Ligne. -- Wider mein Wissen blieben die Intelligenzblätter so gehäuft liegen. -- Ich hatte gestern einen (fast zu) frohen Abend mit Wolf.
420. An Otto.
[Bayreuth, 1810 oder 1811]5
Zweites Billet.
Lieber! In Abwesenheit meiner Frau hab' ich diese dem bairischen Officier-Corps gegeben, welche heute mit Gartenmusik und Ball unsere Artigkeit erwiedern und erreichen wollen; daher sie heute den Thee wider ihren Willen entbehren muß. -- Der verdammte10 Prinz v. L[igne] stiehlt mir eine Morgenstunde nach der andern; noch les ich am Satan. -- Über Bülows schwedischen König hast du fast gar zu sehr Recht; weder der Mann noch der Maler ver- dienen eine andere Stelle im Museum als die Abtritts Stelle.
421. An Otto.15
[Bayreuth, 1810 oder 1811?]
Guten Morgen, Fleißiger! Wahrscheinlich arbeitest du an der Landes Sache, zu der ich dir so sehr gerathen. -- Vielen Dank für dein Buch, das du aber nur nicht hättest binden lassen sollen. -- Du kannst dir leicht denken, daß ich auch für die Wagner[schen]20 Bücher keinen Ersatz nehme, wenn ich für deine ihn nicht geben darf. Es ist ohnehin des Dualismus schon genug. -- Die schöne, so manches bestimmende Vorrede hätte durchaus ins, wenigstens hinten ans Buch kommen sollen. -- Was du gelesen, sende mir.
422. An Emanuel.25
[Bayreuth, 1. Jan. 1811]
Guten Morgen, gutes Jahr, guter Emanuel! Wie im Orient die Liebenden statt der Liebesbriefe Blumen schicken: so schicken Sie den Neujahrswunsch in der lieblichsten Gestalt meiner Herzens- Blume. Innigen Dank dafür! In diesem Jahre des Friedens30 werden doch einige Wünsche mehr für meinen Emanuel eintreffen. Ach das Leben ist so geflügelt, ein Neujahrstag berührt beinahe den andern; nur das Herz und der sich darauf leider reimende Schmerz ist etwas Festeres. Mögen die sich nie bei Ihnen reimen.
Ligne. — Wider mein Wiſſen blieben die Intelligenzblätter ſo gehäuft liegen. — Ich hatte geſtern einen (faſt zu) frohen Abend mit Wolf.
420. An Otto.
[Bayreuth, 1810 oder 1811]5
Zweites Billet.
Lieber! In Abweſenheit meiner Frau hab’ ich dieſe dem bairiſchen Officier-Corps gegeben, welche heute mit Gartenmuſik und Ball unſere Artigkeit erwiedern und erreichen wollen; daher ſie heute den Thée wider ihren Willen entbehren muß. — Der verdammte10 Prinz v. L[igne] ſtiehlt mir eine Morgenſtunde nach der andern; noch leſ ich am Satan. — Über Bülows ſchwediſchen König haſt du faſt gar zu ſehr Recht; weder der Mann noch der Maler ver- dienen eine andere Stelle im Muſeum als die Abtritts Stelle.
421. An Otto.15
[Bayreuth, 1810 oder 1811?]
Guten Morgen, Fleißiger! Wahrſcheinlich arbeiteſt du an der Landes Sache, zu der ich dir ſo ſehr gerathen. — Vielen Dank für dein Buch, das du aber nur nicht hätteſt binden laſſen ſollen. — Du kannſt dir leicht denken, daß ich auch für die Wagner[schen]20 Bücher keinen Erſatz nehme, wenn ich für deine ihn nicht geben darf. Es iſt ohnehin des Dualiſmus ſchon genug. — Die ſchöne, ſo manches beſtimmende Vorrede hätte durchaus ins, wenigſtens hinten ans Buch kommen ſollen. — Was du geleſen, ſende mir.
422. An Emanuel.25
[Bayreuth, 1. Jan. 1811]
Guten Morgen, gutes Jahr, guter Emanuel! Wie im Orient die Liebenden ſtatt der Liebesbriefe Blumen ſchicken: ſo ſchicken Sie den Neujahrswunſch in der lieblichſten Geſtalt meiner Herzens- Blume. Innigen Dank dafür! In dieſem Jahre des Friedens30 werden doch einige Wünſche mehr für meinen Emanuel eintreffen. Ach das Leben iſt ſo geflügelt, ein Neujahrstag berührt beinahe den andern; nur das Herz und der ſich darauf leider reimende Schmerz iſt etwas Feſteres. Mögen die ſich nie bei Ihnen reimen.
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Ligne. — Wider mein Wiſſen blieben die Intelligenzblätter ſo
gehäuft liegen. — Ich hatte geſtern einen (faſt zu) frohen Abend
mit Wolf.
420. An Otto.
[Bayreuth, 1810 oder 1811] 5
Zweites Billet.
Lieber! In Abweſenheit meiner Frau hab’ ich dieſe dem bairiſchen
Officier-Corps gegeben, welche heute mit Gartenmuſik und Ball
unſere Artigkeit erwiedern und erreichen wollen; daher ſie heute
den Thée wider ihren Willen entbehren muß. — Der verdammte 10
Prinz v. L[igne] ſtiehlt mir eine Morgenſtunde nach der andern;
noch leſ ich am Satan. — Über Bülows ſchwediſchen König haſt
du faſt gar zu ſehr Recht; weder der Mann noch der Maler ver-
dienen eine andere Stelle im Muſeum als die Abtritts Stelle.
421. An Otto. 15
[Bayreuth, 1810 oder 1811?]
Guten Morgen, Fleißiger! Wahrſcheinlich arbeiteſt du an der
Landes Sache, zu der ich dir ſo ſehr gerathen. — Vielen Dank für
dein Buch, das du aber nur nicht hätteſt binden laſſen ſollen. —
Du kannſt dir leicht denken, daß ich auch für die Wagner[schen] 20
Bücher keinen Erſatz nehme, wenn ich für deine ihn nicht geben
darf. Es iſt ohnehin des Dualiſmus ſchon genug. — Die ſchöne,
ſo manches beſtimmende Vorrede hätte durchaus ins, wenigſtens
hinten ans Buch kommen ſollen. — Was du geleſen, ſende mir.
422. An Emanuel. 25
[Bayreuth, 1. Jan. 1811]
Guten Morgen, gutes Jahr, guter Emanuel! Wie im Orient
die Liebenden ſtatt der Liebesbriefe Blumen ſchicken: ſo ſchicken Sie
den Neujahrswunſch in der lieblichſten Geſtalt meiner Herzens-
Blume. Innigen Dank dafür! In dieſem Jahre des Friedens 30
werden doch einige Wünſche mehr für meinen Emanuel eintreffen.
Ach das Leben iſt ſo geflügelt, ein Neujahrstag berührt beinahe
den andern; nur das Herz und der ſich darauf leider reimende Schmerz
iſt etwas Feſteres. Mögen die ſich nie bei Ihnen reimen.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/180>, abgerufen am 04.12.2024.
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