Vaterländischen Museum] habe abdrucken lassen. Mögen diese fliegenden Blätter Ihnen als keine sinkenden erscheinen. Ihre so schönen [?] Worte über die Daemmerungen haben mich gerührt und belohnt und erquickt. Und diese mögen mich entschuldigen, wenn ich Ihnen ähnliche Arbeiten zusende. Nicht Ihnen sondern5 Ihren Ländern hab' ich zur neulichen Vergrößerung Glück ge- wünscht. Und diese deutschen Länder werden freilich Ihnen die einzige Unsterblichkeit wünschen, die Sie nicht haben, die gemeine des Lebens. Aber die höhere ersetzt die unmögliche.
324. An Professor Wagner in Bayreuth.10
[Bayreuth, August 1810?]
Mög' ich, geschätzter H. Professor, mit dem Halten meines Ver- sprechens nicht zu spät kommen, damit ich Ihnen doch auch etwas zugeschickt habe! Wenigstens lesen Sie es zum zweiten male der vertilgten Druckfehler wegen, welche verdammte Blattern alle15 meine Kinder überstehen müssen. Bringen Sie mir bald wieder eine Gespräch-Dämmerung.
R.
325. An Karoline Richter.
[Bayreuth, August 1810?]20
Die Morgenmusik hat, zumal mit ihrem Todtenliede, mein wundes Herz ganz umgewandt. Wir wollen dem einsamen ver- wundenden Leben an diesem schönen Tage wieder ein Ende machen.
326. An Otto.
[Bayreuth, 5. Aug. 1810]25
Guten Morgen, Alter! Ich muß gestern bei dir froher gewesen sein als das Schicksal gerne sieht. Denn es hätte beinahe die schwarze Allee im Katakomben-Sinn zu einer gemacht. Denn bei gießender Regennacht stürzte ich nicht weit von dir in den Main. Mein Stock und meine Kaltblütigkeit halfen mir. Den Hut fand30 man heute am andern Ufer. Die Bücher kamen an der Mühle ge- mahlen an. Schreibe mir also den Titel der Vogtischen Schrift und den der andern. -- Es hat mir weiter nichts geschadet, als daß ich nicht gut sitzen kann, wegen hohen Ufer-Falles.
Vaterländiſchen Muſeum] habe abdrucken laſſen. Mögen dieſe fliegenden Blätter Ihnen als keine ſinkenden erſcheinen. Ihre ſo ſchönen [?] Worte über die Daemmerungen haben mich gerührt und belohnt und erquickt. Und dieſe mögen mich entſchuldigen, wenn ich Ihnen ähnliche Arbeiten zuſende. Nicht Ihnen ſondern5 Ihren Ländern hab’ ich zur neulichen Vergrößerung Glück ge- wünſcht. Und dieſe deutſchen Länder werden freilich Ihnen die einzige Unſterblichkeit wünſchen, die Sie nicht haben, die gemeine des Lebens. Aber die höhere erſetzt die unmögliche.
324. An Profeſſor Wagner in Bayreuth.10
[Bayreuth, Auguſt 1810?]
Mög’ ich, geſchätzter H. Profeſſor, mit dem Halten meines Ver- ſprechens nicht zu ſpät kommen, damit ich Ihnen doch auch etwas zugeſchickt habe! Wenigſtens leſen Sie es zum zweiten male der vertilgten Druckfehler wegen, welche verdammte Blattern alle15 meine Kinder überſtehen müſſen. Bringen Sie mir bald wieder eine Geſpräch-Dämmerung.
R.
325. An Karoline Richter.
[Bayreuth, Auguſt 1810?]20
Die Morgenmuſik hat, zumal mit ihrem Todtenliede, mein wundes Herz ganz umgewandt. Wir wollen dem einſamen ver- wundenden Leben an dieſem ſchönen Tage wieder ein Ende machen.
326. An Otto.
[Bayreuth, 5. Aug. 1810]25
Guten Morgen, Alter! Ich muß geſtern bei dir froher geweſen ſein als das Schickſal gerne ſieht. Denn es hätte beinahe die ſchwarze Allee im Katakomben-Sinn zu einer gemacht. Denn bei gießender Regennacht ſtürzte ich nicht weit von dir in den Main. Mein Stock und meine Kaltblütigkeit halfen mir. Den Hut fand30 man heute am andern Ufer. Die Bücher kamen an der Mühle ge- mahlen an. Schreibe mir alſo den Titel der Vogtiſchen Schrift und den der andern. — Es hat mir weiter nichts geſchadet, als daß ich nicht gut ſitzen kann, wegen hohen Ufer-Falles.
