Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.noch weiß, daß Jean Paul existiert, sie müßte ihn denn lesen -- Der Zweck meines Schreibens ist -- außer dem noch, Sie zu Die zweite Beilage, den Brief an den Prinzen George, bitt' ich Morgen wird mein drittes Kind, ein Mädchen, getauft, nämlich Es geh' Ihnen wol, und folglich den Ihrigen! --25 Jean Paul Fr. Richter 43. An Erbprinz Georg von Mecklenburg-Strelitz. Gnädigster Erbprinz, Wenn Ihre Durchlaucht diesem Blatte die Rechte eines Zimmers noch weiß, daß Jean Paul exiſtiert, ſie müßte ihn denn leſen — Der Zweck meines Schreibens iſt — außer dem noch, Sie zu Die zweite Beilage, den Brief an den Prinzen George, bitt’ ich Morgen wird mein drittes Kind, ein Mädchen, getauft, nämlich Es geh’ Ihnen wol, und folglich den Ihrigen! —25 Jean Paul Fr. Richter 43. An Erbprinz Georg von Mecklenburg-Strelitz. Gnädigſter Erbprinz, Wenn Ihre Durchlaucht dieſem Blatte die Rechte eines Zimmers <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0022" n="14"/> noch weiß, daß <hi rendition="#aq">Jean Paul</hi> exiſtiert, ſie müßte ihn denn leſen —<lb/> in einem Briefe vom 8. <hi rendition="#aq">Decemb.</hi> 1804. Dieß geſchieht zum Glücke<lb/> hier. Ich denke freudig und ſehnſüchtig an unſere Mittags Stunden;<lb/> und ich weiß auch, daß einige davon zurückfliegen müſſen, ſo weit<lb/> auch der Weg iſt, den ſie ſchon über uns dahin geflogen ſind.<lb n="5"/> </p> <p>Der Zweck meines Schreibens iſt — außer dem noch, Sie zu<lb/> leſen — der, eine doppelte Beilage zu begleiten. Die erſte iſt die von<lb/> der troſtloſen <hi rendition="#aq">Herder.</hi> Der große Geiſt, der nun in einen beſſern<lb/> Himmel geflogen iſt als ſein hieſiger wolkiger war, hinterließ ihr<lb/> außer der Troſtloſigkeit noch Schulden, durch Kinder veranlaßt.<lb n="10"/> Sie muß daher ſich mit den letzten Nachblüten ſeines Daſeins ein<lb/> wenig helfen, mit ſeinen Werken. Sie, edle Freundinn dieſes Mannes,<lb/> können höchſt wahrſcheinlich die Zahl der Subſkripzionen auf ſeine<lb/> Werke vermehren helfen, z. B. bei der Königinn und ſonſt. Mich bat<lb/> die <hi rendition="#aq">Herder;</hi> und ich bitte weiter.<lb n="15"/> </p> <p>Die zweite Beilage, den Brief an den Prinzen <hi rendition="#aq">George,</hi> bitt’ ich<lb/> Sie an Ihn zu befödern. Ich thue darin über <hi rendition="#aq">Herder</hi> dieſelbe Bitte;<lb/> aber noch eine andere, nur leiſer und fliehend. Sie betrif[f]t das mir<lb/> vom König verſprochene Kanonikat, an welches ich wol einmal mich<lb/> und andere erinnern darf. Vielleicht erinnert Er; vielleicht ſind Sie<lb n="20"/> ein wenig mein wolwollender Miniſter von <hi rendition="#aq">Alvensleben.</hi> — Und<lb/> noch dazu wohn’ ich jetzt im preußiſchen Lande wieder.</p><lb/> <p>Morgen wird mein drittes Kind, ein Mädchen, getauft, nämlich<lb/> Ein Knabe führt wie ſchicklich, an jedem Arme eine Schweſter-Dame.</p><lb/> <p>Es geh’ Ihnen wol, und folglich den Ihrigen! —<lb n="25"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>43. An <hi rendition="#g">Erbprinz Georg von Mecklenburg-Strelitz.