Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.Allgemeinheit zu vermengen. Eben Ihre scharfe individualisierende Suchen Sie jetzt bloß einen Fehler zu begehen, den Andere zu5 Ich wünsche Ihnen zu Ihrer Gegenwart und Zukunft Glück. Richter10 18. An Hans von Ahlefeldt in Berlin. Bayreuth d. 27 Sept. 1804.Lieber Alter! Daß ich hier bin -- mit der Hoffnung eines dritten Kämst du hieher, so könnt' ich dir einige Lust machen d. h. wieder Ich bin der Alte, nur fetter. Ich glaube, du auch, was ersteres Grüße Matzdorf, der so lange schweigt, als er nicht verlegt. In- Was noch in deiner linken Herzkammer wohnt, welche weibliche --35 Allgemeinheit zu vermengen. Eben Ihre ſcharfe individualiſierende Suchen Sie jetzt bloß einen Fehler zu begehen, den Andere zu5 Ich wünſche Ihnen zu Ihrer Gegenwart und Zukunft Glück. Richter10 18. An Hans von Ahlefeldt in Berlin. Bayreuth d. 27 Sept. 1804.Lieber Alter! Daß ich hier bin — mit der Hoffnung eines dritten Kämſt du hieher, ſo könnt’ ich dir einige Luſt machen d. h. wieder Ich bin der Alte, nur fetter. Ich glaube, du auch, was erſteres Grüße Matzdorf, der ſo lange ſchweigt, als er nicht verlegt. In- Was noch in deiner linken Herzkammer wohnt, welche weibliche —35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0014" n="6"/> Allgemeinheit zu vermengen. Eben Ihre ſcharfe individualiſierende<lb/> Anſicht und Kenntniß der vielgeſtaltigen Erde bei allem Aufblick zum<lb/> einfachen poetiſchen (allegoriſchen) Himmel thut ſo wol und iſt ſo<lb/> dichteriſch.</p><lb/> <p>Suchen Sie jetzt bloß einen Fehler zu begehen, den Andere zu<lb n="5"/> vermeiden trachten müſſen: nämlich ſuchen Sie mehr piquant zu<lb/> ſein.</p><lb/> <p>Ich wünſche Ihnen zu Ihrer Gegenwart und Zukunft Glück.<lb/> Leben Sie wol!</p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> <lb n="10"/> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>18. An <hi rendition="#g">Hans von Ahlefeldt in Berlin.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 27 Sept. 1804.</hi> </dateline><lb/> <p>Lieber Alter! Daß ich hier bin — mit der Hoffnung eines dritten<lb/> Kindes — mit der Erwartung irgend eines Briefes von H. v. Ahle-<lb/> feld (deinen Bruder mein’ ich nicht) — ferner daß ich dir den letzten<lb n="15"/> Brief aus <hi rendition="#aq">Coburg</hi> geſchrieben — und daß ich die Kropf beſucht habe,<lb/> an welche du eben geſchrieben — und daß du wider mein Vermuthen<lb/> unſer altes Lorretto-Häuschen verläſſeſt (worin du der heilige Geiſt<lb/> der Marien warſt und ich nur der Zimmermann Joſeph) — dieß<lb/> alles iſt dir viel zu bekannt als daß es des Poſtportos verlohnte,<lb n="20"/> wenn es eines koſtete. Aber ein trefflicher Jüngling überbringt den<lb/> Brief umſonſt, ein Bruder Emanuels.</p><lb/> <p>Kämſt du hieher, ſo könnt’ ich dir einige Luſt machen d. h. wieder<lb/> bezahlen, alter Wirth. Inzwiſchen ſoll auch ein Wirth an ſeine<lb/> Gäſte ſchreiben, — ſo wenig ſonſt dieſe dabei gewinnen, weil ers<lb n="25"/> immer iſt, der was zu fodern hat — Bruder ſchreibe!</p><lb/> <p>Ich bin der Alte, nur fetter. Ich glaube, du auch, was erſteres<lb/> anlangt.</p><lb/> <p>Grüße Matzdorf, der ſo lange ſchweigt, als er nicht verlegt. In-<lb/> deß kannſt du ihm zum Ruhme hinterbringen, daß ich jetzt meine<lb n="30"/> Manuſkripte kopieren laſſe und daß ſie doch mehr Druckfehler er-<lb/> ſchaffen als er ſonſt darin ließ. Noch dazu jetzt, wo, wie du lieſeſt,<lb/> ich ein (ſcherzhafter) Adelungiſt bin wie er. Denn meine jetzige<lb/> Recht-Schreibung iſt ja eine.</p><lb/> <p>Was noch in deiner linken Herzkammer wohnt, welche weibliche —<lb n="35"/> ſetz’ ich voraus, ſo wenig du Miethzins davon haſt; kurz du biſt der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0014]
Allgemeinheit zu vermengen. Eben Ihre ſcharfe individualiſierende
Anſicht und Kenntniß der vielgeſtaltigen Erde bei allem Aufblick zum
einfachen poetiſchen (allegoriſchen) Himmel thut ſo wol und iſt ſo
dichteriſch.
Suchen Sie jetzt bloß einen Fehler zu begehen, den Andere zu 5
vermeiden trachten müſſen: nämlich ſuchen Sie mehr piquant zu
ſein.
Ich wünſche Ihnen zu Ihrer Gegenwart und Zukunft Glück.
Leben Sie wol!
Richter 10
18. An Hans von Ahlefeldt in Berlin.
Bayreuth d. 27 Sept. 1804.
Lieber Alter! Daß ich hier bin — mit der Hoffnung eines dritten
Kindes — mit der Erwartung irgend eines Briefes von H. v. Ahle-
feld (deinen Bruder mein’ ich nicht) — ferner daß ich dir den letzten 15
Brief aus Coburg geſchrieben — und daß ich die Kropf beſucht habe,
an welche du eben geſchrieben — und daß du wider mein Vermuthen
unſer altes Lorretto-Häuschen verläſſeſt (worin du der heilige Geiſt
der Marien warſt und ich nur der Zimmermann Joſeph) — dieß
alles iſt dir viel zu bekannt als daß es des Poſtportos verlohnte, 20
wenn es eines koſtete. Aber ein trefflicher Jüngling überbringt den
Brief umſonſt, ein Bruder Emanuels.
Kämſt du hieher, ſo könnt’ ich dir einige Luſt machen d. h. wieder
bezahlen, alter Wirth. Inzwiſchen ſoll auch ein Wirth an ſeine
Gäſte ſchreiben, — ſo wenig ſonſt dieſe dabei gewinnen, weil ers 25
immer iſt, der was zu fodern hat — Bruder ſchreibe!
Ich bin der Alte, nur fetter. Ich glaube, du auch, was erſteres
anlangt.
Grüße Matzdorf, der ſo lange ſchweigt, als er nicht verlegt. In-
deß kannſt du ihm zum Ruhme hinterbringen, daß ich jetzt meine 30
Manuſkripte kopieren laſſe und daß ſie doch mehr Druckfehler er-
ſchaffen als er ſonſt darin ließ. Noch dazu jetzt, wo, wie du lieſeſt,
ich ein (ſcherzhafter) Adelungiſt bin wie er. Denn meine jetzige
Recht-Schreibung iſt ja eine.
Was noch in deiner linken Herzkammer wohnt, welche weibliche — 35
ſetz’ ich voraus, ſo wenig du Miethzins davon haſt; kurz du biſt der
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(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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