Guten Morgen, Freund im neuen Jahre! Die Broschüre gefällt mir in so fern sehr als mir alles gefällt, was den Regenhimmel dieser Zeit nicht zu einem Gewitterhimmel anschwärzt. Indeßen5 wärs mir doch lieber, wenn es viel gründlicher wäre...... So weit hab ich am Morgen geschrieben ehe Sie geschrieben. Selber die despotischen Franzosen haben mich im Kriege nicht so empört als die Baiern im Frieden; so muß man denn immer die Zähne blos knirschen, die sich durch kein Beißen wehren dürfen. -- Th[ie-10 riots] Brief ist schön; und sein Gefühl und Anschauen rein und tief; aber man erhält doch wenig mehr aus solchen Allgemeinheiten und Abgerissenheiten als man schon mitbringt. -- Meine Frau ant- wortete mir heute; sie geht denn auf Berlin. Sie grüßt Sie herz- lich. Wann kann ich ihr denn nächstens antworten, da sie Geld15 braucht? -- Ich hatte heute so viele Schreib- und Haushaltungs Arbeit, daß ich Ihnen Ihre Scheine erst später schicke. Hier der Interims Schein: "Herr Emanuel hat mir alle Zinsen meines Kapitälchens bezahlt, sage heute den 2ten Jenn. 1811." Gute Nacht, Lieber!20
N. S. Des Teufels möchte man werden über die baiersche Despotie; so ist ja keiner auf 1 Tag lang seines Vermögens sicher.
Wi[e]der meine böse 2. Sie wissen, es mußte schon ein Vor- gänger vor Christoph fort.
424. An Emanuel.25
[Bayreuth, 3. Jan. 1811]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Hier die Scheine und das Buch. -- C[aroline] grüßt Sie schon wieder; und ist wahrscheinlich schon in Berlin. -- Ich hatte ihr geschrieben, sie sollte im nöthigen Falle Geld borgen; ich würd' es hier z. B. durch H. Enzel bezahlen30 lassen. Aber sie will ungern borgen; und ich soll hier anweisen. Wie mach' ich das? -- Ich habe mich doch auf einer rechten Partei- lichkeit ertappt. Als der erste Mauthinspektor in Hof dem Otto weichen mußte: verspürt' ich die Ungerechtigkeit weniger als sein Glück. Jetzt ists ganz anders. Doch erhöht die Wiederholung das35 Abscheuliche.
423. An Emanuel.
[Bayreuth, 2. Jan. 1811]
Guten Morgen, Freund im neuen Jahre! Die Broſchüre gefällt mir in ſo fern ſehr als mir alles gefällt, was den Regenhimmel dieſer Zeit nicht zu einem Gewitterhimmel anſchwärzt. Indeßen5 wärs mir doch lieber, wenn es viel gründlicher wäre...... So weit hab ich am Morgen geſchrieben ehe Sie geſchrieben. Selber die deſpotiſchen Franzoſen haben mich im Kriege nicht ſo empört als die Baiern im Frieden; ſo muß man denn immer die Zähne blos knirſchen, die ſich durch kein Beißen wehren dürfen. — Th[ie-10 riots] Brief iſt ſchön; und ſein Gefühl und Anſchauen rein und tief; aber man erhält doch wenig mehr aus ſolchen Allgemeinheiten und Abgeriſſenheiten als man ſchon mitbringt. — Meine Frau ant- wortete mir heute; ſie geht denn auf Berlin. Sie grüßt Sie herz- lich. Wann kann ich ihr denn nächſtens antworten, da ſie Geld15 braucht? — Ich hatte heute ſo viele Schreib- und Haushaltungs Arbeit, daß ich Ihnen Ihre Scheine erſt ſpäter ſchicke. Hier der Interims Schein: „Herr Emanuel hat mir alle Zinſen meines Kapitälchens bezahlt, ſage heute den 2ten Jenn. 1811.“ Gute Nacht, Lieber!20
N. S. Des Teufels möchte man werden über die baierſche Deſpotie; ſo iſt ja keiner auf 1 Tag lang ſeines Vermögens ſicher.