</hi></head><lb/> <salute> <hi rendition="#right">Gnädigſter Erbprinz,</hi> </salute><lb/> <p>Wenn Ihre Durchlaucht dieſem Blatte die Rechte eines Zimmers<lb/> der Frau <hi rendition="#aq">v. Berg</hi> zulaſſen: ſo iſt es mir erlaubt, Ihnen hier zu be-<lb n="30"/> gegnen und Ihnen zu Ihrer Antiken-Reiſe Glück zu wünſchen ſo<lb/> wie Ihren Freunden und Verehrern zu Ihrer Rückkehr. Ich war<lb/> gerade mit Ihnen in Italien und begleitete und wiederholte alle<lb/> Ihre Entzückungen über dieſes Reich der Schönheit, die dort wie<lb/> ein Proteus ſich bald in Stein, bald in Ruinen, bald in Menſchen,<lb n="35"/> bald in Farben, bald in Fluren verwandelte — ich ſchrieb nämlich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0022]
noch weiß, daß Jean Paul exiſtiert, ſie müßte ihn denn leſen —
in einem Briefe vom 8. Decemb. 1804. Dieß geſchieht zum Glücke
hier. Ich denke freudig und ſehnſüchtig an unſere Mittags Stunden;
und ich weiß auch, daß einige davon zurückfliegen müſſen, ſo weit
auch der Weg iſt, den ſie ſchon über uns dahin geflogen ſind. 5
Der Zweck meines Schreibens iſt — außer dem noch, Sie zu
leſen — der, eine doppelte Beilage zu begleiten. Die erſte iſt die von
der troſtloſen Herder. Der große Geiſt, der nun in einen beſſern
Himmel geflogen iſt als ſein hieſiger wolkiger war, hinterließ ihr
außer der Troſtloſigkeit noch Schulden, durch Kinder veranlaßt. 10
Sie muß daher ſich mit den letzten Nachblüten ſeines Daſeins ein
wenig helfen, mit ſeinen Werken. Sie, edle Freundinn dieſes Mannes,
können höchſt wahrſcheinlich die Zahl der Subſkripzionen auf ſeine
Werke vermehren helfen, z. B. bei der Königinn und ſonſt. Mich bat
die Herder; und ich bitte weiter. 15
Die zweite Beilage, den Brief an den Prinzen George, bitt’ ich
Sie an Ihn zu befödern. Ich thue darin über Herder dieſelbe Bitte;
aber noch eine andere, nur leiſer und fliehend. Sie betrif[f]t das mir
vom König verſprochene Kanonikat, an welches ich wol einmal mich
und andere erinnern darf. Vielleicht erinnert Er; vielleicht ſind Sie 20
ein wenig mein wolwollender Miniſter von Alvensleben. — Und
noch dazu wohn’ ich jetzt im preußiſchen Lande wieder.
Morgen wird mein drittes Kind, ein Mädchen, getauft, nämlich
Ein Knabe führt wie ſchicklich, an jedem Arme eine Schweſter-Dame.
Es geh’ Ihnen wol, und folglich den Ihrigen! — 25
Jean Paul Fr. Richter
43. An Erbprinz Georg von Mecklenburg-Strelitz.
Gnädigſter Erbprinz,
Wenn Ihre Durchlaucht dieſem Blatte die Rechte eines Zimmers
der Frau v. Berg zulaſſen: ſo iſt es mir erlaubt, Ihnen hier zu be- 30
gegnen und Ihnen zu Ihrer Antiken-Reiſe Glück zu wünſchen ſo
wie Ihren Freunden und Verehrern zu Ihrer Rückkehr. Ich war
gerade mit Ihnen in Italien und begleitete und wiederholte alle
Ihre Entzückungen über dieſes Reich der Schönheit, die dort wie
ein Proteus ſich bald in Stein, bald in Ruinen, bald in Menſchen, 35
bald in Farben, bald in Fluren verwandelte — ich ſchrieb nämlich
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(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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