Ihrem gütigen Versprechen gemäß einen abgedruckten Band er- wartet; und erklärte mir das Ausbleiben nur daraus, daß Sie (zu- folge unserem Commerzientraktat vom 21 Jun. 1808) dem Paquet etwan die Jenner-Beilage hätten mitgeben wollen.
Ohne Brief wurde mir der Einsiedler zugeschickt. Sein Selbst-5 mord -- welcher mit einer kleinen, Göthen nachgeahmten, Nachsicht für den Haufen, wäre abzuwenden gewesen -- thut mir sehr leid. Z. B. die Geschichte des Bernhäuters ist für mich ein Meisterstück und Meisteressen und Leckerbissen; -- denn dem Scherze vergeb' ich alle Anspielungen -- Ich wünschte, die Gesellschaft liehe mir10 einige ihrer altdeutschen Komus-Schätze, damit ich sie nach meiner Weise ausprägte; besonders den Schelmufski. In Bayreuth kann man weder das Neueste noch das Älteste haben, sondern nur Mittel- alter.
Leben Sie wol!15
Der Inhalt meines Briefs thut von selber die Bitte einer bal- digen Antwort.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
N. S. Ist die Rezension von Fichtens Reden abgedruckt?20
17. An Knebel in Jena.
Bayreuth d. 22 Jenn. 1809
Mein alter, aber nie veraltender Freund! -- Ich komme auch wieder zu Ihnen; gebe der Himmel, daß Sie, da Sie leichter und schneller Ihre Thüre öffnen als einen Brief, mich nicht lange25 draußen vor letzterem stehen lassen; denn ich wünschte gern bald Ihre Antiphonie, d. h. Ihre Antwort -- -- -- Und zwar nicht blos auf einen Brief sondern auf eine ordentliche Frage zugleich. Nämlich ich arbeite eben eine Fortsetzung der Friedenspredigt zu Ende, obwol unter anderem Titel und Kleide. Die moralischen und politischen30 Grundsätze allein sind die vorigen. Ich wünsche nun so gern dem Erbprinzen und seiner Gemahlin, welche beide mir wolwollen wie ich weiß, das Werkchen zuzueignen. Gleichwol wünscht' ich vorher
Ihrem gütigen Verſprechen gemäß einen abgedruckten Band er- wartet; und erklärte mir das Ausbleiben nur daraus, daß Sie (zu- folge unſerem Commerzientraktat vom 21 Jun. 1808) dem Paquet etwan die Jenner-Beilage hätten mitgeben wollen.
Ohne Brief wurde mir der Einſiedler zugeſchickt. Sein Selbſt-5 mord — welcher mit einer kleinen, Göthen nachgeahmten, Nachſicht für den Haufen, wäre abzuwenden geweſen — thut mir ſehr leid. Z. B. die Geſchichte des Bernhäuters iſt für mich ein Meiſterſtück und Meiſtereſſen und Leckerbiſſen; — denn dem Scherze vergeb’ ich alle Anſpielungen — Ich wünſchte, die Geſellſchaft liehe mir10 einige ihrer altdeutſchen Komus-Schätze, damit ich ſie nach meiner Weiſe ausprägte; beſonders den Schelmufski. In Bayreuth kann man weder das Neueſte noch das Älteſte haben, ſondern nur Mittel- alter.
Leben Sie wol!15
Der Inhalt meines Briefs thut von ſelber die Bitte einer bal- digen Antwort.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
N. S. Iſt die Rezenſion von Fichtens Reden abgedruckt?20
17. An Knebel in Jena.
Bayreuth d. 22 Jenn. 1809
Mein alter, aber nie veraltender Freund! — Ich komme auch wieder zu Ihnen; gebe der Himmel, daß Sie, da Sie leichter und ſchneller Ihre Thüre öffnen als einen Brief, mich nicht lange25 draußen vor letzterem ſtehen laſſen; denn ich wünſchte gern bald Ihre Antiphonie, d. h. Ihre Antwort — — — Und zwar nicht blos auf einen Brief ſondern auf eine ordentliche Frage zugleich. Nämlich ich arbeite eben eine Fortſetzung der Friedenspredigt zu Ende, obwol unter anderem Titel und Kleide. Die moraliſchen und politiſchen30 Grundſätze allein ſind die vorigen. Ich wünſche nun ſo gern dem Erbprinzen und ſeiner Gemahlin, welche beide mir wolwollen wie ich weiß, das Werkchen zuzueignen. Gleichwol wünſcht’ ich vorher
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[6/0015]
Ihrem gütigen Verſprechen gemäß einen abgedruckten Band er-
wartet; und erklärte mir das Ausbleiben nur daraus, daß Sie (zu-
folge unſerem Commerzientraktat vom 21 Jun. 1808) dem Paquet
etwan die Jenner-Beilage hätten mitgeben wollen.
Ohne Brief wurde mir der Einſiedler zugeſchickt. Sein Selbſt- 5
mord — welcher mit einer kleinen, Göthen nachgeahmten, Nachſicht
für den Haufen, wäre abzuwenden geweſen — thut mir ſehr leid.
Z. B. die Geſchichte des Bernhäuters iſt für mich ein Meiſterſtück
und Meiſtereſſen und Leckerbiſſen; — denn dem Scherze vergeb’
ich alle Anſpielungen — Ich wünſchte, die Geſellſchaft liehe mir 10
einige ihrer altdeutſchen Komus-Schätze, damit ich ſie nach meiner
Weiſe ausprägte; beſonders den Schelmufski. In Bayreuth kann
man weder das Neueſte noch das Älteſte haben, ſondern nur Mittel-
alter.
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Ihr
Jean Paul Fr. Richter
N. S. Iſt die Rezenſion von Fichtens Reden abgedruckt? 20
17. An Knebel in Jena.
Bayreuth d. 22 Jenn. 1809
Mein alter, aber nie veraltender Freund! — Ich komme auch
wieder zu Ihnen; gebe der Himmel, daß Sie, da Sie leichter und
ſchneller Ihre Thüre öffnen als einen Brief, mich nicht lange 25
draußen vor letzterem ſtehen laſſen; denn ich wünſchte gern bald
Ihre Antiphonie, d. h. Ihre Antwort — — — Und zwar nicht blos
auf einen Brief ſondern auf eine ordentliche Frage zugleich. Nämlich
ich arbeite eben eine Fortſetzung der Friedenspredigt zu Ende, obwol
unter anderem Titel und Kleide. Die moraliſchen und politiſchen 30
Grundſätze allein ſind die vorigen. Ich wünſche nun ſo gern dem
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/15>, abgerufen am 03.12.2024.
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