Noch recht klar erinner' ich mich unserer schönen -- Tage leider nicht sondern nur -- Stunden in Cassel. Aber es kehrt nichts um, höchstens der Schmerz, nicht die Freude.
Auch diese kehre nicht zu Ihnen um, sondern sie gehe gar nicht fort von Ihnen.5
Meine Frau grüßt Sie mit wahrhafter wärmster Liebe. Und ich ahme ihr nach.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
[Es folgt noch eine Seite von Karoline Richter.]10
298. An Fouque in Nennhausen.
Bayreuth d. 30. Jun. 1810
Ihr treffliches Werk hab' ich erhalten, aber gegen Ihre Ver- muthung, wenn nicht gar besser, doch eben so schön als den ersten Theil gefunden, und darüber in der Heidelberger Rezension ge-15 sagt: daß hier nicht der jüngere Bruder desselben, sondern der erst- geborne Zwillingsbruder erscheine. Die Rezension setzt meinen Brief fort! Lange, lange hatt' ich eine solche poetische Erquickung nicht.
Den Roman Ihrer Gattin, auf welchen mich Varnhagen und20 meine frohe Erinnerung eines verlebten Abends mit ihr so begierig machen, hab' ich noch nicht bekommen.
Cotta hat -- wie er schreibt -- schon zu viel für seine Kräfte (nämlich der Gesundheit) übernommen, bittet Sie aber, ihm ins Morgenblatt so viel Sie wollen, zu senden. Aber in Nürnberg25 ist ein neu angehender Buchhändler, Schrag, zugleich reich und brav, welchem Sie mit einem Mskpte Freude machen würden. Sie können sich, wenn Sie es der Mühe werth finden, auf meinen Wunsch berufen. Ihre Freude über die meinige an Ihrem Sigurd hat mir zugleich wol- und weh-gethan; denn beim Himmel, das30 Publikum hat Sie noch nicht genug erkannt. Ihre Werke halten -- was sonst sogar sehr gute bei mir nicht vermögen -- das zweimalige Lesen hinter einander zum Rezensieren, bei mir aus. Gebe der Himmel und Sie, daß mein Wunsch in der Rezension, daß Sie mit dem Zauberstabe Ihres Pinsels aus den hohen Hühnen-Gräbern35
Noch recht klar erinner’ ich mich unſerer ſchönen — Tage leider nicht ſondern nur — Stunden in Cassel. Aber es kehrt nichts um, höchſtens der Schmerz, nicht die Freude.
Auch dieſe kehre nicht zu Ihnen um, ſondern ſie gehe gar nicht fort von Ihnen.5
Meine Frau grüßt Sie mit wahrhafter wärmſter Liebe. Und ich ahme ihr nach.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
[Es folgt noch eine Seite von Karoline Richter.]10
298. An Fouqué in Nennhauſen.
Bayreuth d. 30. Jun. 1810
Ihr treffliches Werk hab’ ich erhalten, aber gegen Ihre Ver- muthung, wenn nicht gar beſſer, doch eben ſo ſchön als den erſten Theil gefunden, und darüber in der Heidelberger Rezenſion ge-15 ſagt: daß hier nicht der jüngere Bruder deſſelben, ſondern der erſt- geborne Zwillingsbruder erſcheine. Die Rezenſion ſetzt meinen Brief fort! Lange, lange hatt’ ich eine ſolche poetiſche Erquickung nicht.
Den Roman Ihrer Gattin, auf welchen mich Varnhagen und20 meine frohe Erinnerung eines verlebten Abends mit ihr ſo begierig machen, hab’ ich noch nicht bekommen.
Cotta hat — wie er ſchreibt — ſchon zu viel für ſeine Kräfte (nämlich der Geſundheit) übernommen, bittet Sie aber, ihm ins Morgenblatt ſo viel Sie wollen, zu ſenden. Aber in Nürnberg25 iſt ein neu angehender Buchhändler, Schrag, zugleich reich und brav, welchem Sie mit einem Mſkpte Freude machen würden. Sie können ſich, wenn Sie es der Mühe werth finden, auf meinen Wunſch berufen. Ihre Freude über die meinige an Ihrem Sigurd hat mir zugleich wol- und weh-gethan; denn beim Himmel, das30 Publikum hat Sie noch nicht genug erkannt. Ihre Werke halten — was ſonſt ſogar ſehr gute bei mir nicht vermögen — das zweimalige Leſen hinter einander zum Rezenſieren, bei mir aus. Gebe der Himmel und Sie, daß mein Wunſch in der Rezenſion, daß Sie mit dem Zauberſtabe Ihres Pinſels aus den hohen Hühnen-Gräbern35
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Noch recht klar erinner’ ich mich unſerer ſchönen — Tage leider
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höchſtens der Schmerz, nicht die Freude.
Auch dieſe kehre nicht zu Ihnen um, ſondern ſie gehe gar nicht
fort von Ihnen. 5
Meine Frau grüßt Sie mit wahrhafter wärmſter Liebe. Und
ich ahme ihr nach.
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
10
298. An Fouqué in Nennhauſen.
Bayreuth d. 30. Jun. 1810
Ihr treffliches Werk hab’ ich erhalten, aber gegen Ihre Ver-
muthung, wenn nicht gar beſſer, doch eben ſo ſchön als den erſten
Theil gefunden, und darüber in der Heidelberger Rezenſion ge- 15
ſagt: daß hier nicht der jüngere Bruder deſſelben, ſondern der erſt-
geborne Zwillingsbruder erſcheine. Die Rezenſion ſetzt meinen
Brief fort! Lange, lange hatt’ ich eine ſolche poetiſche Erquickung
nicht.
Den Roman Ihrer Gattin, auf welchen mich Varnhagen und 20
meine frohe Erinnerung eines verlebten Abends mit ihr ſo begierig
machen, hab’ ich noch nicht bekommen.
Cotta hat — wie er ſchreibt — ſchon zu viel für ſeine Kräfte
(nämlich der Geſundheit) übernommen, bittet Sie aber, ihm ins
Morgenblatt ſo viel Sie wollen, zu ſenden. Aber in Nürnberg 25
iſt ein neu angehender Buchhändler, Schrag, zugleich reich und
brav, welchem Sie mit einem Mſkpte Freude machen würden. Sie
können ſich, wenn Sie es der Mühe werth finden, auf meinen
Wunſch berufen. Ihre Freude über die meinige an Ihrem Sigurd
hat mir zugleich wol- und weh-gethan; denn beim Himmel, das 30
Publikum hat Sie noch nicht genug erkannt. Ihre Werke halten —
was ſonſt ſogar ſehr gute bei mir nicht vermögen — das zweimalige
Leſen hinter einander zum Rezenſieren, bei mir aus. Gebe der
Himmel und Sie, daß mein Wunſch in der Rezenſion, daß Sie
mit dem Zauberſtabe Ihres Pinſels aus den hohen Hühnen-Gräbern 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/129>, abgerufen am 19.05.2024.
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