Es gibt jetzo nicht viele frohe Tage, aber der 8te Februar ist noch einer; möchten wir alle noch recht viele achte Februare von Ihnen erleben! Welche Wünsche wären nicht für ein Leben zu thun, das5 so viele erfüllt. Aber Schweigen ist auch Wünschen; -- so wie Schweigen auch Danken.
Beiliegende Abhandlung, deren zweite Abschrift für das Museum bestimmt ist, paßt nicht für eine Zeit, wo mehr das Eisen als der Magnet regiert, wiewol das trennende Eisen so gut in anziehenden10 Magnet zu verwandeln ist als der Krieg in Friede. Entschuldigen Sie die Länge, die für diesen Gegenstand doch nur Kürze ist. Ich kann überhaupt leichter Bände als Blätter und also dem Museum leichter dicke Aufsätze selten geben als dünne häufig. Die philo- sophischen und dichterischen Ansichten, mit welchen Ihre Werke das15 atomistische und materielle System bekämpfen, lassen mich für den organischen Magnetismus, diese wunderbare Erdenge zwischen zwei Welten Geist und Körper, mehr Ihre Freundschaft hoffen als dessen Verwerfen; und doch hab' ich gewagt, Muthmaßungen darüber, welche von der Zeit erst ihre Reife erwarten, mehr als20 Knospen denn als Früchte vorzulegen.
Mit innigster Verehrung des gekrönten Musen- und Menschen- freundes etc.
725. An Otto.
[Bayreuth, 10. Febr. 1813. Mittwoch]25
Mach' du es anders, Alter! Guten Abend! Denn am Montage soll dieses und das dritte Bändchen fort, damit ich einmal ganz frei bin -- Ein närrischer Ausdruck für einen lebendigen Menschen anno 1813, zumal mit 3 Kindern und 1 Frau. -- Indeß da du mir zu dieser Auflage schon deine Bemerkungen mitgetheilt, so hast du30 nichts zu lesen als das Geschriebene; was doch eher zu machen ist. -- Ich schwitzte nicht wie ein Hund -- denn der schwitzt nicht -- sondern wie ein Pferd bei der Zurückordnung falsch gestellter Stellen. Gute Nacht! Fave & vale!
724. An Fürſt Primas Dalberg in Aſchaffenburg.
[Konzept][Bayreuth, 8. Febr. 1813]
Es gibt jetzo nicht viele frohe Tage, aber der 8te Februar iſt noch einer; möchten wir alle noch recht viele achte Februare von Ihnen erleben! Welche Wünſche wären nicht für ein Leben zu thun, das5 ſo viele erfüllt. Aber Schweigen iſt auch Wünſchen; — ſo wie Schweigen auch Danken.
Beiliegende Abhandlung, deren zweite Abſchrift für das Muſeum beſtimmt iſt, paßt nicht für eine Zeit, wo mehr das Eiſen als der Magnet regiert, wiewol das trennende Eiſen ſo gut in anziehenden10 Magnet zu verwandeln iſt als der Krieg in Friede. Entſchuldigen Sie die Länge, die für dieſen Gegenſtand doch nur Kürze iſt. Ich kann überhaupt leichter Bände als Blätter und alſo dem Muſeum leichter dicke Aufſätze ſelten geben als dünne häufig. Die philo- ſophiſchen und dichteriſchen Anſichten, mit welchen Ihre Werke das15 atomiſtiſche und materielle Syſtem bekämpfen, laſſen mich für den organiſchen Magnetiſmus, dieſe wunderbare Erdenge zwiſchen zwei Welten 〈Geiſt und Körper〉, mehr Ihre Freundſchaft hoffen als deſſen Verwerfen; und doch hab’ ich gewagt, Muthmaßungen darüber, welche von der Zeit erſt ihre Reife erwarten, mehr als20 Knoſpen denn als Früchte vorzulegen.
Mit innigſter Verehrung des gekrönten Muſen- und Menſchen- freundes ꝛc.
725. An Otto.
[Bayreuth, 10. Febr. 1813. Mittwoch]25
Mach’ du es anders, Alter! Guten Abend! Denn am Montage ſoll dieſes und das dritte Bändchen fort, damit ich einmal ganz frei bin — Ein närriſcher Ausdruck für einen lebendigen Menſchen anno 1813, zumal mit 3 Kindern und 1 Frau. — Indeß da du mir zu dieſer Auflage ſchon deine Bemerkungen mitgetheilt, ſo haſt du30 nichts zu leſen als das Geſchriebene; was doch eher zu machen iſt. — Ich ſchwitzte nicht wie ein Hund — denn der ſchwitzt nicht — ſondern wie ein Pferd bei der Zurückordnung falſch geſtellter Stellen. Gute Nacht! Fave & vale!
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724. An Fürſt Primas Dalberg in Aſchaffenburg.
[Bayreuth, 8. Febr. 1813]
Es gibt jetzo nicht viele frohe Tage, aber der 8te Februar iſt noch
einer; möchten wir alle noch recht viele achte Februare von Ihnen
erleben! Welche Wünſche wären nicht für ein Leben zu thun, das 5
ſo viele erfüllt. Aber Schweigen iſt auch Wünſchen; — ſo wie
Schweigen auch Danken.
Beiliegende Abhandlung, deren zweite Abſchrift für das Muſeum
beſtimmt iſt, paßt nicht für eine Zeit, wo mehr das Eiſen als der
Magnet regiert, wiewol das trennende Eiſen ſo gut in anziehenden 10
Magnet zu verwandeln iſt als der Krieg in Friede. Entſchuldigen
Sie die Länge, die für dieſen Gegenſtand doch nur Kürze iſt. Ich
kann überhaupt leichter Bände als Blätter und alſo dem Muſeum
leichter dicke Aufſätze ſelten geben als dünne häufig. Die philo-
ſophiſchen und dichteriſchen Anſichten, mit welchen Ihre Werke das 15
atomiſtiſche und materielle Syſtem bekämpfen, laſſen mich für den
organiſchen Magnetiſmus, dieſe wunderbare Erdenge zwiſchen
zwei Welten 〈Geiſt und Körper〉, mehr Ihre Freundſchaft hoffen
als deſſen Verwerfen; und doch hab’ ich gewagt, Muthmaßungen
darüber, welche von der Zeit erſt ihre Reife erwarten, mehr als 20
Knoſpen denn als Früchte vorzulegen.
Mit innigſter Verehrung des gekrönten Muſen- und Menſchen-
freundes ꝛc.
725. An Otto.
[Bayreuth, 10. Febr. 1813. Mittwoch] 25
Mach’ du es anders, Alter! Guten Abend! Denn am Montage
ſoll dieſes und das dritte Bändchen fort, damit ich einmal ganz
frei bin — Ein närriſcher Ausdruck für einen lebendigen Menſchen
anno 1813, zumal mit 3 Kindern und 1 Frau. — Indeß da du mir
zu dieſer Auflage ſchon deine Bemerkungen mitgetheilt, ſo haſt du 30
nichts zu leſen als das Geſchriebene; was doch eher zu machen iſt.
— Ich ſchwitzte nicht wie ein Hund — denn der ſchwitzt nicht —
ſondern wie ein Pferd bei der Zurückordnung falſch geſtellter
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/326>, abgerufen am 24.11.2024.
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