z. B. in Hildburg[hausen], in Hof (jetzt nicht mehr da) etc. etc., bis ich zum Glück die prosaische Virtuosin erwischte, welche wie Sie glaubt, es sei fast besser, zu handeln. Auch Männer der Art gibts, z. B. (doch mit Einschränkung) der seel. Oertel in Leipzig etc. Wenn die Harms den Aufsatz lieset, wird sie sagen: "ein wahres Wort5 zu seiner Zeit! Ich selber kenne deren so viele, lieber Richter! Aber ich konnte keiner beibringen, daß sie eine sei."
434. An Emanuel.
[Bayreuth, 6. Jan. 1811]
Wahrlich, Satiriker!, Ihr Einfall ist gut. Senden Sie mir das10 Billet und den ersten 1/2 Bogen.
435. An Frau von Lochner in München.
[Kopie][Bayreuth, 6. Jan. 1811]
Nicht der Wechselfieberkranke begrüßt Sie in dem neuen Jahr sondern der Gesunde, dem nichts fehlet als seine -- Frau, welche in15 Altenburg etc. In dieser stürmenden Zeit thut man desto mehr -- Wünsche für Geliebte, je weniger eben davon erfüllt werden und wurden. Einer Mutter wie Sie sind kann ich nichts wünschen als beglückte -- Kinder. Alle andere Freuden können Sie weniger be- kommen als geben, und die höchsten säet und pflückt nur das Herz --20 denn wahrlich die Außenwelt legt sich jetzt mehr aufs Plündern als Bereichern des Innern. Für mich haben Sie keinen Wunsch zu thun, aber wol können Sie -- wenn Sie meine Bitte annehmen -- einen erfüllen. Sie haben mir schon so viel durch den Großherzog gegeben -- denn ich weiß, daß ich Ihrem Liebes Worte zum größten25 Theile meine Pension verdanke. Ists möglich, so sagen Sie ihm ein 2tes Wort -- das nicht ich, nur die Freundin eines solchen Freundes sagen darf -- nämlich das Wort, daß er meine Pension (bisher blos aus seiner Privat-Chatoulle) in den allgemeinen Pen- sions Fonds aufnehme und anweise, dessen Regulierung er nun bald30 vollendet haben wird. Nur Seiner deutschen Hand -- dieser deutschen, sie mag die Feder oder den Zepter halten, schreiben oder regieren oder geben -- will ich das Erleichtern meiner Kinder-Zukunft ver- danken, aber keiner ausländischen Hand. Einige Eile des Winks oder der Bitte ist jetzt nöthig am Ende der Regulierung. Dalberg35
z. B. in Hildburg[hausen], in Hof (jetzt nicht mehr da) ꝛc. ꝛc., bis ich zum Glück die proſaiſche Virtuoſin erwiſchte, welche wie Sie glaubt, es ſei faſt beſſer, zu handeln. Auch Männer der Art gibts, z. B. (doch mit Einſchränkung) der ſeel. Oertel in Leipzig ꝛc. Wenn die Harms den Aufſatz lieſet, wird ſie ſagen: „ein wahres Wort5 zu ſeiner Zeit! Ich ſelber kenne deren ſo viele, lieber Richter! Aber ich konnte keiner beibringen, daß ſie eine ſei.“
434. An Emanuel.
[Bayreuth, 6. Jan. 1811]
Wahrlich, Satiriker!, Ihr Einfall iſt gut. Senden Sie mir das10 Billet und den erſten ½ Bogen.
