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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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rade zu an die Umkehrung beider Verständnisse gewöhnt. -- In
Frankfurt am Main und in Hamburg müssen 2 Unparteiische fast
entgegengesetzte, folglich gegenseitig-parteiisch-erscheinende Urtheile
fällen. Aber was gibt mir denn eine Hoffnung einer größern Un-
parteilichkeit? Zeit-Nutznießung gewis nicht -- denn der Autor ver-5
lor und der Bürger hatte Einquartierung --; folglich kann blos ent-
scheiden -- obwol ohne Nachtheil des Handels- so wie des Schreib-
Mannes --, daß der Schreibmann, stets erst vom Allgemeinen und
Weitesten herabschauend und herabkommend ins Dichte der Wirk-
lichkeit, dieses als köstliche Zugabe und Farbengebung seines10
Aethers, wo es weder donnert noch schneiet, ansehen muß. Er
flüchtet nicht vom Ideal zur Wirklichkeit, sondern jenem wird durch
diese, die er sogar entbehren könnte, neues Feuer untergelegt.
Hingegen der Geschäftsmann geht den entgegengesetzten Weg hin-
aufwärts und flüchtet wirklich vom Festen und Dichten, wenn es15
wankt und fließt, hinauf zum Allgemeinen und die dichte kleine
Gegenwarts-Knospe -- jede Knospe ist klein und fest -- muß sich
ihm oben weich und weit auseinanderblättern, ja ins Weite ver-
duften; und da in dieser Höhe für ihn das bestimmt Gute wie Böse
verschwindet, so bekommt er weniger als der Schreibmann, der20
aus seinem unbegränzten Himmel in den engsten herabfährt.
Handels- und Schreib-Männer müssen sich denn gegenseitig aus-
gleichen und erstatten.

496. An Emanuel.
25

Guten Morgen, Emanuel! Abends wollen wir recht darüber
reden. Warum haben Sie nicht das ganze Buch gelesen, das noch
schöner ist als der Kunstplan? -- Viele Einwürfe hab' ich dagegen.
Über Ihre vortrefflichen Antithesen zwischen Geben und Nehmen --
die selber zum ersten gehören -- auch heute Abends.30

R.
497. An Emanuel.

Guten Morgen! Alles ist gesund bei mir und die Kinder freuen
sich des Lebens und die Eltern der Kinder. Heute geht C[aroline]35

rade zu an die Umkehrung beider Verſtändniſſe gewöhnt. — In
Frankfurt am Main und in Hamburg müſſen 2 Unparteiiſche faſt
entgegengeſetzte, folglich gegenſeitig-parteiiſch-erſcheinende Urtheile
fällen. Aber was gibt mir denn eine Hoffnung einer größern Un-
parteilichkeit? Zeit-Nutznießung gewis nicht — denn der Autor ver-5
lor und der Bürger hatte Einquartierung —; folglich kann blos ent-
ſcheiden — obwol ohne Nachtheil des Handels- ſo wie des Schreib-
Mannes —, daß der Schreibmann, ſtets erſt vom Allgemeinen und
Weiteſten herabſchauend und herabkommend ins Dichte der Wirk-
lichkeit, dieſes als köſtliche Zugabe und Farbengebung ſeines10
Aethers, wo es weder donnert noch ſchneiet, anſehen muß. Er
flüchtet nicht vom Ideal zur Wirklichkeit, ſondern jenem wird durch
dieſe, die er ſogar entbehren könnte, neues Feuer untergelegt.
Hingegen der Geſchäftsmann geht den entgegengeſetzten Weg hin-
aufwärts und flüchtet wirklich vom Feſten und Dichten, wenn es15
wankt und fließt, hinauf zum Allgemeinen und die dichte kleine
Gegenwarts-Knoſpe — jede Knoſpe iſt klein und feſt — muß ſich
ihm oben weich und weit auseinanderblättern, ja ins Weite ver-
duften; und da in dieſer Höhe für ihn das beſtimmt Gute wie Böſe
verſchwindet, ſo bekommt er weniger als der Schreibmann, der20
aus ſeinem unbegränzten Himmel in den engſten herabfährt.
Handels- und Schreib-Männer müſſen ſich denn gegenſeitig aus-
gleichen und erſtatten.

496. An Emanuel.
25

Guten Morgen, Emanuel! Abends wollen wir recht darüber
reden. Warum haben Sie nicht das ganze Buch geleſen, das noch
ſchöner iſt als der Kunſtplan? — Viele Einwürfe hab’ ich dagegen.
Über Ihre vortrefflichen Antitheſen zwiſchen Geben und Nehmen —
die ſelber zum erſten gehören — auch heute Abends.30

R.
497. An Emanuel.

Guten Morgen! Alles iſt geſund bei mir und die Kinder freuen
ſich des Lebens und die Eltern der Kinder. Heute geht C[aroline]35

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[203/0218] rade zu an die Umkehrung beider Verſtändniſſe gewöhnt. — In Frankfurt am Main und in Hamburg müſſen 2 Unparteiiſche faſt entgegengeſetzte, folglich gegenſeitig-parteiiſch-erſcheinende Urtheile fällen. Aber was gibt mir denn eine Hoffnung einer größern Un- parteilichkeit? Zeit-Nutznießung gewis nicht — denn der Autor ver- 5 lor und der Bürger hatte Einquartierung —; folglich kann blos ent- ſcheiden — obwol ohne Nachtheil des Handels- ſo wie des Schreib- Mannes —, daß der Schreibmann, ſtets erſt vom Allgemeinen und Weiteſten herabſchauend und herabkommend ins Dichte der Wirk- lichkeit, dieſes als köſtliche Zugabe und Farbengebung ſeines 10 Aethers, wo es weder donnert noch ſchneiet, anſehen muß. Er flüchtet nicht vom Ideal zur Wirklichkeit, ſondern jenem wird durch dieſe, die er ſogar entbehren könnte, neues Feuer untergelegt. Hingegen der Geſchäftsmann geht den entgegengeſetzten Weg hin- aufwärts und flüchtet wirklich vom Feſten und Dichten, wenn es 15 wankt und fließt, hinauf zum Allgemeinen und die dichte kleine Gegenwarts-Knoſpe — jede Knoſpe iſt klein und feſt — muß ſich ihm oben weich und weit auseinanderblättern, ja ins Weite ver- duften; und da in dieſer Höhe für ihn das beſtimmt Gute wie Böſe verſchwindet, ſo bekommt er weniger als der Schreibmann, der 20 aus ſeinem unbegränzten Himmel in den engſten herabfährt. Handels- und Schreib-Männer müſſen ſich denn gegenſeitig aus- gleichen und erſtatten. 496. An Emanuel. [Bayreuth, 7. März 1808] 25 Guten Morgen, Emanuel! Abends wollen wir recht darüber reden. Warum haben Sie nicht das ganze Buch geleſen, das noch ſchöner iſt als der Kunſtplan? — Viele Einwürfe hab’ ich dagegen. Über Ihre vortrefflichen Antitheſen zwiſchen Geben und Nehmen — die ſelber zum erſten gehören — auch heute Abends. 30 R. 497. An Emanuel. [Bayreuth, 11. März 1808] Guten Morgen! Alles iſt geſund bei mir und die Kinder freuen ſich des Lebens und die Eltern der Kinder. Heute geht C[aroline] 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/218>, abgerufen am 09.11.2024.