Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.Worte zweimal stammelt. -- Ich muste unter den kanonischen Ent- Alle meine häuslichen Verhältnisse sind durch Ahlefeldt, meinen d. 17. Okt. sich noch hält ... Aus dieser langen Stockung mitten im Perioden10 Ihre liebe Gattin möge diesmal mein Schweigen gegen sie ent- R. Der Tolle Bury ist bey Richter, und raucht Tobac bey seinem Freund 5. An Böttiger in Weimar.25 Berlin. d. 17. Okt. 1800.Zuerst die beiden Bücher die ich nicht gestohlen da ich nicht einmal 1*
Worte zweimal ſtammelt. — Ich muſte unter den kanoniſchen Ent- Alle meine häuslichen Verhältniſſe ſind durch Ahlefeldt, meinen d. 17. Okt. ſich noch hält ... Aus dieſer langen Stockung mitten im Perioden10 Ihre liebe Gattin möge diesmal mein Schweigen gegen ſie ent- R. Der Tolle Bury iſt bey Richter, und raucht Tobac bey ſeinem Freund 5. An Böttiger in Weimar.25 Berlin. d. 17. Okt. 1800.Zuerſt die beiden Bücher die ich nicht geſtohlen da ich nicht einmal 1*
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0008" n="3"/> Worte zweimal ſtammelt. — Ich muſte unter den kanoniſchen Ent-<lb/> zückungen oft an Ihre denken und an Ihre Wünſche. —</p><lb/> <p>Alle meine häuslichen Verhältniſſe ſind durch <hi rendition="#aq">Ahlefeldt,</hi> meinen<lb/> Stuben- und Herzens-Nachbar, heiter und geſellig. Meine ſchriftſtelle-<note place="right"><ref target="1922_Bd4_5">[5]</ref></note><lb/> riſche Spinmaſchine iſt im beſten Gang und alle Räder laufen und<lb n="5"/> ſauſen darin zum Beſten dieſes und der künftigen Jahrhunderte. Ich<lb/> bin begierig zu wiſſen, wie der holländiſche Glaskiel, womit ich Ihnen<lb/> ein Geſchenk gemacht,</p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 17. Okt.</hi> </dateline><lb/> <p>ſich noch hält ... Aus dieſer langen Stockung mitten im Perioden<lb n="10"/> ſehen Sie das Treiben durch die Straſſen, wozu noch das Zimmern am<lb/> Titan komt. Verzeihen Sie daher dieſen öden luftigen Brief. — Daß<lb/> die <hi rendition="#aq">Berlepsch</hi> in Meklenburg iſt und (<hi rendition="#g">unter uns</hi>) doch wahrſcheinlich<lb/> wieder nach Schotland geht, wiſſen Sie wohl. — Fr. v. Berg, die ich<lb/> mit ihrer Tochter bei dem Miniſter <hi rendition="#aq">v. Alvensleben</hi> geſprochen, eine<lb n="15"/> geiſtige Amazone, gedenkt Ihrer und Ihrer Harzreiſe mit ihr noch mit<lb/> dem ſchönſten Feuer der Liebe. —</p><lb/> <p>Ihre liebe Gattin möge diesmal mein Schweigen gegen ſie ent-<lb/> ſchuldigen, da ja faſt dieſer Brief eines iſt. Alles um Ihren Tiſch ſei<lb/> gegrüſſet. Alle Stunden kan mir das Leben wiederbringen, nur nicht<lb n="20"/> die glänzenden von 8 bis 10½ Uhr an Ihrer Seite; und keine Freude<lb/> kan dieſe Sehnſucht mildern. Leben Sie wohl, Geliebteſter!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p> <hi rendition="#smaller">Der Tolle Bury iſt bey Richter, und raucht Tobac bey ſeinem Freund</hi> </p> </postscript> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>5. An <hi rendition="#g">Böttiger in Weimar.</hi><lb n="25"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Berlin.</hi> d. 17. Okt. 1800.</hi> </dateline><lb/> <p>Zuerſt die beiden Bücher die ich nicht geſtohlen da ich nicht einmal<lb/> aus Büchern ſtehle — ich gab ſie meiner Hausfrau zum Zurüktragen;<lb/> wahrſcheinlich vergas ſie den Ort und brachte ſie zu <hi rendition="#aq">Herder.