Kunst-Gewissen eine wiederholte Lesung anbefiehlt, [die ich bei] mittelmäßigen Büchern nicht aushalte. Das schlechte verdient ohne- hin nur Machtsprüche.
Vielleicht zieh' ich im künftigen Frühling -- auf neuen, mir ge- bahnten Wegen -- nach Frankfurt; -- und dann wär' ich, lieber5 Schwarz, sogar Ihrem physischen Herzen näher und allem Liebenden, das Sie umgibt.
Die H[eidelberger] Jahrbücher dieses Jahrs hab' ich noch nicht gesehen, weil das hiesige "Journalistikum" vom Staatsrath Langer- mann abging mit ihm selber und der hiesige Kanzlei-Bibliothekar10 Wagner sie bisher ohne sie zu bekommen, verschrieben.
Zwei Brüder v. Gerlach aus Berlin -- wovon einer dahin zu- rückgegangen -- waren bei mir, eine seltene und heitere Erscheinung aus der jetzigen Jünglings Welt. Der eine, nach Heidelberg um- kehrende bat mich, ihm einen Einlaßzettel bei Dlle Rudolphi zu15 verschaffen. In Ihrer Hand liegt der Zettel. Ich grüße die Rudolphi, meine poetische Nebengevatterin. Leben Sie wol!
Ihr Jean Paul Fr. Richter
322. An Otto.20
[Bayreuth, 1. Aug. 1810]
Guten Tag, Alter! Leider hab' ich deine Adresse an F[ürst] Primas verloren. Schicke sie mir, da es Abends fort muß. -- Zur Probe die ganz anders paginierten (zurück zu sendenden) Nach- dämmerungen, was ich nie verlangt. -- Auch du kommst bei diesem25 engen Drucke nicht viel besser weg als in der Pallas. -- Eine Hunds- Koppel von Druckfehlern hab' ich gegen Abend noch todtzuschlagen.
323. An Fürst Primas Dalberg, Großherzog von Frankfurt.
[Kopie][Bayreuth, 1. Aug. 1810]30
Durchlauchtigster Großherzog, Allergnädigster Großherzog und Herr!
Ihrer königlichen Hoheit übersend' ich als eine Fortsetzung der Dämmerungen beifolgende Nachdaemmerungen, die ich aus [dem
Kunſt-Gewiſſen eine wiederholte Leſung anbefiehlt, [die ich bei] mittelmäßigen Büchern nicht aushalte. Das ſchlechte verdient ohne- hin nur Machtſprüche.
Vielleicht zieh’ ich im künftigen Frühling — auf neuen, mir ge- bahnten Wegen — nach Frankfurt; — und dann wär’ ich, lieber5 Schwarz, ſogar Ihrem phyſiſchen Herzen näher und allem Liebenden, das Sie umgibt.
Die H[eidelberger] Jahrbücher dieſes Jahrs hab’ ich noch nicht geſehen, weil das hieſige „Journaliſtikum“ vom Staatsrath Langer- mann abging mit ihm ſelber und der hieſige Kanzlei-Bibliothekar10 Wagner ſie bisher ohne ſie zu bekommen, verſchrieben.
Zwei Brüder v. Gerlach aus Berlin — wovon einer dahin zu- rückgegangen — waren bei mir, eine ſeltene und heitere Erſcheinung aus der jetzigen Jünglings Welt. Der eine, nach Heidelberg um- kehrende bat mich, ihm einen Einlaßzettel bei Dlle Rudolphi zu15 verſchaffen. In Ihrer Hand liegt der Zettel. Ich grüße die Rudolphi, meine poetiſche Nebengevatterin. Leben Sie wol!
Ihr Jean Paul Fr. Richter
322. An Otto.20
[Bayreuth, 1. Aug. 1810]
Guten Tag, Alter! Leider hab’ ich deine Adreſſe an F[ürſt] Primas verloren. Schicke ſie mir, da es Abends fort muß. — Zur Probe die ganz anders paginierten (zurück zu ſendenden) Nach- dämmerungen, was ich nie verlangt. — Auch du kommſt bei dieſem25 engen Drucke nicht viel beſſer weg als in der Pallas. — Eine Hunds- Koppel von Druckfehlern hab’ ich gegen Abend noch todtzuſchlagen.
323. An Fürſt Primas Dalberg, Großherzog von Frankfurt.
[Kopie][Bayreuth, 1. Aug. 1810]30
Durchlauchtigſter Großherzog, Allergnädigſter Großherzog und Herr!
Ihrer königlichen Hoheit überſend’ ich als eine Fortſetzung der Dämmerungen beifolgende Nachdaemmerungen, die ich aus [dem
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Kunſt-Gewiſſen eine wiederholte Leſung anbefiehlt, [die ich bei]
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hin nur Machtſprüche.
Vielleicht zieh’ ich im künftigen Frühling — auf neuen, mir ge-
bahnten Wegen — nach Frankfurt; — und dann wär’ ich, lieber 5
Schwarz, ſogar Ihrem phyſiſchen Herzen näher und allem Liebenden,
das Sie umgibt.
Die H[eidelberger] Jahrbücher dieſes Jahrs hab’ ich noch nicht
geſehen, weil das hieſige „Journaliſtikum“ vom Staatsrath Langer-
mann abging mit ihm ſelber und der hieſige Kanzlei-Bibliothekar 10
Wagner ſie bisher ohne ſie zu bekommen, verſchrieben.
Zwei Brüder v. Gerlach aus Berlin — wovon einer dahin zu-
rückgegangen — waren bei mir, eine ſeltene und heitere Erſcheinung
aus der jetzigen Jünglings Welt. Der eine, nach Heidelberg um-
kehrende bat mich, ihm einen Einlaßzettel bei Dlle Rudolphi zu 15
verſchaffen. In Ihrer Hand liegt der Zettel. Ich grüße die
Rudolphi, meine poetiſche Nebengevatterin. Leben Sie wol!
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
322. An Otto. 20
[Bayreuth, 1. Aug. 1810]
Guten Tag, Alter! Leider hab’ ich deine Adreſſe an F[ürſt]
Primas verloren. Schicke ſie mir, da es Abends fort muß. — Zur
Probe die ganz anders paginierten (zurück zu ſendenden) Nach-
dämmerungen, was ich nie verlangt. — Auch du kommſt bei dieſem 25
engen Drucke nicht viel beſſer weg als in der Pallas. — Eine Hunds-
Koppel von Druckfehlern hab’ ich gegen Abend noch todtzuſchlagen.
323. An Fürſt Primas Dalberg, Großherzog von Frankfurt.
[Bayreuth, 1. Aug. 1810] 30
Durchlauchtigſter Großherzog,
Allergnädigſter Großherzog und Herr!
Ihrer königlichen Hoheit überſend’ ich als eine Fortſetzung der
Dämmerungen beifolgende Nachdaemmerungen, die ich aus [dem
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/139>, abgerufen am 16.07.2024.
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