Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.sondern Freuden zu Wasser und zu Lande soltest du bei Mayer ab- Schreibe mir aber einmal ernstlicher und faktisch über dein Leben15 Was thut Merkel? -- Mahlman, diesen eiteln engen Nachempfind- Ich vergas daß ich keinen Plaz mehr hätte. Ich wolte noch allerlei20 163. An Karoline von Berg. Meiningen d. 13. July 1801.Verehrteste Freundin! Ich komme früh wieder zu Ihnen, aber ſondern Freuden zu Waſſer und zu Lande ſolteſt du bei Mayer ab- Schreibe mir aber einmal ernſtlicher und faktiſch über dein Leben15 Was thut Merkel? — Mahlman, dieſen eiteln engen Nachempfind- Ich vergas daß ich keinen Plaz mehr hätte. Ich wolte noch allerlei20 163. An Karoline von Berg. Meiningen d. 13. July 1801.Verehrteſte Freundin! Ich komme früh wieder zu Ihnen, aber <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0092" n="86"/> ſondern Freuden zu Waſſer und zu Lande ſolteſt du bei <hi rendition="#aq">Mayer</hi> ab-<lb/> holen, wohin ſie <hi rendition="#aq">C.</hi> geliefert hat. Das Maileben in <hi rendition="#aq">Weimar</hi> iſt keiner<lb/> Wiederholung fähig. Meine <hi rendition="#aq">C.</hi> gewint alle Menſchen, die <hi rendition="#aq">Herders,</hi><lb/> die Meininger und beſonders — mich. Die Ehe iſt die Reife der Liebe,<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd4_98">[98]</ref></note>die frühere Zeit nur das grüne ſauere Blatwerk dazu. — Meine ge-<lb n="5"/> fundnen Bücher ſchenke einem, der ſie am beſten genieſſen wird,<lb/> deinem — <hi rendition="#aq">Müller;</hi> (ernſtlich — Er mag ſie dan verſilbern —) So<lb/> auch einen alten Sommerrok; und noch meinen herzlichen Grus an<lb/> dieſen biedern Diener dazu. — Ferner einen rechten an die wizig-<lb/> phantaſierende <hi rendition="#aq">Klenke</hi> und dan die erwiederten Grüſſe an alle die,<lb n="10"/> welche dir in deiner auf einen Dualis eingeſchränkten Einſamkeit<lb/> die an mich mitgegeben haben. Indes hab’ ich nichts, wie du meinſt,<lb/> gegen deine jezige Eremitei, wenn du ſie mäſſig brauchſt und wenig-<lb/> ſtens Vor- und Nachmittags ausgehſt. —</p><lb/> <p>Schreibe mir aber einmal ernſtlicher und faktiſch über dein Leben<lb n="15"/> und Weben, ob du einen neuen Lebensplan gezogen u. ſ. w.</p><lb/> <p>Was thut <hi rendition="#aq">Merkel? — Mahlman,</hi> dieſen eiteln engen Nachempfind-<lb/> ler, beurtheil’ ich wie damals als ich <hi rendition="#aq">Ernestinen</hi> abrieth; blos ſeine<lb/> bürgerliche Thätigkeit und Kentnis iſt ſein ächterer Werth.</p><lb/> <p>Ich vergas daß ich keinen Plaz mehr hätte. Ich wolte noch allerlei<lb n="20"/> ſagen. Ich lebe ſeelig unter Büchermachen und leſen und Liebe.<lb/> Mög’ es dir eben ſo wohl gehen! Ich danke dir noch einmal recht<lb/> von Herzen für alle deine Liebe und Gefälligkeit gegen mich von der<lb/> erſten an bis auf die lezte des Einpackens. Grüſſe und tröſte auch den<lb/> mir unvergeslichen leidenden Gärtner.<lb n="25"/> </p> </div> <div type="letter" n="1"> <head>163. An <hi rendition="#g">Karoline von Berg.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Meiningen</hi> d. 13. July 1801.