</hi> — Im<lb/> heutigen Brief bin ich noch in Rükſicht des Stofs ein <hi rendition="#aq">pauvre honteux.</hi><lb n="30"/> Ein Paar Worte über Mozarts <hi rendition="#aq">Requiem,</hi> Büri und Merkel kan<lb/> Ihnen <hi rendition="#aq">Herder</hi> vorleſen da ichs nicht von mir gewinnen kan, mich —<lb/> auſſer meinen Büchern — zu wiederholen. Groſſe Gelehrte hab’ ich<lb/> hier weniger noch beſucht als gelehrte Groſſe; dreimal as ich bei dem<lb/> treflichen Miniſter <hi rendition="#aq">v. Alvensleben,</hi> wo ich auch den guten <hi rendition="#aq">Ifland</hi><lb n="35"/> fand. Sein eignes Zeugnis und ſein Spiel in der Läſterſchule beweiſen<note place="right"><ref target="1922_Bd4_6">[6]</ref></note><lb/> <fw place="bottom" type="sig">1*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [3/0008]
Worte zweimal ſtammelt. — Ich muſte unter den kanoniſchen Ent-
zückungen oft an Ihre denken und an Ihre Wünſche. —
Alle meine häuslichen Verhältniſſe ſind durch Ahlefeldt, meinen
Stuben- und Herzens-Nachbar, heiter und geſellig. Meine ſchriftſtelle-
riſche Spinmaſchine iſt im beſten Gang und alle Räder laufen und 5
ſauſen darin zum Beſten dieſes und der künftigen Jahrhunderte. Ich
bin begierig zu wiſſen, wie der holländiſche Glaskiel, womit ich Ihnen
ein Geſchenk gemacht,
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d. 17. Okt.
ſich noch hält ... Aus dieſer langen Stockung mitten im Perioden 10
ſehen Sie das Treiben durch die Straſſen, wozu noch das Zimmern am
Titan komt. Verzeihen Sie daher dieſen öden luftigen Brief. — Daß
die Berlepsch in Meklenburg iſt und (unter uns) doch wahrſcheinlich
wieder nach Schotland geht, wiſſen Sie wohl. — Fr. v. Berg, die ich
mit ihrer Tochter bei dem Miniſter v. Alvensleben geſprochen, eine 15
geiſtige Amazone, gedenkt Ihrer und Ihrer Harzreiſe mit ihr noch mit
dem ſchönſten Feuer der Liebe. —
Ihre liebe Gattin möge diesmal mein Schweigen gegen ſie ent-
ſchuldigen, da ja faſt dieſer Brief eines iſt. Alles um Ihren Tiſch ſei
gegrüſſet. Alle Stunden kan mir das Leben wiederbringen, nur nicht 20
die glänzenden von 8 bis 10½ Uhr an Ihrer Seite; und keine Freude
kan dieſe Sehnſucht mildern. Leben Sie wohl, Geliebteſter!
R.
Der Tolle Bury iſt bey Richter, und raucht Tobac bey ſeinem Freund
5. An Böttiger in Weimar. 25
Berlin. d. 17. Okt. 1800.
Zuerſt die beiden Bücher die ich nicht geſtohlen da ich nicht einmal
aus Büchern ſtehle — ich gab ſie meiner Hausfrau zum Zurüktragen;
wahrſcheinlich vergas ſie den Ort und brachte ſie zu Herder. — Im
heutigen Brief bin ich noch in Rükſicht des Stofs ein pauvre honteux. 30
Ein Paar Worte über Mozarts Requiem, Büri und Merkel kan
Ihnen Herder vorleſen da ichs nicht von mir gewinnen kan, mich —
auſſer meinen Büchern — zu wiederholen. Groſſe Gelehrte hab’ ich
hier weniger noch beſucht als gelehrte Groſſe; dreimal as ich bei dem
treflichen Miniſter v. Alvensleben, wo ich auch den guten Ifland 35
fand. Sein eignes Zeugnis und ſein Spiel in der Läſterſchule beweiſen
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(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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