aufhören; -- und doch sollte sie meinen neuen Dank für neue Güte Ihrer königl. Hoheit und die alten Seelen-Wünsche für den Tag begleiten, welcher Wissenschaft und Staat und Zeit mit einem so wichtigen Leben beschenkte.
Was aber die Feder unterließ, that das Herz. Sogar die Zei-5 tungen, welche zu Ihren Handlungen auch Ihre Worte gaben, bewegten mein Inneres mit Wunsch und Dank; und trösteten über die Zeitungen der Zeit.
Nur die Gründe, welche Ihrer Hoheit H. Staatrath Pauli wird vorgetragen haben, konnten mich zur Aufopferung des Glückes10 zwingen, unter Ihren Augen und in Ihrer ermunternden Nähe zu Ihren Zwecken mitzuwirken. Aber der Dankbarkeit bleibt das An- erbieten dieses geistigen Glückes unvergeßlich so wie [die] Vater- sorge für mein irdisches, welche die Wolken der schriftstellerischen Gegenwart und Zukunft auch bei dem zertheilen will, dem der hohe15 Musenfreund schon mehr als eine Wolke der Zeit vergoldet hat.
Dem hier folgenden Aufsatze, dessen Abschrift nach Frankfurt in das Museum ging, ist außer der Länge leider noch vieles nach- zusehen; aber er hat die Empfehlung an den Verfasser "der Be- trachtungen über das Universum" für sich, daß darin nicht über20 die Schöpfung der Schöpfer vergessen wird, indeß das Jahrhundert, sogar das gelehrte, sich mit jener diesen ersetzt, anstatt es umzu- kehren.
Möge beides, das lange Schweigen und das lange Schreiben verziehen werden!25
610. An Otto.
[Bayreuth, 2. Hälfte Febr. 1812]
Guten Morgen, Alter! Um das Bischen Schnee [?] wie ein Italiener zu benützen, setz' ich neuen Geist- nämlich Dintentrank an. Lasse den Satz ausschütten und ausschütteln. -- Seltsam, nach-30 dem ich mit dem Morgenblatt fertig bin, kommt Cotta's Bitte für den Almanach; heute, da der Aufsatz nach Asch[affenburg] ab- geht, schickt mir Schlegel sein neues (sehr gutes) Museum, obwol ohne Brief. Ich werde denn ihm wenigstens etwas jetzt ausarbeiten.
Den ganzen vorigen Jahrgang der Zeiten hat der edle J[ustiz]35 Komissär Fischer im Hause.
aufhören; — und doch ſollte ſie meinen neuen Dank für neue Güte Ihrer königl. Hoheit und die alten Seelen-Wünſche für den Tag begleiten, welcher Wiſſenſchaft und Staat und Zeit mit einem ſo wichtigen Leben beſchenkte.
Was aber die Feder unterließ, that das Herz. Sogar die Zei-5 tungen, welche zu Ihren Handlungen auch Ihre Worte gaben, bewegten mein Inneres mit Wunſch und Dank; und tröſteten über die Zeitungen der Zeit.
Nur die Gründe, welche Ihrer Hoheit H. Staatrath Pauli wird vorgetragen haben, konnten mich zur Aufopferung des Glückes10 zwingen, unter Ihren Augen und in Ihrer ermunternden Nähe zu Ihren Zwecken mitzuwirken. Aber der Dankbarkeit bleibt das An- erbieten dieſes geiſtigen Glückes unvergeßlich ſo wie [die] Vater- ſorge für mein irdiſches, welche die Wolken der ſchriftſtelleriſchen Gegenwart und Zukunft auch bei dem zertheilen will, dem der hohe15 Muſenfreund ſchon mehr als eine Wolke der Zeit vergoldet hat.