</hi> </dateline><lb/> <p>Verehrteſte Freundin! Ich komme früh wieder zu Ihnen, aber<lb/> freilich nicht an Ihrem ſondern nur an meinem Tiſch. Meine bisherige<lb/> Lebensgeſchichte kan ich Ihnen zu erzählen wagen, da ſie blos mit<lb n="30"/> den zwei Sylben „Freude“ erzählt iſt. — Dieſe leztere hatt’ ich und<lb/> meine Frau bei <hi rendition="#aq">Herder</hi> 14 Tage lang. — Wir finden hier viele ent-<lb/> gegenkommende Menſchen, obwohl freilich keine <hi rendition="#aq">diners d’esprit</hi> am<lb/> Leipziger Thore; und die ſanfte Berg-Schlangenlinie der Gegend hat<lb/> wenigſtens Reize genug, um die geraden Linien der Berliner Tenne<lb n="35"/> auszulöſchen. —</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [86/0092]
ſondern Freuden zu Waſſer und zu Lande ſolteſt du bei Mayer ab-
holen, wohin ſie C. geliefert hat. Das Maileben in Weimar iſt keiner
Wiederholung fähig. Meine C. gewint alle Menſchen, die Herders,
die Meininger und beſonders — mich. Die Ehe iſt die Reife der Liebe,
die frühere Zeit nur das grüne ſauere Blatwerk dazu. — Meine ge- 5
fundnen Bücher ſchenke einem, der ſie am beſten genieſſen wird,
deinem — Müller; (ernſtlich — Er mag ſie dan verſilbern —) So
auch einen alten Sommerrok; und noch meinen herzlichen Grus an
dieſen biedern Diener dazu. — Ferner einen rechten an die wizig-
phantaſierende Klenke und dan die erwiederten Grüſſe an alle die, 10
welche dir in deiner auf einen Dualis eingeſchränkten Einſamkeit
die an mich mitgegeben haben. Indes hab’ ich nichts, wie du meinſt,
gegen deine jezige Eremitei, wenn du ſie mäſſig brauchſt und wenig-
ſtens Vor- und Nachmittags ausgehſt. —
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Schreibe mir aber einmal ernſtlicher und faktiſch über dein Leben 15
und Weben, ob du einen neuen Lebensplan gezogen u. ſ. w.
Was thut Merkel? — Mahlman, dieſen eiteln engen Nachempfind-
ler, beurtheil’ ich wie damals als ich Ernestinen abrieth; blos ſeine
bürgerliche Thätigkeit und Kentnis iſt ſein ächterer Werth.
Ich vergas daß ich keinen Plaz mehr hätte. Ich wolte noch allerlei 20
ſagen. Ich lebe ſeelig unter Büchermachen und leſen und Liebe.
Mög’ es dir eben ſo wohl gehen! Ich danke dir noch einmal recht
von Herzen für alle deine Liebe und Gefälligkeit gegen mich von der
erſten an bis auf die lezte des Einpackens. Grüſſe und tröſte auch den
mir unvergeslichen leidenden Gärtner. 25
163. An Karoline von Berg.
Meiningen d. 13. July 1801.
Verehrteſte Freundin! Ich komme früh wieder zu Ihnen, aber
freilich nicht an Ihrem ſondern nur an meinem Tiſch. Meine bisherige
Lebensgeſchichte kan ich Ihnen zu erzählen wagen, da ſie blos mit 30
den zwei Sylben „Freude“ erzählt iſt. — Dieſe leztere hatt’ ich und
meine Frau bei Herder 14 Tage lang. — Wir finden hier viele ent-
gegenkommende Menſchen, obwohl freilich keine diners d’esprit am
Leipziger Thore; und die ſanfte Berg-Schlangenlinie der Gegend hat
wenigſtens Reize genug, um die geraden Linien der Berliner Tenne 35
auszulöſchen. —
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(2016-11-22T15:08:29Z)
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Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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