über nach." -- Levana und Vorschule haben sich vergriffen und kommen im künftigen Jahre wie Rezidive sehr verstärkt wieder.
520. An Joh. Georg Zimmer in Heidelberg.
[Kopie][Bayreuth, 4. Aug. 1811]
Wider mein Vermuthen und zu meinem Bedauern legten Sie5 mein Schweigen unrichtig aus. Sie schrieben mir den 23 April: "wir haben bisher wegen des Verlags des Fibel mit uns selbst "gekämpft, aber können jetzt nicht umhin, Sie zu bitten die Heraus- "gabe entweder bis Ostern 1812 zu verschieben oder uns unsers "Versprechens zu entbinden." -- Sie schreiben jetzt den10 30 July: "Eine frühere Anzeige (nämlich meines ausgeführten Wunsches und Beschlusses der frühern Herausgabe) hätte uns auf andere Maaßregeln geführt." Aber wenn Sie unter diesen die Annahme des Fibels doch auf 1811 verstehen: so konnt' ich dieß Ihren deutlichen Worten gemäß nicht voraussetzen, zumal15 da ich Ihren Entschluß vor der schlechten Messe ja noch fester nach der schlechten Messe annehmen mußte. Meinen Sie unter andern Maaßregeln solche für anderweitigen Verlag auf 1812: so durft' ich schließen, daß Sie den übertragnen Verlag ohne meine Briefe -- die ich mir so gern erspare -- längst vor der M[ichaelis]20 M[esse] erfahren würden, wie es denn auch geschehen. "Einen übeln Eindruck" kann Schrags Ankündigung nicht machen. Ich habe diesem selber gesagt, daß nicht Sie, sondern die Zeit und -- ich an dieser Verlags Übertragung Schuld hätten, indem ich von 1809 bis 11 immer das Buch geben wollte und doch nie fertig bekam.25 Daher ich auch nach meinen so wiederholten Aufschiebungen der Herausgabe Ihr Nein vom 23. April nicht im Geringsten übel nahm, was ich Ihnen durch Anbieten neuer Artikel am besten be- weisen werde. Ich selber war, da das so lange bearbeitete Buch endlich fertig vor mir lag, des Zögerns müde, zumal da ich das30 Unglück habe, an einem sogar kopierten Werke, so lang' es neben mir liegt, immer wieder von neuem anzufangen und so über ein altes jedes neue zu versäumen. Das Unvorhergesehene thut mir um so mehr leid, da ich Sie immer so redlich und liberal und prompt gegen mich gefunden. Es steht Ihnen frei, von diesen Äußerungen35 jeden Ihnen nothwendigen Gebrauch zu machen.
über nach.“ — Levana und Vorschule haben ſich vergriffen und kommen im künftigen Jahre wie Rezidive ſehr verſtärkt wieder.
520. An Joh. Georg Zimmer in Heidelberg.
[Kopie][Bayreuth, 4. Aug. 1811]
Wider mein Vermuthen und zu meinem Bedauern legten Sie5 mein Schweigen unrichtig aus. Sie ſchrieben mir den 23 April: „wir haben bisher wegen des Verlags des Fibel mit uns ſelbſt „gekämpft, aber können jetzt nicht umhin, Sie zu bitten die Heraus- „gabe entweder bis Oſtern 1812 zu verſchieben oder uns unſers „Verſprechens zu entbinden.“ — Sie ſchreiben jetzt den10 30 July: „Eine frühere Anzeige (nämlich meines ausgeführten Wunſches und Beſchluſſes der frühern Herausgabe) hätte uns auf andere Maaßregeln geführt.