Dem hier folgenden Aufſatze, deſſen Abſchrift nach Frankfurt in das Museum ging, iſt außer der Länge leider noch vieles nach- zuſehen; aber er hat die Empfehlung an den Verfaſſer „der Be- trachtungen über das Univerſum“ für ſich, daß darin nicht über20 die Schöpfung der Schöpfer vergeſſen wird, indeß das Jahrhundert, ſogar das gelehrte, ſich mit jener dieſen erſetzt, anſtatt es umzu- kehren.
Möge beides, das lange Schweigen und das lange Schreiben verziehen werden!25
610. An Otto.
[Bayreuth, 2. Hälfte Febr. 1812]
Guten Morgen, Alter! Um das Bischen Schnee [?] wie ein Italiener zu benützen, ſetz’ ich neuen Geiſt- nämlich Dintentrank an. Laſſe den Satz ausſchütten und ausſchütteln. — Seltſam, nach-30 dem ich mit dem Morgenblatt fertig bin, kommt Cotta’s Bitte für den Almanach; heute, da der Aufſatz nach Asch[affenburg] ab- geht, ſchickt mir Schlegel ſein neues (ſehr gutes) Muſeum, obwol ohne Brief. Ich werde denn ihm wenigſtens etwas jetzt ausarbeiten.
Den ganzen vorigen Jahrgang der Zeiten hat der edle J[uſtiz]35 Komiſſär Fischer im Hauſe.
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[251/0265]
aufhören; — und doch ſollte ſie meinen neuen Dank für neue Güte
Ihrer königl. Hoheit und die alten Seelen-Wünſche für den Tag
begleiten, welcher Wiſſenſchaft und Staat und Zeit mit einem ſo
wichtigen Leben beſchenkte.
Was aber die Feder unterließ, that das Herz. Sogar die Zei- 5
tungen, welche zu Ihren Handlungen auch Ihre Worte gaben,
bewegten mein Inneres mit Wunſch und Dank; und tröſteten über
die Zeitungen der Zeit.
Nur die Gründe, welche Ihrer Hoheit H. Staatrath Pauli wird
vorgetragen haben, konnten mich zur Aufopferung des Glückes 10
zwingen, unter Ihren Augen und in Ihrer ermunternden Nähe zu
Ihren Zwecken mitzuwirken. Aber der Dankbarkeit bleibt das An-
erbieten dieſes geiſtigen Glückes unvergeßlich ſo wie [die] Vater-
ſorge für mein irdiſches, welche die Wolken der ſchriftſtelleriſchen
Gegenwart und Zukunft auch bei dem zertheilen will, dem der hohe 15
Muſenfreund ſchon mehr als eine Wolke der Zeit vergoldet hat.
Dem hier folgenden Aufſatze, deſſen Abſchrift nach Frankfurt in
das Museum ging, iſt außer der Länge leider noch vieles nach-
zuſehen; aber er hat die Empfehlung an den Verfaſſer „der Be-
trachtungen über das Univerſum“ für ſich, daß darin nicht über 20
die Schöpfung der Schöpfer vergeſſen wird, indeß das Jahrhundert,
ſogar das gelehrte, ſich mit jener dieſen erſetzt, anſtatt es umzu-
kehren.
Möge beides, das lange Schweigen und das lange Schreiben
verziehen werden! 25
610. An Otto.
[Bayreuth, 2. Hälfte Febr. 1812]
Guten Morgen, Alter! Um das Bischen Schnee [?] wie ein
Italiener zu benützen, ſetz’ ich neuen Geiſt- nämlich Dintentrank
an. Laſſe den Satz ausſchütten und ausſchütteln. — Seltſam, nach- 30
dem ich mit dem Morgenblatt fertig bin, kommt Cotta’s Bitte
für den Almanach; heute, da der Aufſatz nach Asch[affenburg] ab-
geht, ſchickt mir Schlegel ſein neues (ſehr gutes) Muſeum, obwol
ohne Brief. Ich werde denn ihm wenigſtens etwas jetzt ausarbeiten.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/265>, abgerufen am 24.11.2024.
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