Wi[e]der meine böſe 2. Sie wiſſen, es mußte ſchon ein Vor- gänger vor Chriſtoph fort.
424. An Emanuel.25
[Bayreuth, 3. Jan. 1811]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Hier die Scheine und das Buch. — C[aroline] grüßt Sie ſchon wieder; und iſt wahrſcheinlich ſchon in Berlin. — Ich hatte ihr geſchrieben, ſie ſollte im nöthigen Falle Geld borgen; ich würd’ es hier z. B. durch H. Enzel bezahlen30 laſſen. Aber ſie will ungern borgen; und ich ſoll hier anweiſen. Wie mach’ ich das? — Ich habe mich doch auf einer rechten Partei- lichkeit ertappt. Als der erſte Mauthinſpektor in Hof dem Otto weichen mußte: verſpürt’ ich die Ungerechtigkeit weniger als ſein Glück. Jetzt iſts ganz anders. Doch erhöht die Wiederholung das35 Abſcheuliche.
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423. An Emanuel.
[Bayreuth, 2. Jan. 1811]
Guten Morgen, Freund im neuen Jahre! Die Broſchüre gefällt
mir in ſo fern ſehr als mir alles gefällt, was den Regenhimmel
dieſer Zeit nicht zu einem Gewitterhimmel anſchwärzt. Indeßen 5
wärs mir doch lieber, wenn es viel gründlicher wäre...... So
weit hab ich am Morgen geſchrieben ehe Sie geſchrieben. Selber
die deſpotiſchen Franzoſen haben mich im Kriege nicht ſo empört
als die Baiern im Frieden; ſo muß man denn immer die Zähne
blos knirſchen, die ſich durch kein Beißen wehren dürfen. — Th[ie- 10
riots] Brief iſt ſchön; und ſein Gefühl und Anſchauen rein und tief;
aber man erhält doch wenig mehr aus ſolchen Allgemeinheiten
und Abgeriſſenheiten als man ſchon mitbringt. — Meine Frau ant-
wortete mir heute; ſie geht denn auf Berlin. Sie grüßt Sie herz-
lich. Wann kann ich ihr denn nächſtens antworten, da ſie Geld 15
braucht? — Ich hatte heute ſo viele Schreib- und Haushaltungs
Arbeit, daß ich Ihnen Ihre Scheine erſt ſpäter ſchicke. Hier der
Interims Schein: „Herr Emanuel hat mir alle Zinſen meines
Kapitälchens bezahlt, ſage heute den 2ten Jenn. 1811.“ Gute
Nacht, Lieber! 20
N. S. Des Teufels möchte man werden über die baierſche
Deſpotie; ſo iſt ja keiner auf 1 Tag lang ſeines Vermögens ſicher.
Wi[e]der meine böſe 2. Sie wiſſen, es mußte ſchon ein Vor-
gänger vor Chriſtoph fort.
424. An Emanuel. 25
[Bayreuth, 3. Jan. 1811]
Guten Morgen, lieber Emanuel! Hier die Scheine und das Buch.
— C[aroline] grüßt Sie ſchon wieder; und iſt wahrſcheinlich ſchon
in Berlin. — Ich hatte ihr geſchrieben, ſie ſollte im nöthigen Falle
Geld borgen; ich würd’ es hier z. B. durch H. Enzel bezahlen 30
laſſen. Aber ſie will ungern borgen; und ich ſoll hier anweiſen.
Wie mach’ ich das? — Ich habe mich doch auf einer rechten Partei-
lichkeit ertappt. Als der erſte Mauthinſpektor in Hof dem Otto
weichen mußte: verſpürt’ ich die Ungerechtigkeit weniger als ſein
Glück. Jetzt iſts ganz anders. Doch erhöht die Wiederholung das 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/181>, abgerufen am 19.05.2024.
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