“ Aber wenn Sie unter dieſen die Annahme des Fibels doch auf 1811 verſtehen: ſo konnt’ ich dieß Ihren deutlichen Worten gemäß nicht vorausſetzen, zumal15 da ich Ihren Entſchluß vor der ſchlechten Meſſe ja noch feſter nach der ſchlechten Meſſe annehmen mußte. Meinen Sie unter andern Maaßregeln ſolche für anderweitigen Verlag auf 1812: ſo durft’ ich ſchließen, daß Sie den übertragnen Verlag ohne meine Briefe — die ich mir ſo gern erſpare — längſt vor der M[ichaelis]20 M[eſſe] erfahren würden, wie es denn auch geſchehen. „Einen übeln Eindruck“ kann Schrags Ankündigung nicht machen. Ich habe dieſem ſelber geſagt, daß nicht Sie, ſondern die Zeit und — ich an dieſer Verlags Übertragung Schuld hätten, indem ich von 1809 bis 11 immer das Buch geben wollte und doch nie fertig bekam.25 Daher ich auch nach meinen ſo wiederholten Aufſchiebungen der Herausgabe Ihr Nein vom 23. April nicht im Geringſten übel nahm, was ich Ihnen durch Anbieten neuer Artikel am beſten be- weiſen werde. Ich ſelber war, da das ſo lange bearbeitete Buch endlich fertig vor mir lag, des Zögerns müde, zumal da ich das30 Unglück habe, an einem ſogar kopierten Werke, ſo lang’ es neben mir liegt, immer wieder von neuem anzufangen und ſo über ein altes jedes neue zu verſäumen. Das Unvorhergeſehene thut mir um ſo mehr leid, da ich Sie immer ſo redlich und liberal und prompt gegen mich gefunden. Es ſteht Ihnen frei, von dieſen Äußerungen35 jeden Ihnen nothwendigen Gebrauch zu machen.
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[216/0229]
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520. An Joh. Georg Zimmer in Heidelberg.
[Bayreuth, 4. Aug. 1811]
Wider mein Vermuthen und zu meinem Bedauern legten Sie 5
mein Schweigen unrichtig aus. Sie ſchrieben mir den 23 April:
„wir haben bisher wegen des Verlags des Fibel mit uns ſelbſt
„gekämpft, aber können jetzt nicht umhin, Sie zu bitten die Heraus-
„gabe entweder bis Oſtern 1812 zu verſchieben oder uns unſers
„Verſprechens zu entbinden.“ — Sie ſchreiben jetzt den 10
30 July: „Eine frühere Anzeige (nämlich meines ausgeführten
Wunſches und Beſchluſſes der frühern Herausgabe) hätte uns
auf andere Maaßregeln geführt.“ Aber wenn Sie unter
dieſen die Annahme des Fibels doch auf 1811 verſtehen: ſo konnt’
ich dieß Ihren deutlichen Worten gemäß nicht vorausſetzen, zumal 15
da ich Ihren Entſchluß vor der ſchlechten Meſſe ja noch feſter
nach der ſchlechten Meſſe annehmen mußte. Meinen Sie unter
andern Maaßregeln ſolche für anderweitigen Verlag auf 1812:
ſo durft’ ich ſchließen, daß Sie den übertragnen Verlag ohne meine
Briefe — die ich mir ſo gern erſpare — längſt vor der M[ichaelis] 20
M[eſſe] erfahren würden, wie es denn auch geſchehen. „Einen
übeln Eindruck“ kann Schrags Ankündigung nicht machen. Ich habe
dieſem ſelber geſagt, daß nicht Sie, ſondern die Zeit und — ich an
dieſer Verlags Übertragung Schuld hätten, indem ich von 1809
bis 11 immer das Buch geben wollte und doch nie fertig bekam. 25
Daher ich auch nach meinen ſo wiederholten Aufſchiebungen der
Herausgabe Ihr Nein vom 23. April nicht im Geringſten übel
nahm, was ich Ihnen durch Anbieten neuer Artikel am beſten be-
weiſen werde. Ich ſelber war, da das ſo lange bearbeitete Buch
endlich fertig vor mir lag, des Zögerns müde, zumal da ich das 30
Unglück habe, an einem ſogar kopierten Werke, ſo lang’ es neben
mir liegt, immer wieder von neuem anzufangen und ſo über ein
altes jedes neue zu verſäumen. Das Unvorhergeſehene thut mir
um ſo mehr leid, da ich Sie immer ſo redlich und liberal und prompt
gegen mich gefunden. Es ſteht Ihnen frei, von dieſen Äußerungen 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/229>, abgerufen am 26.11.2024.
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