Guten Morgen, Emanuel! Gestern kamen an meine Frau (aus Altenburg) von der Ehrenberg und von Brockhaus Briefe, daß Minna körperlich viel besser geworden, außer dem Bette sei, Klavier5 spiele, singe; daß ihr aber doch oft (jedoch zuweilen 1/2 Tag aus- genommen) fixe Ideen (z. B. von der Untreue ihres ihr so lieben Geliebten etc. etc.) zusetzen. Die Ludwig soll eine treffliche Frau sein. Alle diese angenehme Gesellschaft -- und der Umstand, daß Minna sich schon gebessert, da sie vom Schreiben an C[aroline] gehört --10 machen wahrscheinlich, daß sie sich sobald nicht losreißt; was ich auch bei diesem "Mordwetter" nicht wünsche. -- Hier steht auf der Seite 398 der L[iteratur] Zeitung meine sehr alte Meinung über die Semmeln.
407. An Emanuel.15
[Bayreuth, 15. Dez. 1810]
Guten Morgen, Emanuel! Hier ist der schön geschriebne Brief Ludwigs, der ein Dutzbruder Wangenheims und ein Hausfreund Thümmels ist. -- Ich willige gern ein. -- Emma ist sehr heiter. C[aroline] schrieb mir einen sehr schönen Brief. Sie grüßt Sie20 und Ottos. Sie lobt beide Ludwigs und Brockh[aus] sehr. -- Anfangs kannte Minna sie nicht, erst nach langem "Nachfragen und Befühlen".
408. An Karoline Richter in Altenburg.
Bayreuth d. 15. Dec. 1810
Liebe! Die Kinder sind heiter und gesund -- Odilie ist immer25 bei mir -- nur Max machte mir gestern durch eine sehr komplizierte Lüge einen harten Schmerz, der ihn aber auch, ohne besondere Körperstrafe, von jeder soll geheilet haben. Odilie hat niemals seit deinem Wegsein heftig geweint, geschweige getrotzt und ist überhaupt köstlich.30
-- Alles geht in guter Ordnung, weil du wirklich alles in dieser zurück gelassen; und das Nachkaufen und Herausgeben macht mir keine Mühe. Anna macht Essen, Kaffee, Arbeit und Frühstück und Fürsorge für Kinder vortrefflich; daher du ihr ein kleines Geschenk mitbringen mußt. Sie bleibt sogar kürzer aus als sonst. Nur fehlt35
406. An Emanuel.
[Bayreuth, 14. Dez. 1810]
Guten Morgen, Emanuel! Geſtern kamen an meine Frau (aus Altenburg) von der Ehrenberg und von Brockhaus Briefe, daß Minna körperlich viel beſſer geworden, außer dem Bette ſei, Klavier5 ſpiele, ſinge; daß ihr aber doch oft (jedoch zuweilen ½ Tag aus- genommen) fixe Ideen (z. B. von der Untreue ihres ihr ſo lieben Geliebten ꝛc. ꝛc.) zuſetzen. Die Ludwig ſoll eine treffliche Frau ſein. Alle dieſe angenehme Geſellſchaft — und der Umſtand, daß Minna ſich ſchon gebeſſert, da ſie vom Schreiben an C[aroline] gehört —10 machen wahrſcheinlich, daß ſie ſich ſobald nicht losreißt; was ich auch bei dieſem „Mordwetter“ nicht wünſche. — Hier ſteht auf der Seite 398 der L[iteratur] Zeitung meine ſehr alte Meinung über die Semmeln.
407. An Emanuel.15
[Bayreuth, 15. Dez. 1810]
Guten Morgen, Emanuel! Hier iſt der ſchön geſchriebne Brief Ludwigs, der ein Dutzbruder Wangenheims und ein Hausfreund Thümmels iſt. — Ich willige gern ein. — Emma iſt ſehr heiter. C[aroline] ſchrieb mir einen ſehr ſchönen Brief. Sie grüßt Sie20 und Ottos. Sie lobt beide Ludwigs und Brockh[aus] ſehr. — Anfangs kannte Minna ſie nicht, erſt nach langem „Nachfragen und Befühlen“.
