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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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Allgemeinheit zu vermengen. Eben Ihre scharfe individualisierende
Ansicht und Kenntniß der vielgestaltigen Erde bei allem Aufblick zum
einfachen poetischen (allegorischen) Himmel thut so wol und ist so
dichterisch.

Suchen Sie jetzt bloß einen Fehler zu begehen, den Andere zu5
vermeiden trachten müssen: nämlich suchen Sie mehr piquant zu
sein.

Ich wünsche Ihnen zu Ihrer Gegenwart und Zukunft Glück.
Leben Sie wol!

Richter10
18. An Hans von Ahlefeldt in Berlin.

Lieber Alter! Daß ich hier bin -- mit der Hoffnung eines dritten
Kindes -- mit der Erwartung irgend eines Briefes von H. v. Ahle-
feld (deinen Bruder mein' ich nicht) -- ferner daß ich dir den letzten15
Brief aus Coburg geschrieben -- und daß ich die Kropf besucht habe,
an welche du eben geschrieben -- und daß du wider mein Vermuthen
unser altes Lorretto-Häuschen verlässest (worin du der heilige Geist
der Marien warst und ich nur der Zimmermann Joseph) -- dieß
alles ist dir viel zu bekannt als daß es des Postportos verlohnte,20
wenn es eines kostete. Aber ein trefflicher Jüngling überbringt den
Brief umsonst, ein Bruder Emanuels.

Kämst du hieher, so könnt' ich dir einige Lust machen d. h. wieder
bezahlen, alter Wirth. Inzwischen soll auch ein Wirth an seine
Gäste schreiben, -- so wenig sonst diese dabei gewinnen, weil ers25
immer ist, der was zu fodern hat -- Bruder schreibe!

Ich bin der Alte, nur fetter. Ich glaube, du auch, was ersteres
anlangt.

Grüße Matzdorf, der so lange schweigt, als er nicht verlegt. In-
deß kannst du ihm zum Ruhme hinterbringen, daß ich jetzt meine30
Manuskripte kopieren lasse und daß sie doch mehr Druckfehler er-
schaffen als er sonst darin ließ. Noch dazu jetzt, wo, wie du liesest,
ich ein (scherzhafter) Adelungist bin wie er. Denn meine jetzige
Recht-Schreibung ist ja eine.

Was noch in deiner linken Herzkammer wohnt, welche weibliche --35
setz' ich voraus, so wenig du Miethzins davon hast; kurz du bist der

Allgemeinheit zu vermengen. Eben Ihre ſcharfe individualiſierende
Anſicht und Kenntniß der vielgeſtaltigen Erde bei allem Aufblick zum
einfachen poetiſchen (allegoriſchen) Himmel thut ſo wol und iſt ſo
dichteriſch.

Suchen Sie jetzt bloß einen Fehler zu begehen, den Andere zu5
vermeiden trachten müſſen: nämlich ſuchen Sie mehr piquant zu
ſein.

Ich wünſche Ihnen zu Ihrer Gegenwart und Zukunft Glück.
Leben Sie wol!

Richter10
18. An Hans von Ahlefeldt in Berlin.

Lieber Alter! Daß ich hier bin — mit der Hoffnung eines dritten
Kindes — mit der Erwartung irgend eines Briefes von H. v. Ahle-
feld (deinen Bruder mein’ ich nicht) — ferner daß ich dir den letzten15
Brief aus Coburg geſchrieben — und daß ich die Kropf beſucht habe,
an welche du eben geſchrieben — und daß du wider mein Vermuthen
unſer altes Lorretto-Häuschen verläſſeſt (worin du der heilige Geiſt
der Marien warſt und ich nur der Zimmermann Joſeph) — dieß
alles iſt dir viel zu bekannt als daß es des Poſtportos verlohnte,20
wenn es eines koſtete. Aber ein trefflicher Jüngling überbringt den
Brief umſonſt, ein Bruder Emanuels.