435. An Frau von Lochner in München.
[Kopie][Bayreuth, 6. Jan. 1811]
Nicht der Wechſelfieberkranke begrüßt Sie in dem neuen Jahr ſondern der Geſunde, dem nichts fehlet als ſeine — Frau, welche in15 Altenburg ꝛc. In dieſer ſtürmenden Zeit thut man deſto mehr — Wünſche für Geliebte, je weniger eben davon erfüllt werden und wurden. Einer Mutter wie Sie ſind kann ich nichts wünſchen als beglückte — Kinder. Alle andere Freuden können Sie weniger be- kommen als geben, und die höchſten ſäet und pflückt nur das Herz —20 denn wahrlich die Außenwelt legt ſich jetzt mehr aufs Plündern als Bereichern des Innern. Für mich haben Sie keinen Wunſch zu thun, aber wol können Sie — wenn Sie meine Bitte annehmen — einen erfüllen. Sie haben mir ſchon ſo viel durch den Großherzog gegeben — denn ich weiß, daß ich Ihrem Liebes Worte zum größten25 Theile meine Penſion verdanke. Iſts möglich, ſo ſagen Sie ihm ein 2tes Wort — das nicht ich, nur die Freundin eines ſolchen Freundes ſagen darf — nämlich das Wort, daß er meine Penſion (bisher blos aus ſeiner Privat-Chatoulle) in den allgemeinen Pen- ſions Fonds aufnehme und anweiſe, deſſen Regulierung er nun bald30 vollendet haben wird. Nur Seiner deutſchen Hand — dieſer deutſchen, ſie mag die Feder oder den Zepter halten, ſchreiben oder regieren oder geben — will ich das Erleichtern meiner Kinder-Zukunft ver- danken, aber keiner ausländiſchen Hand. Einige Eile des Winks oder der Bitte iſt jetzt nöthig am Ende der Regulierung. Dalberg35
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z. B. in Hildburg[hausen], in Hof (jetzt nicht mehr da) ꝛc. ꝛc., bis
ich zum Glück die proſaiſche Virtuoſin erwiſchte, welche wie Sie
glaubt, es ſei faſt beſſer, zu handeln. Auch Männer der Art gibts,
z. B. (doch mit Einſchränkung) der ſeel. Oertel in Leipzig ꝛc. Wenn
die Harms den Aufſatz lieſet, wird ſie ſagen: „ein wahres Wort 5
zu ſeiner Zeit! Ich ſelber kenne deren ſo viele, lieber Richter!
Aber ich konnte keiner beibringen, daß ſie eine ſei.“
434. An Emanuel.
[Bayreuth, 6. Jan. 1811]
Wahrlich, Satiriker!, Ihr Einfall iſt gut. Senden Sie mir das 10
Billet und den erſten ½ Bogen.
435. An Frau von Lochner in München.
[Bayreuth, 6. Jan. 1811]
Nicht der Wechſelfieberkranke begrüßt Sie in dem neuen Jahr
ſondern der Geſunde, dem nichts fehlet als ſeine — Frau, welche in 15
Altenburg ꝛc. In dieſer ſtürmenden Zeit thut man deſto mehr —
Wünſche für Geliebte, je weniger eben davon erfüllt werden und
wurden. Einer Mutter wie Sie ſind kann ich nichts wünſchen als
beglückte — Kinder. Alle andere Freuden können Sie weniger be-
kommen als geben, und die höchſten ſäet und pflückt nur das Herz — 20
denn wahrlich die Außenwelt legt ſich jetzt mehr aufs Plündern als
Bereichern des Innern. Für mich haben Sie keinen Wunſch zu
thun, aber wol können Sie — wenn Sie meine Bitte annehmen —
einen erfüllen. Sie haben mir ſchon ſo viel durch den Großherzog
gegeben — denn ich weiß, daß ich Ihrem Liebes Worte zum größten 25
Theile meine Penſion verdanke. Iſts möglich, ſo ſagen Sie ihm
ein 2tes Wort — das nicht ich, nur die Freundin eines ſolchen
Freundes ſagen darf — nämlich das Wort, daß er meine Penſion
(bisher blos aus ſeiner Privat-Chatoulle) in den allgemeinen Pen-
ſions Fonds aufnehme und anweiſe, deſſen Regulierung er nun bald 30
vollendet haben wird. Nur Seiner deutſchen Hand — dieſer deutſchen,
ſie mag die Feder oder den Zepter halten, ſchreiben oder regieren
oder geben — will ich das Erleichtern meiner Kinder-Zukunft ver-
danken, aber keiner ausländiſchen Hand. Einige Eile des Winks
oder der Bitte iſt jetzt nöthig am Ende der Regulierung. Dalberg 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/185>, abgerufen am 30.11.2024.
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