408. An Karoline Richter in Altenburg.
Bayreuth d. 15. Dec. 1810
Liebe! Die Kinder ſind heiter und geſund — Odilie iſt immer25 bei mir — nur Max machte mir geſtern durch eine ſehr komplizierte Lüge einen harten Schmerz, der ihn aber auch, ohne beſondere Körperſtrafe, von jeder ſoll geheilet haben. Odilie hat niemals ſeit deinem Wegſein heftig geweint, geſchweige getrotzt und iſt überhaupt köſtlich.30
— Alles geht in guter Ordnung, weil du wirklich alles in dieſer zurück gelaſſen; und das Nachkaufen und Herausgeben macht mir keine Mühe. Anna macht Eſſen, Kaffee, Arbeit und Frühſtück und Fürſorge für Kinder vortrefflich; daher du ihr ein kleines Geſchenk mitbringen mußt. Sie bleibt ſogar kürzer aus als ſonſt. Nur fehlt35
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[158/0171]
406. An Emanuel.
[Bayreuth, 14. Dez. 1810]
Guten Morgen, Emanuel! Geſtern kamen an meine Frau (aus
Altenburg) von der Ehrenberg und von Brockhaus Briefe, daß
Minna körperlich viel beſſer geworden, außer dem Bette ſei, Klavier 5
ſpiele, ſinge; daß ihr aber doch oft (jedoch zuweilen ½ Tag aus-
genommen) fixe Ideen (z. B. von der Untreue ihres ihr ſo lieben
Geliebten ꝛc. ꝛc.) zuſetzen. Die Ludwig ſoll eine treffliche Frau ſein.
Alle dieſe angenehme Geſellſchaft — und der Umſtand, daß Minna
ſich ſchon gebeſſert, da ſie vom Schreiben an C[aroline] gehört — 10
machen wahrſcheinlich, daß ſie ſich ſobald nicht losreißt; was ich
auch bei dieſem „Mordwetter“ nicht wünſche. — Hier ſteht auf der
Seite 398 der L[iteratur] Zeitung meine ſehr alte Meinung über
die Semmeln.
407. An Emanuel. 15
[Bayreuth, 15. Dez. 1810]
Guten Morgen, Emanuel! Hier iſt der ſchön geſchriebne Brief
Ludwigs, der ein Dutzbruder Wangenheims und ein Hausfreund
Thümmels iſt. — Ich willige gern ein. — Emma iſt ſehr heiter.
C[aroline] ſchrieb mir einen ſehr ſchönen Brief. Sie grüßt Sie 20
und Ottos. Sie lobt beide Ludwigs und Brockh[aus] ſehr. — Anfangs
kannte Minna ſie nicht, erſt nach langem „Nachfragen und Befühlen“.
408. An Karoline Richter in Altenburg.
Bayreuth d. 15. Dec. 1810
Liebe! Die Kinder ſind heiter und geſund — Odilie iſt immer 25
bei mir — nur Max machte mir geſtern durch eine ſehr komplizierte
Lüge einen harten Schmerz, der ihn aber auch, ohne beſondere
Körperſtrafe, von jeder ſoll geheilet haben. Odilie hat niemals
ſeit deinem Wegſein heftig geweint, geſchweige getrotzt und iſt
überhaupt köſtlich. 30
— Alles geht in guter Ordnung, weil du wirklich alles in dieſer
zurück gelaſſen; und das Nachkaufen und Herausgeben macht mir
keine Mühe. Anna macht Eſſen, Kaffee, Arbeit und Frühſtück und
Fürſorge für Kinder vortrefflich; daher du ihr ein kleines Geſchenk
mitbringen mußt. Sie bleibt ſogar kürzer aus als ſonſt. Nur fehlt 35
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/171>, abgerufen am 16.07.2024.
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