Kämſt du hieher, ſo könnt’ ich dir einige Luſt machen d. h. wieder
bezahlen, alter Wirth. Inzwiſchen ſoll auch ein Wirth an ſeine
Gäſte ſchreiben, — ſo wenig ſonſt dieſe dabei gewinnen, weil ers25
immer iſt, der was zu fodern hat — Bruder ſchreibe!

Ich bin der Alte, nur fetter. Ich glaube, du auch, was erſteres
anlangt.

Grüße Matzdorf, der ſo lange ſchweigt, als er nicht verlegt. In-
deß kannſt du ihm zum Ruhme hinterbringen, daß ich jetzt meine30
Manuſkripte kopieren laſſe und daß ſie doch mehr Druckfehler er-
ſchaffen als er ſonſt darin ließ. Noch dazu jetzt, wo, wie du lieſeſt,
ich ein (ſcherzhafter) Adelungiſt bin wie er. Denn meine jetzige
Recht-Schreibung iſt ja eine.

Was noch in deiner linken Herzkammer wohnt, welche weibliche —35
ſetz’ ich voraus, ſo wenig du Miethzins davon haſt; kurz du biſt der

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[6/0014] Allgemeinheit zu vermengen. Eben Ihre ſcharfe individualiſierende Anſicht und Kenntniß der vielgeſtaltigen Erde bei allem Aufblick zum einfachen poetiſchen (allegoriſchen) Himmel thut ſo wol und iſt ſo dichteriſch. Suchen Sie jetzt bloß einen Fehler zu begehen, den Andere zu 5 vermeiden trachten müſſen: nämlich ſuchen Sie mehr piquant zu ſein. Ich wünſche Ihnen zu Ihrer Gegenwart und Zukunft Glück. Leben Sie wol! Richter 10 18. An Hans von Ahlefeldt in Berlin. Bayreuth d. 27 Sept. 1804. Lieber Alter! Daß ich hier bin — mit der Hoffnung eines dritten Kindes — mit der Erwartung irgend eines Briefes von H. v. Ahle- feld (deinen Bruder mein’ ich nicht) — ferner daß ich dir den letzten 15 Brief aus Coburg geſchrieben — und daß ich die Kropf beſucht habe, an welche du eben geſchrieben — und daß du wider mein Vermuthen unſer altes Lorretto-Häuschen verläſſeſt (worin du der heilige Geiſt der Marien warſt und ich nur der Zimmermann Joſeph) — dieß alles iſt dir viel zu bekannt als daß es des Poſtportos verlohnte, 20 wenn es eines koſtete. Aber ein trefflicher Jüngling überbringt den Brief umſonſt, ein Bruder Emanuels. Kämſt du hieher, ſo könnt’ ich dir einige Luſt machen d. h. wieder bezahlen, alter Wirth. Inzwiſchen ſoll auch ein Wirth an ſeine Gäſte ſchreiben, — ſo wenig ſonſt dieſe dabei gewinnen, weil ers 25 immer iſt, der was zu fodern hat — Bruder ſchreibe! Ich bin der Alte, nur fetter. Ich glaube, du auch, was erſteres anlangt. Grüße Matzdorf, der ſo lange ſchweigt, als er nicht verlegt. In- deß kannſt du ihm zum Ruhme hinterbringen, daß ich jetzt meine 30 Manuſkripte kopieren laſſe und daß ſie doch mehr Druckfehler er- ſchaffen als er ſonſt darin ließ. Noch dazu jetzt, wo, wie du lieſeſt, ich ein (ſcherzhafter) Adelungiſt bin wie er. Denn meine jetzige Recht-Schreibung iſt ja eine. Was noch in deiner linken Herzkammer wohnt, welche weibliche — 35 ſetz’ ich voraus, ſo wenig du Miethzins davon haſt; kurz du biſt der

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/14>, abgerufen am 21.11.2024.