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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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Teufel holte mich. Kanarienvogel, dessen Freßtrog meine Lippen
waren -- so quält uns die Welt so tödtet das Leben -- denn in
jedem Monat schreib' ich 10, 20 Briefe an den Teufel und seine
Großmutter, und an Gott und seine Dreieinigkeit -- Kurzsylbigkeit --

574. An Buchhändler Joh. Chr. Eurich in Leipzig.5

Selbstbeleidigung -- Auch hat das Buch am Namen des Ver-
fassers Siegel und Ruder genug. --

Will der Verfasser in seiner Vorrede anführen, daß ich seine Er-
klärungen hell, gedrungen, reich und richtig gefunden, und daß ein10
solches Handbuch eine kleine Töchterschule für Leserinnen sein
könnte -- um ihnen das flache taube Lesen abzugewöhnen --: so
sage ich mit Vergnügen Ja dazu.

575. An Fürst-Primas Dalberg in Frankfurt a. M.
15

Die beiliegende Zueignung soll die Verehrung ausdrücken, welche
für Ew. [Hoheit] ich mit dem gelehrten und dem ungelehrten
Deutschland, mit Ihrem lesenden und Ihrem regierten Publikum
theile und welche einem Haupte gebührt, um dessen Fürstenkrone
sich der Musen-Lorbeer legt. Die nur geschriebne Zueignung kann20
erst durch Ihre Erlaubnis sich zu einer gedruckten erheben vor einer
zweiten Auflage. Vielleicht sollte überhaupt nur zweiten Auflagen
(gleichsam den Silberhochzeiten mit dem Leser) die Ehre des Zu-
eignens beschieden sein.

Jeder Dichter fand bisher seinen Fürst; zwei Dichter ausge-25
nommen, der erste ist der, welcher keinen Fürsten bedarf, weil er
einer ist; der zweite bin ich, der sich an den ersten mit Wünschen
wendet, deren Verzeihung ihm so wichtig sein muß als deren Er-
füllung.

Möge Er, der Seine Blumen und Gaben wie Blicke so weit um-30
herwirft und mit dessen Hand das Schicksal so viele Kriegs-Wunden
verschließt und sie zu Ehren-Narben ausheilt, diese Annäherung eines
alten Lesers genehmigen und den Wunsch vergeben, unter seine
Landeskinder gerechnet zu werden, damit er auch den Krieg ver-
schmerze.35


Teufel holte mich. Kanarienvogel, deſſen Freßtrog meine Lippen
waren — ſo quält uns die Welt 〈ſo tödtet das Leben〉 — denn in
jedem Monat ſchreib’ ich 10, 20 Briefe an den Teufel und ſeine
Großmutter, und an Gott und ſeine Dreieinigkeit — Kurzſylbigkeit —

574. An Buchhändler Joh. Chr. Eurich in Leipzig.5

Selbſtbeleidigung — Auch hat das Buch am Namen des Ver-
faſſers Siegel und Ruder genug. —

Will der Verfaſſer in ſeiner Vorrede anführen, daß ich ſeine Er-
klärungen hell, gedrungen, reich und richtig gefunden, und daß ein10
ſolches Handbuch eine kleine Töchterſchule für Leſerinnen ſein
könnte — um ihnen das flache taube Leſen abzugewöhnen —: ſo
ſage ich mit Vergnügen Ja dazu.

575. An Fürſt-Primas Dalberg in Frankfurt a. M.
15

Die beiliegende Zueignung ſoll die Verehrung ausdrücken, welche
für Ew. [Hoheit] ich mit dem gelehrten und dem ungelehrten
Deutſchland, mit Ihrem leſenden und Ihrem regierten Publikum
theile und welche einem Haupte gebührt, um deſſen Fürſtenkrone
ſich der Muſen-Lorbeer legt. Die nur geſchriebne Zueignung kann20
erſt durch Ihre Erlaubnis ſich zu einer gedruckten erheben vor einer
zweiten Auflage. Vielleicht ſollte überhaupt nur zweiten Auflagen
(gleichſam den Silberhochzeiten mit dem Leſer) die Ehre des Zu-
eignens beſchieden ſein.

Jeder Dichter fand bisher ſeinen Fürſt; zwei Dichter ausge-25
nommen, der erſte iſt der, welcher keinen Fürſten bedarf, weil er
einer iſt; der zweite bin ich, der ſich an den erſten mit Wünſchen
wendet, deren Verzeihung ihm ſo wichtig ſein muß als deren Er-
füllung.

Möge Er, der Seine Blumen und Gaben wie Blicke ſo weit um-30
herwirft und mit deſſen Hand das Schickſal ſo viele Kriegs-Wunden
verſchließt und ſie zu Ehren-Narben ausheilt, dieſe Annäherung eines
alten Leſers genehmigen und den Wunſch vergeben, unter ſeine
Landeskinder gerechnet zu werden, damit er auch den Krieg ver-
ſchmerze.35

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[237/0253] Teufel holte mich. Kanarienvogel, deſſen Freßtrog meine Lippen waren — ſo quält uns die Welt 〈ſo tödtet das Leben〉 — denn in jedem Monat ſchreib’ ich 10, 20 Briefe an den Teufel und ſeine Großmutter, und an Gott und ſeine Dreieinigkeit — Kurzſylbigkeit — 574. An Buchhändler Joh. Chr. Eurich in Leipzig. 5 [z. T. Kopie][Bayreuth, 30. Sept. 1808] Selbſtbeleidigung — Auch hat das Buch am Namen des Ver- faſſers Siegel und Ruder genug. — Will der Verfaſſer in ſeiner Vorrede anführen, daß ich ſeine Er- klärungen hell, gedrungen, reich und richtig gefunden, und daß ein 10 ſolches Handbuch eine kleine Töchterſchule für Leſerinnen ſein könnte — um ihnen das flache taube Leſen abzugewöhnen —: ſo ſage ich mit Vergnügen Ja dazu. 575. An Fürſt-Primas Dalberg in Frankfurt a. M. [Konzept][Bayreuth, 1. Okt. 1808] 15 Die beiliegende Zueignung ſoll die Verehrung ausdrücken, welche für Ew. [Hoheit] ich mit dem gelehrten und dem ungelehrten Deutſchland, mit Ihrem leſenden und Ihrem regierten Publikum theile und welche einem Haupte gebührt, um deſſen Fürſtenkrone ſich der Muſen-Lorbeer legt. Die nur geſchriebne Zueignung kann 20 erſt durch Ihre Erlaubnis ſich zu einer gedruckten erheben vor einer zweiten Auflage. Vielleicht ſollte überhaupt nur zweiten Auflagen (gleichſam den Silberhochzeiten mit dem Leſer) die Ehre des Zu- eignens beſchieden ſein. Jeder Dichter fand bisher ſeinen Fürſt; zwei Dichter ausge- 25 nommen, der erſte iſt der, welcher keinen Fürſten bedarf, weil er einer iſt; der zweite bin ich, der ſich an den erſten mit Wünſchen wendet, deren Verzeihung ihm ſo wichtig ſein muß als deren Er- füllung. Möge Er, der Seine Blumen und Gaben wie Blicke ſo weit um- 30 herwirft und mit deſſen Hand das Schickſal ſo viele Kriegs-Wunden verſchließt und ſie zu Ehren-Narben ausheilt, dieſe Annäherung eines alten Leſers genehmigen und den Wunſch vergeben, unter ſeine Landeskinder gerechnet zu werden, damit er auch den Krieg ver- ſchmerze. 35

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/253>, abgerufen am 24.11.2024.