. Er
lebt hier ganz eingebauet und ſchweigend. Alvensleben bewies an
einer groſſen Tafel ſeine Unſchädlichkeit dadurch, daß er jeden fragte, 25
ob er ihn geleſen; und da ihn keiner geleſen, auch er nicht: ſo ſchlos er,
daß Bücher nicht ſonderlich ſchaden könten, die man gar nicht — läſe.
Grüſſen Sie recht herzens-warm meinen Wieland, die Herzogin A[ma-
lie] und ihre Satelliten; auch Falk; und die Ihrigen. Leben Sie wohl.
1. N. S. Ich und mein Ahlefeldt leben in einem Paar Himmeln 30
mit und neben einander.
2. N. S. Grüſſen Sie, wenn ſie Ihnen begegnet, meine unverges-
liche Hausfrau und ſagen Sie ihr, es gehe mir ſo wohl als ſei ich unter
ihrem Dach.
[7]
3. N. S. Archenholz hat meinen Aufſaz über die Corday für meine 35
beſte Arbeit erklärt; welche Unwahrheit mir lieb iſt.
Bury malt Fichte.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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