Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.133. An Herzogin Charlotte von Hildburghausen. [Bayreuth, 7. Sept. 1805]Der vortrefliche Paulus -- der mit seinem Namens Heiligen das 134. An Herzog Paul von Württemberg. [Bayreuth, 7. Sept. 1805]Freilich das kahle Briefblatt -- statt des beseelten Angesichts --,20 133. An Herzogin Charlotte von Hildburghauſen. [Bayreuth, 7. Sept. 1805]Der vortrefliche Paulus — der mit ſeinem Namens Heiligen das 134. An Herzog Paul von Württemberg. [Bayreuth, 7. Sept. 1805]Freilich das kahle Briefblatt — ſtatt des beſeelten Angeſichts —,20 <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0068" n="54"/> <div type="letter" n="1"> <head>133. An <hi rendition="#g">Herzogin Charlotte von Hildburghauſen.</hi></head><lb/> <byline>[Kopie]</byline> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 7. Sept. 1805]</hi> </dateline><lb/> <p>Der vortrefliche Paulus — der mit ſeinem Namens Heiligen das<lb/> Feuer gemein hat, aber ſo gut wie dieſer eine weichere Krone ver-<lb/> dient als die Märterer-Krone — bittet Sie ꝛc. durch mich ꝛc. — Ich<lb n="5"/> ſage der ꝛc. für das Briefchen Dank, nach deſſen dramatiſchem<lb/> Plane wir ein frohes Stück einen Abend lange extemporierten.<lb/> Da ich anfangs nur einen Blick auf die Unterſchrift, nicht auf den<lb/> Inhalt des Blättchens geworfen hatte: ſo hatte der <hi rendition="#aq">Ci-devant<lb/> Stiefel</hi> das Vergnügen zu ſehen, wie Er blos durch ſeinen Geiſt<lb n="10"/> meinen Irrthum immer kleiner machte, bis ich dießmal nicht durch<lb/> Schaden endlich klug wurde ſondern durch Vergnügen — wie<lb/> zuweilen ein ſeltenes Mädchen. Indeß verſchoben wir beide die Er-<lb/> kennung bis auf den andern Morgen. Ich hoffe gewis, er beglückt<lb/> die <hi rendition="#g">Lilien-Roſe,</hi> die ihn beglücken wird; und das etwas ſparſam<lb n="15"/> belohnende Schickſal braucht jetzt 2 Würdigſte nur durch Ein Glück<lb/> zu bezahlen — ja vielleicht 3.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>134. An <hi rendition="#g">Herzog Paul von Württemberg.</hi></head><lb/> <byline>[Kopie]</byline> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 7. Sept. 1805]</hi> </dateline><lb/> <p>Freilich das kahle Briefblatt — ſtatt des beſeelten Angeſichts —,<lb n="20"/> das einſame Wort — ſtatt des ſich wie zwiſchen 2 Spiegeln ewig<lb/> zurückwerfenden Geſprächs — dieß [?] iſt ein Brief, aber für unſern<lb/> Abend kein Erſatz und kein Echo. Für mich waren ſeine Flügel eben<lb/> ſo ſchnell als bunt; und ich hole ihn mit Poſtpferden nicht eher [ein]<lb/> als bis ich in — Ihr Zimmer trete. Ihren Befehlen zu Folge gab<lb n="25"/> ich Ihr Manuſkript den Händen, aus denen Sie ſchon eine andere<lb/> Hand als Ihre empfangen haben. Das Manuſkript hätte mich für<lb/> Sie intereſſiert, wenn Sie mich nicht ſchon für daſſelbe intereſſiert<lb/> hätten. Indeß wünſcht’ ich doch bei allen Reizen deſſelben, daß Sie<lb/> mehr Ihr mündlicher Hiſtoriograph und mehr der ſchriftliche Ro-<lb n="30"/> mantiker wären. Ihre Phantaſie ſollte die Flügel im weiteſten Raume,<lb/> im freien Himmel aufſchlagen und dahin fliegen, wo es andere<lb/> Sterne gibt als die — angenähten. Die Freunde bemerken, die<lb/> Feinde behalten Worte mehr als Handlungen; und die vielſinnige<lb/> That wird leichter von dieſen vergeben als das eindeutige Wort. Ich<lb n="35"/> würde alſo, ſtatt mit jenem Alten zu ſagen: rede, damit ich ſehe —<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [54/0068]
133. An Herzogin Charlotte von Hildburghauſen.
[Kopie][Bayreuth, 7. Sept. 1805]
Der vortrefliche Paulus — der mit ſeinem Namens Heiligen das
Feuer gemein hat, aber ſo gut wie dieſer eine weichere Krone ver-
dient als die Märterer-Krone — bittet Sie ꝛc. durch mich ꝛc. — Ich 5
ſage der ꝛc. für das Briefchen Dank, nach deſſen dramatiſchem
Plane wir ein frohes Stück einen Abend lange extemporierten.
Da ich anfangs nur einen Blick auf die Unterſchrift, nicht auf den
Inhalt des Blättchens geworfen hatte: ſo hatte der Ci-devant
Stiefel das Vergnügen zu ſehen, wie Er blos durch ſeinen Geiſt 10
meinen Irrthum immer kleiner machte, bis ich dießmal nicht durch
Schaden endlich klug wurde ſondern durch Vergnügen — wie
zuweilen ein ſeltenes Mädchen. Indeß verſchoben wir beide die Er-
kennung bis auf den andern Morgen. Ich hoffe gewis, er beglückt
die Lilien-Roſe, die ihn beglücken wird; und das etwas ſparſam 15
belohnende Schickſal braucht jetzt 2 Würdigſte nur durch Ein Glück
zu bezahlen — ja vielleicht 3.
134. An Herzog Paul von Württemberg.
[Kopie][Bayreuth, 7. Sept. 1805]
Freilich das kahle Briefblatt — ſtatt des beſeelten Angeſichts —, 20
das einſame Wort — ſtatt des ſich wie zwiſchen 2 Spiegeln ewig
zurückwerfenden Geſprächs — dieß [?] iſt ein Brief, aber für unſern
Abend kein Erſatz und kein Echo. Für mich waren ſeine Flügel eben
ſo ſchnell als bunt; und ich hole ihn mit Poſtpferden nicht eher [ein]
als bis ich in — Ihr Zimmer trete. Ihren Befehlen zu Folge gab 25
ich Ihr Manuſkript den Händen, aus denen Sie ſchon eine andere
Hand als Ihre empfangen haben. Das Manuſkript hätte mich für
Sie intereſſiert, wenn Sie mich nicht ſchon für daſſelbe intereſſiert
hätten. Indeß wünſcht’ ich doch bei allen Reizen deſſelben, daß Sie
mehr Ihr mündlicher Hiſtoriograph und mehr der ſchriftliche Ro- 30
mantiker wären. Ihre Phantaſie ſollte die Flügel im weiteſten Raume,
im freien Himmel aufſchlagen und dahin fliegen, wo es andere
Sterne gibt als die — angenähten. Die Freunde bemerken, die
Feinde behalten Worte mehr als Handlungen; und die vielſinnige
That wird leichter von dieſen vergeben als das eindeutige Wort. Ich 35
würde alſo, ſtatt mit jenem Alten zu ſagen: rede, damit ich ſehe —
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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