geführt. Sie sollen, weil Sie es verlangen, auch in meine treten. Ich bin mit einer Tochter des Tribunals Raths Mayer in Berlin verheirathet -- Namens Caroline wie Ihre -- unser erstes Mädchen, das uns auch im September geboren wurde, heißt Emma, wie Ihre. Jetzt ists an Ihnen, diese lieben Aehnlichkeiten fortzusetzen5 und folglich den nächsten Sohn Max taufen zu lassen und das nächste Mädchen Odilia: so sind wir ganz parallel.
Mir that dieses Gleichungs-Spiel des Schicksals wol.
Caroline grüßt Caroline, Emma Emma und ich den Vater und alles. Es geh' Ihnen wol.10
Ihr Jean Paul Fr. Richter
88. An Knebel in Jena.
[Kopie][Bayreuth, 6. Mai 1809]
Blos um die Freude zu haben an Sie zu schreiben send' ich Ihnen15 dieses leere Blättchen, in der Hoffnung der größern, daß Sie ant- worten. An einen Freund ist ein Briefchen ein Brief, es mag darin stehen oder fehlen was will. Der Überbringer, der auf Isola bella etc. und folglich unterwegs gewesen, wird sich leicht ohne mich empfehlen.20
89. An Otto.
[Bayreuth, 7. Mai 1809]
Hier, lieber Otto, hast du mein Mit-Gefüllsel für das Cot- t[aische] Taschenbuch. Ich habe mir drei Tage Ferien des ge- wöhnlichen Trinkens und Schreibens gegeben -- ein Leib-Herkules25 steht jetzt da. In vier Wochen wollt' ich der gesündeste Mensch werden, wenn ich wollte; und in der fünften dadurch ein besserer Schriftsteller.
Aber mit klein zu machenden Aufsätze[n] für andere Bücher als meine peitscht mich ewig der Teufel; denn z. B. die Pension oder30 das Museum erwartet dergleichen 4 mal jährlich, wenn nicht öfter.
Verbessere doch selber jedes Verschreiben.
Die Anlage des Klubs gab mir freilich zu bogenlangen Aus- spinnungen Raum und Recht.
geführt. Sie ſollen, weil Sie es verlangen, auch in meine treten. Ich bin mit einer Tochter des Tribunals Raths Mayer in Berlin verheirathet — Namens Caroline wie Ihre — unſer erſtes Mädchen, das uns auch im September geboren wurde, heißt Emma, wie Ihre. Jetzt iſts an Ihnen, dieſe lieben Aehnlichkeiten fortzuſetzen5 und folglich den nächſten Sohn Max taufen zu laſſen und das nächſte Mädchen Odilia: ſo ſind wir ganz parallel.
Mir that dieſes Gleichungs-Spiel des Schickſals wol.
Caroline grüßt Caroline, Emma Emma und ich den Vater und alles. Es geh’ Ihnen wol.10
Ihr Jean Paul Fr. Richter
88. An Knebel in Jena.
[Kopie][Bayreuth, 6. Mai 1809]
Blos um die Freude zu haben an Sie zu ſchreiben ſend’ ich Ihnen15 dieſes leere Blättchen, in der Hoffnung der größern, daß Sie ant- worten. An einen Freund iſt ein Briefchen ein Brief, es mag darin ſtehen oder fehlen was will. Der Überbringer, der auf Isola bella ꝛc. und folglich unterwegs geweſen, wird ſich leicht ohne mich empfehlen.20
89. An Otto.
[Bayreuth, 7. Mai 1809]
Hier, lieber Otto, haſt du mein Mit-Gefüllſel für das Cot- t[aische] Taſchenbuch. Ich habe mir drei Tage Ferien des ge- wöhnlichen Trinkens und Schreibens gegeben — ein Leib-Herkules25 ſteht jetzt da. In vier Wochen wollt’ ich der geſündeſte Menſch werden, wenn ich wollte; und in der fünften dadurch ein beſſerer Schriftſteller.
Aber mit klein zu machenden Aufſätze[n] für andere Bücher als meine peitſcht mich ewig der Teufel; denn z. B. die Penſion oder30 das Muſeum erwartet dergleichen 4 mal jährlich, wenn nicht öfter.
Verbeſſere doch ſelber jedes Verſchreiben.
Die Anlage des Klubs gab mir freilich zu bogenlangen Aus- ſpinnungen Raum und Recht.
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[29/0038]
geführt. Sie ſollen, weil Sie es verlangen, auch in meine treten.
Ich bin mit einer Tochter des Tribunals Raths Mayer in Berlin
verheirathet — Namens Caroline wie Ihre — unſer erſtes Mädchen,
das uns auch im September geboren wurde, heißt Emma, wie
Ihre. Jetzt iſts an Ihnen, dieſe lieben Aehnlichkeiten fortzuſetzen 5
und folglich den nächſten Sohn Max taufen zu laſſen und das
nächſte Mädchen Odilia: ſo ſind wir ganz parallel.
Mir that dieſes Gleichungs-Spiel des Schickſals wol.
Caroline grüßt Caroline, Emma Emma und ich den Vater und
alles. Es geh’ Ihnen wol. 10
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
88. An Knebel in Jena.
[Bayreuth, 6. Mai 1809]
Blos um die Freude zu haben an Sie zu ſchreiben ſend’ ich Ihnen 15
dieſes leere Blättchen, in der Hoffnung der größern, daß Sie ant-
worten. An einen Freund iſt ein Briefchen ein Brief, es mag darin
ſtehen oder fehlen was will. Der Überbringer, der auf Isola
bella ꝛc. und folglich unterwegs geweſen, wird ſich leicht ohne
mich empfehlen. 20
89. An Otto.
[Bayreuth, 7. Mai 1809]
Hier, lieber Otto, haſt du mein Mit-Gefüllſel für das Cot-
t[aische] Taſchenbuch. Ich habe mir drei Tage Ferien des ge-
wöhnlichen Trinkens und Schreibens gegeben — ein Leib-Herkules 25
ſteht jetzt da. In vier Wochen wollt’ ich der geſündeſte Menſch
werden, wenn ich wollte; und in der fünften dadurch ein beſſerer
Schriftſteller.
Aber mit klein zu machenden Aufſätze[n] für andere Bücher als
meine peitſcht mich ewig der Teufel; denn z. B. die Penſion oder 30
das Muſeum erwartet dergleichen 4 mal jährlich, wenn nicht öfter.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/38>, abgerufen am 16.07.2024.
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