Nämlich Ihr König gab mir 1801 die Anwartschaft auf eine Präbende. 5 Jahre später wurde auf meine Bitte das Versprechen wiederholt. Da nun jetzt zufolge der anerkannten Gerechtigkeit des Königs bei der Veräußerung der Domänen die entschädigt werden, welche Präbenden genossen: so wag' ich die Frage, ob ich nicht5 für den Verlust so schöner alter 10 jähriger Hoffnungen einige Ver- günstigung von des Königs Gnade zu erwarten habe. (Die Ab- schreiberin der Beilage, meine Frau, grüßt wie ich Sie und Ihre Gemahlin herzlich.) Sie haben mir schon öfter helfend Ihre Hand gereicht; daher wär' es unschicklich, Ihrer Güte durch Bitten so10 wie Ihrer Einsicht durch Gründe vorzugreifen. Einen Gewinn trägt mir hoff' ich in jedem Falle dieses Blatt -- nämlich eines von Ihnen.
487. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. Mai 1811]15
Guten Morgen, guter Emanuel! Hier send' ich Ihren Auf- seeßischen Shakespeare wieder, der nur dadurch zu übertreffen ist, wenn er gar sich selber aufführt. Ich möchte dabei sein. -- Darf ich Ihnen wieder die Mühe der Verlängerung des Bükow'schen [?] Wechsels machen?20
488. An Otto.
[Bayreuth, Mai 1811]
Guten Morgen, Alter! Anbei die extrafeine Dinte, die wie Gemälde am andern Tage nachdunkelt. -- Hast du Prof. Witte's Brief noch? -- Jung hat mir ein dickes Trauerspiel geschickt.25
489. An Karoline Richter in Bayreuth.
Erlangen d. 6. Jun. Donnerstag 1811
Meine liebe gute Caroline! Wie einen jetzigen schönen Morgen hab' ich endlich deinen lang' ersehnten Brief erhalten. Jedes Wort aus dir war mir süß. Zum Glück' erhielt ich ihn nicht abends,30 wo ich mich sehr und beklommen nach dir und Kindern sehne. Ich aß nämlich bis hieher jeden Abend zu Hause, allein, ein Stückchen Käse und Brod (aber Mittags desto derber).
Nämlich Ihr König gab mir 1801 die Anwartſchaft auf eine Präbende. 5 Jahre ſpäter wurde auf meine Bitte das Verſprechen wiederholt. Da nun jetzt zufolge der anerkannten Gerechtigkeit des Königs bei der Veräußerung der Domänen die entſchädigt werden, welche Präbenden genoſſen: ſo wag’ ich die Frage, ob ich nicht5 für den Verluſt ſo ſchöner alter 10 jähriger Hoffnungen einige Ver- günſtigung von des Königs Gnade zu erwarten habe. (Die Ab- ſchreiberin der Beilage, meine Frau, grüßt wie ich Sie und Ihre Gemahlin herzlich.) Sie haben mir ſchon öfter helfend Ihre Hand gereicht; daher wär’ es unſchicklich, Ihrer Güte durch Bitten ſo10 wie Ihrer Einſicht durch Gründe vorzugreifen. Einen Gewinn trägt mir hoff’ ich in jedem Falle dieſes Blatt — nämlich eines von Ihnen.
487. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. Mai 1811]15
Guten Morgen, guter Emanuel! Hier ſend’ ich Ihren Auf- ſeeßiſchen Shakespeare wieder, der nur dadurch zu übertreffen iſt, wenn er gar ſich ſelber aufführt. Ich möchte dabei ſein. — Darf ich Ihnen wieder die Mühe der Verlängerung des Bükow’schen [?] Wechſels machen?20
488. An Otto.
[Bayreuth, Mai 1811]
Guten Morgen, Alter! Anbei die extrafeine Dinte, die wie Gemälde am andern Tage nachdunkelt. — Haſt du Prof. Witte’s Brief noch? — Jung hat mir ein dickes Trauerſpiel geſchickt.25
489. An Karoline Richter in Bayreuth.
Erlangen d. 6. Jun. 〈Donnerſtag〉 1811
Meine liebe gute Caroline! Wie einen jetzigen ſchönen Morgen hab’ ich endlich deinen lang’ erſehnten Brief erhalten. Jedes Wort aus dir war mir ſüß. Zum Glück’ erhielt ich ihn nicht abends,30 wo ich mich ſehr und beklommen nach dir und Kindern ſehne. Ich aß nämlich bis hieher jeden Abend zu Hauſe, allein, ein Stückchen Käſe und Brod (aber Mittags deſto derber).
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Nämlich Ihr König gab mir 1801 die Anwartſchaft auf eine
Präbende. 5 Jahre ſpäter wurde auf meine Bitte das Verſprechen
wiederholt. Da nun jetzt zufolge der anerkannten Gerechtigkeit des
Königs bei der Veräußerung der Domänen die entſchädigt werden,
welche Präbenden genoſſen: ſo wag’ ich die Frage, ob ich nicht 5
für den Verluſt ſo ſchöner alter 10 jähriger Hoffnungen einige Ver-
günſtigung von des Königs Gnade zu erwarten habe. (Die Ab-
ſchreiberin der Beilage, meine Frau, grüßt wie ich Sie und Ihre
Gemahlin herzlich.) Sie haben mir ſchon öfter helfend Ihre Hand
gereicht; daher wär’ es unſchicklich, Ihrer Güte durch Bitten ſo 10
wie Ihrer Einſicht durch Gründe vorzugreifen. Einen Gewinn
trägt mir hoff’ ich in jedem Falle dieſes Blatt — nämlich eines
von Ihnen.
487. An Emanuel.
[Bayreuth, 22. Mai 1811] 15
Guten Morgen, guter Emanuel! Hier ſend’ ich Ihren Auf-
ſeeßiſchen Shakespeare wieder, der nur dadurch zu übertreffen iſt,
wenn er gar ſich ſelber aufführt. Ich möchte dabei ſein. — Darf
ich Ihnen wieder die Mühe der Verlängerung des Bükow’schen [?]
Wechſels machen? 20
488. An Otto.
[Bayreuth, Mai 1811]
Guten Morgen, Alter! Anbei die extrafeine Dinte, die wie
Gemälde am andern Tage nachdunkelt. — Haſt du Prof. Witte’s
Brief noch? — Jung hat mir ein dickes Trauerſpiel geſchickt. 25
489. An Karoline Richter in Bayreuth.
Erlangen d. 6. Jun. 〈Donnerſtag〉 1811
Meine liebe gute Caroline! Wie einen jetzigen ſchönen Morgen
hab’ ich endlich deinen lang’ erſehnten Brief erhalten. Jedes Wort
aus dir war mir ſüß. Zum Glück’ erhielt ich ihn nicht abends, 30
wo ich mich ſehr und beklommen nach dir und Kindern ſehne. Ich
aß nämlich bis hieher jeden Abend zu Hauſe, allein, ein Stückchen
Käſe und Brod (aber Mittags deſto derber).
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/205>, abgerufen am 28.11.2024.
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