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0140"n="127"/>
Vaterländiſchen Muſeum] habe abdrucken laſſen. Mögen dieſe<lb/><hirendition="#g">fliegenden</hi> Blätter Ihnen als keine <hirendition="#g">ſinkenden</hi> erſcheinen. Ihre<lb/>ſo ſchönen [?] Worte über die <hirendition="#aq">Daemmerungen</hi> haben mich gerührt<lb/>
und belohnt und erquickt. Und dieſe mögen mich entſchuldigen,<lb/>
wenn ich Ihnen ähnliche Arbeiten zuſende. Nicht Ihnen ſondern<lbn="5"/>
Ihren Ländern hab’ ich zur neulichen Vergrößerung Glück ge-<lb/>
wünſcht. Und dieſe <hirendition="#g">deutſchen</hi> Länder werden freilich Ihnen die<lb/>
einzige Unſterblichkeit wünſchen, die Sie nicht haben, die gemeine<lb/>
des Lebens. Aber die höhere erſetzt die unmögliche.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>324. An <hirendition="#g">Profeſſor Wagner in Bayreuth.</hi><lbn="10"/></head><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, Auguſt 1810?]</hi></dateline><lb/><p>Mög’ ich, geſchätzter H. Profeſſor, mit dem Halten meines Ver-<lb/>ſprechens nicht zu ſpät kommen, damit ich Ihnen doch auch etwas<lb/>
zugeſchickt habe! Wenigſtens leſen Sie es zum zweiten male der<lb/>
vertilgten Druckfehler wegen, welche verdammte Blattern alle<lbn="15"/>
meine Kinder überſtehen müſſen. Bringen Sie mir bald wieder<lb/>
eine Geſpräch-Dämmerung.</p><lb/><closer><salute><hirendition="#right">R.</hi></salute></closer></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>325. An <hirendition="#g">Karoline Richter.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, Auguſt 1810?]</hi></dateline><lbn="20"/><p>Die Morgenmuſik hat, zumal mit ihrem Todtenliede, mein<lb/>
wundes Herz ganz umgewandt. Wir wollen dem einſamen ver-<lb/>
wundenden Leben an dieſem ſchönen Tage wieder ein Ende machen.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>326. An <hirendition="#g">Otto.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, 5. Aug. 1810]</hi></dateline><lbn="25"/><p>Guten Morgen, Alter! Ich muß geſtern bei dir froher geweſen<lb/>ſein als das Schickſal gerne ſieht. Denn es hätte beinahe die<lb/>ſchwarze Allee im Katakomben-Sinn zu einer gemacht. Denn bei<lb/>
gießender Regennacht ſtürzte ich nicht weit von dir in den Main.<lb/>
Mein Stock und meine Kaltblütigkeit halfen mir. Den Hut fand<lbn="30"/>
man heute am andern Ufer. Die Bücher kamen an der Mühle ge-<lb/>
mahlen an. Schreibe mir alſo den Titel der Vogtiſchen Schrift<lb/>
und den der andern. — Es hat mir weiter nichts geſchadet, als<lb/>
daß ich nicht gut ſitzen kann, wegen hohen Ufer-Falles.</p></div><lb/></body></text></TEI>
[127/0140]
Vaterländiſchen Muſeum] habe abdrucken laſſen. Mögen dieſe
fliegenden Blätter Ihnen als keine ſinkenden erſcheinen. Ihre
ſo ſchönen [?] Worte über die Daemmerungen haben mich gerührt
und belohnt und erquickt. Und dieſe mögen mich entſchuldigen,
wenn ich Ihnen ähnliche Arbeiten zuſende. Nicht Ihnen ſondern 5
Ihren Ländern hab’ ich zur neulichen Vergrößerung Glück ge-
wünſcht. Und dieſe deutſchen Länder werden freilich Ihnen die
einzige Unſterblichkeit wünſchen, die Sie nicht haben, die gemeine
des Lebens. Aber die höhere erſetzt die unmögliche.
324. An Profeſſor Wagner in Bayreuth. 10
[Bayreuth, Auguſt 1810?]
Mög’ ich, geſchätzter H. Profeſſor, mit dem Halten meines Ver-
ſprechens nicht zu ſpät kommen, damit ich Ihnen doch auch etwas
zugeſchickt habe! Wenigſtens leſen Sie es zum zweiten male der
vertilgten Druckfehler wegen, welche verdammte Blattern alle 15
meine Kinder überſtehen müſſen. Bringen Sie mir bald wieder
eine Geſpräch-Dämmerung.
R.
325. An Karoline Richter.
[Bayreuth, Auguſt 1810?] 20
Die Morgenmuſik hat, zumal mit ihrem Todtenliede, mein
wundes Herz ganz umgewandt. Wir wollen dem einſamen ver-
wundenden Leben an dieſem ſchönen Tage wieder ein Ende machen.
326. An Otto.
[Bayreuth, 5. Aug. 1810] 25
Guten Morgen, Alter! Ich muß geſtern bei dir froher geweſen
ſein als das Schickſal gerne ſieht. Denn es hätte beinahe die
ſchwarze Allee im Katakomben-Sinn zu einer gemacht. Denn bei
gießender Regennacht ſtürzte ich nicht weit von dir in den Main.
Mein Stock und meine Kaltblütigkeit halfen mir. Den Hut fand 30
man heute am andern Ufer. Die Bücher kamen an der Mühle ge-
mahlen an. Schreibe mir alſo den Titel der Vogtiſchen Schrift
und den der andern. — Es hat mir weiter nichts geſchadet, als
daß ich nicht gut ſitzen kann, wegen hohen Ufer-Falles.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/140>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.