Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.550. An Oberkirchenrat Niethammer in München. [Bayreuth, 22. Juli 1808]Es ist (über Philanthropismus) eine Arznei unserer gährenden 551. An Emanuel.10 [Bayreuth, 24. Juli 1808]Guten Morgen, Biene voll Honig und Stechen! Denn Schweiger Die Rückseite gehörte an Ihren Enzel. 552. An Jacobi. Bayreuth d. 22 Jul. 1808Mein theurer Heinrich! Der Ueberbringer dieses Briefes ist20 550. An Oberkirchenrat Niethammer in München. [Bayreuth, 22. Juli 1808]Es iſt (über Philanthropiſmus) eine Arznei unſerer gährenden 551. An Emanuel.10 [Bayreuth, 24. Juli 1808]Guten Morgen, Biene voll Honig und Stechen! Denn Schweiger Die Rückſeite gehörte an Ihren Enzel. 552. An Jacobi. Bayreuth d. 22 Jul. 1808Mein theurer Heinrich! Der Ueberbringer dieſes Briefes iſt20 <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0242" n="226"/> <div type="letter" n="1"> <head>550. An <hi rendition="#g">Oberkirchenrat Niethammer in München.</hi></head><lb/> <byline>[Kopie]</byline> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 22. Juli 1808]</hi> </dateline><lb/> <p>Es iſt (über Philanthropiſmus) eine Arznei unſerer gährenden<lb/> Zeit. Ich wollte durch Sachen und Methoden und verſchiedenſte<lb/> Wiſſenſchaften meine Schüler zu Menſchen bilden, aus welchen<lb n="5"/> jeder beliebige Bürger auszubrüten wäre — Peſtalozzi iſt mehr auf<lb/> dem Weg zu Ihrem Ziele als Sie vorauszuſetzen ſcheinen; man kann<lb/> ja rückwärts gehen wie rückwärts fahren und mit der vorwärts<lb/> reiſenden Geſellſchaft an demſelben Ziel ankommen.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>551. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi><lb n="10"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 24. Juli 1808]</hi> </dateline><lb/> <p>Guten Morgen, Biene voll Honig und Stechen! Denn Schweiger<lb/> ſpricht nach der am März geſchriebnen Wetterprophezeiung, deren<lb/> Eintreffen ihn wundert. — Ich werde mir, ob ich gleich den Dekla-<lb/> mator in die Harmonie zu führen habe, doch ein Abendſtündchen<lb n="15"/> und Abendräuſch[ch]en geiſtiger Art bei Ihnen zu erübrigen wiſſen.</p><lb/> <p>Die Rückſeite gehörte an Ihren <hi rendition="#aq">Enzel.</hi></p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>552. An <hi rendition="#g">Jacobi.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 22 Jul. 1808</hi> </dateline><lb/> <p>Mein theurer Heinrich! Der Ueberbringer dieſes Briefes iſt<lb n="20"/> zugleich deſſen Urſache und Gegenſtand. Denn ſonſt würd’ ich nach<lb/> meinem langen Stillſchweigen, das mich etwas zuviel nämlich deine<lb/> Briefe koſtete, mit dieſem unbedeutenden Blättchen nicht vor dir<lb/> erſcheinen. Der Ueberbringer iſt ein Herr v. Seckendorf, der ſeine<lb/> Kammerdirektors-Stelle in Hildenburg [!] aus Gründen nieder-<lb n="25"/> legte, die ihm eben ſo viel Ehre machen, als hätt’ er ſie länger gut<lb/> verwaltet. Jetzt will er ſich und ſechs zu Hauſe gelaſſene Kinder<lb/> vor der Hand durch Reiſen für das Deklamieren erhalten. Von dieſer<lb/> Kunſt ſo wie von der Muſik ſcheint er mir und andern die tiefere<lb/> Kenntnis und wackere Uebung und weiteifernde Liebe darin zu<lb n="30"/> haben; nur wünſcht’ ich, ſein Kunſt-Geiſt hätte auf einer beweg-<lb/> licheren Taſtatur des Körpers zu ſpielen. Die Zeit iſt feindſelig gegen<lb/> ihn; ſeinen guten Dichtungen für Theater und Roman gönnt ſie<lb/> nicht einmal einen — Verleger. Seine Lehrer, Jacobs und Schlichte-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [226/0242]
550. An Oberkirchenrat Niethammer in München.
[Kopie][Bayreuth, 22. Juli 1808]
Es iſt (über Philanthropiſmus) eine Arznei unſerer gährenden
Zeit. Ich wollte durch Sachen und Methoden und verſchiedenſte
Wiſſenſchaften meine Schüler zu Menſchen bilden, aus welchen 5
jeder beliebige Bürger auszubrüten wäre — Peſtalozzi iſt mehr auf
dem Weg zu Ihrem Ziele als Sie vorauszuſetzen ſcheinen; man kann
ja rückwärts gehen wie rückwärts fahren und mit der vorwärts
reiſenden Geſellſchaft an demſelben Ziel ankommen.
551. An Emanuel. 10
[Bayreuth, 24. Juli 1808]
Guten Morgen, Biene voll Honig und Stechen! Denn Schweiger
ſpricht nach der am März geſchriebnen Wetterprophezeiung, deren
Eintreffen ihn wundert. — Ich werde mir, ob ich gleich den Dekla-
mator in die Harmonie zu führen habe, doch ein Abendſtündchen 15
und Abendräuſch[ch]en geiſtiger Art bei Ihnen zu erübrigen wiſſen.
Die Rückſeite gehörte an Ihren Enzel.
552. An Jacobi.
Bayreuth d. 22 Jul. 1808
Mein theurer Heinrich! Der Ueberbringer dieſes Briefes iſt 20
zugleich deſſen Urſache und Gegenſtand. Denn ſonſt würd’ ich nach
meinem langen Stillſchweigen, das mich etwas zuviel nämlich deine
Briefe koſtete, mit dieſem unbedeutenden Blättchen nicht vor dir
erſcheinen. Der Ueberbringer iſt ein Herr v. Seckendorf, der ſeine
Kammerdirektors-Stelle in Hildenburg [!] aus Gründen nieder- 25
legte, die ihm eben ſo viel Ehre machen, als hätt’ er ſie länger gut
verwaltet. Jetzt will er ſich und ſechs zu Hauſe gelaſſene Kinder
vor der Hand durch Reiſen für das Deklamieren erhalten. Von dieſer
Kunſt ſo wie von der Muſik ſcheint er mir und andern die tiefere
Kenntnis und wackere Uebung und weiteifernde Liebe darin zu 30
haben; nur wünſcht’ ich, ſein Kunſt-Geiſt hätte auf einer beweg-
licheren Taſtatur des Körpers zu ſpielen. Die Zeit iſt feindſelig gegen
ihn; ſeinen guten Dichtungen für Theater und Roman gönnt ſie
nicht einmal einen — Verleger. Seine Lehrer, Jacobs und Schlichte-
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(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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