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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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Es geh' Ihnen wol in dieser närrischen Wechsel-Welt. Und will
das Gehen nicht gehen, so haben Sie ja außer den Füßen noch
etwas Seltneres, zwei Flügel der Muse!

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
5
707. An Niethammer in München.
[Kopie]

Krause politischer Quietist -- ihn staatsmobil machen.

*708. An Otto.
10

Mein lieber Seelenbruder! Ich werde mich heute den ganzen
Tag über den sanften Himmel deines Lebensfestes freuen. Könnten
doch meine Wünsche einer Belohnung der Treue, der Festigkeit,
der Kraft, womit du deinen Weg durch die Erde wandelst, erfüllt
werden! Aber fast bist du der einzige, der dich belohnt.15

709. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Die Höfer Stollenzeit rückt nah heran.
Falls du nicht dir selber etwas bei Albrecht bestellst -- dann würd'
ich bitten, mich zu dir zu rechnen -- so schreib ich an Grau. -- Ich20
danke dir herzlich für den Wein; aber du weißt, daß ich abends --
zumal jetzt bei der Vergiftung durch Neubier -- nicht zum Weine
tauge. Er wird zehnmal besser benutzt, wenn du ihn in die Schreib-
dinte gießest. Mich ärgert oft ordentlich, daß so vieler kostbarer
Wein in Europa ohne Feder in der Hand vertrunken wird.25

710. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Hier der so interessante Göthe. Viel-
leicht die rechtschaffenste Autobiographie, die es gibt. Was er aber
an Herz gewinnt, gewinnt er nicht an Kopf (desto mehr aber Herder)30
und hundert Leser wird es wie mich, trösten, daß ein so großer
Dichter sich so mühsam aufblätterte. Die Schleglische Vergötterung
hat ihn also nicht benebelt. -- Wagner mahnt mich um 1. euro-
päische Annalen und 1 Polizeiblätter; ich erinnere mich aber nicht,
daß du noch eines von beiden hast.35

20 Jean Paul Briefe. VI.

Es geh’ Ihnen wol in dieſer närriſchen Wechſel-Welt. Und will
das Gehen nicht gehen, ſo haben Sie ja außer den Füßen noch
etwas Seltneres, zwei Flügel der Muſe!

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
5
707. An Niethammer in München.
[Kopie]

Krauſe politiſcher Quietiſt — ihn ſtaatsmobil machen.

*708. An Otto.
10

Mein lieber Seelenbruder! Ich werde mich heute den ganzen
Tag über den ſanften Himmel deines Lebensfeſtes freuen. Könnten
doch meine Wünſche einer Belohnung der Treue, der Feſtigkeit,
der Kraft, womit du deinen Weg durch die Erde wandelſt, erfüllt
werden! Aber faſt biſt du der einzige, der dich belohnt.15

709. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Die Höfer Stollenzeit rückt nah heran.
Falls du nicht dir ſelber etwas bei Albrecht beſtellſt — dann würd’
ich bitten, mich zu dir zu rechnen — ſo ſchreib ich an Grau. — Ich20
danke dir herzlich für den Wein; aber du weißt, daß ich abends —
zumal jetzt bei der Vergiftung durch Neubier — nicht zum Weine
tauge. Er wird zehnmal beſſer benutzt, wenn du ihn in die Schreib-
dinte gießeſt. Mich ärgert oft ordentlich, daß ſo vieler koſtbarer
Wein in Europa ohne Feder in der Hand vertrunken wird.25

710. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Hier der ſo intereſſante Göthe. Viel-
leicht die rechtſchaffenſte Autobiographie, die es gibt. Was er aber
an Herz gewinnt, gewinnt er nicht an Kopf (deſto mehr aber Herder)30
und hundert Leſer wird es wie mich, tröſten, daß ein ſo großer
Dichter ſich ſo mühſam aufblätterte. Die Schlegliſche Vergötterung
hat ihn alſo nicht benebelt. — Wagner mahnt mich um 1. euro-
päiſche Annalen und 1 Polizeiblätter; ich erinnere mich aber nicht,
daß du noch eines von beiden haſt.35

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[305/0320] Es geh’ Ihnen wol in dieſer närriſchen Wechſel-Welt. Und will das Gehen nicht gehen, ſo haben Sie ja außer den Füßen noch etwas Seltneres, zwei Flügel der Muſe! Ihr Jean Paul Fr. Richter 5 707. An Niethammer in München. [Bayreuth, 8. Dez. 1812] Krauſe politiſcher Quietiſt — ihn ſtaatsmobil machen. *708. An Otto. [Bayreuth, 9. Dez. 1812] 10 Mein lieber Seelenbruder! Ich werde mich heute den ganzen Tag über den ſanften Himmel deines Lebensfeſtes freuen. Könnten doch meine Wünſche einer Belohnung der Treue, der Feſtigkeit, der Kraft, womit du deinen Weg durch die Erde wandelſt, erfüllt werden! Aber faſt biſt du der einzige, der dich belohnt. 15 709. An Otto. [Bayreuth, Dez. 1812?] Guten Morgen, Alter! Die Höfer Stollenzeit rückt nah heran. Falls du nicht dir ſelber etwas bei Albrecht beſtellſt — dann würd’ ich bitten, mich zu dir zu rechnen — ſo ſchreib ich an Grau. — Ich 20 danke dir herzlich für den Wein; aber du weißt, daß ich abends — zumal jetzt bei der Vergiftung durch Neubier — nicht zum Weine tauge. Er wird zehnmal beſſer benutzt, wenn du ihn in die Schreib- dinte gießeſt. Mich ärgert oft ordentlich, daß ſo vieler koſtbarer Wein in Europa ohne Feder in der Hand vertrunken wird. 25 710. An Otto. [Bayreuth, 13. Dez. 1812] Guten Morgen, Alter! Hier der ſo intereſſante Göthe. Viel- leicht die rechtſchaffenſte Autobiographie, die es gibt. Was er aber an Herz gewinnt, gewinnt er nicht an Kopf (deſto mehr aber Herder) 30 und hundert Leſer wird es wie mich, tröſten, daß ein ſo großer Dichter ſich ſo mühſam aufblätterte. Die Schlegliſche Vergötterung hat ihn alſo nicht benebelt. — Wagner mahnt mich um 1. euro- päiſche Annalen und 1 Polizeiblätter; ich erinnere mich aber nicht, daß du noch eines von beiden haſt. 35 20 Jean Paul Briefe. VI.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/320>, abgerufen am 24.11.2024.