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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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305. An Karoline Richter.

Mein gestern abgelaufnes Paket muß Montags bei dir ankom-
men, du liebe Karoline; ich möchte wenigstens den Briefen Flügel
geben. Wie lange werd' ich wieder zu passen haben, wenn du nur5
immer nach antwortest und nicht voraus! Mein Plan ist nun zu-
folge meiner Magnetnadel, die mir immer den rechten Ort anzeigt
-- die Frau v. Ende, die mich auch zu Schwarz herzeigte --, nach
Manheim mit Paulus zu gehen, da bei Sternberg (wovon sogleich
mehres) einige Tage zu bleiben und dann nach Mainz (nie nach10
dem kaufmännischen Frankfurt), wohin ich heute an Jung deßhalb
geschrieben -- dann einige Wellen des Rheins zu befahren -- und
darauf wieder auf wenige Tage hieher zurückzukommen, um dann
über Aschaffenburg heimzukehren, wenn ich mich vorher durch
Pauli dort der Anwesenheit des Kronprinzen versichert habe.15

-- Trotz der Menge der Einladungen erhalt' ich doch immer nur
neue; besuch' ich einen Professor etc. etc., so folgt stets ein Theetisch
auf dem Fuß nach, z. B. heute bei dem Professor der Physik, Munke.
-- Beiliegendes Blättchen der Ende*) (der du mit deinem Briefe
wahre Freude gemacht) verliere ja nicht -- zeigen kannst du's --,20
sondern heb' es in deinem Schreibschranke auf, den du, Liebe, mir
jetzo schon so ordnen wirst wie ich so lange gewünscht, die Briefe der
Nie-mehr Antwortenden in Ein Fach, die Scheine besonders, die
Schreib-Nothwendigkeiten besonders und überhaupt alles recht be-
quem blos für dich. Ihr übertreibendes Lob meiner hiesigen Äußer-25
lichkeit -- in Vergleich mit der baireuter -- erkläre dir daraus, daß
ich eben hier nur zu lieben habe, nichts Anfeindendes anzufeinden
und sehr Gebildeten gegenüber zu stehen.


In der ganzen Stadt trägt niemand Rücken oder Busen unbedeckt;30
nur eine gemein aussehende Engländerin sah ich gestern bei Munke
anders. Es gibt viel schöne Gesichter hier, auch unter dem Volke. --

*) Es ist ein Restchen aus einem Briefe an die Herzogin von Kurland; bemerke
aber, wie ihr französischer Stil sogar noch besser ist als ihr deutscher.
305. An Karoline Richter.

Mein geſtern abgelaufnes Paket muß Montags bei dir ankom-
men, du liebe Karoline; ich möchte wenigſtens den Briefen Flügel
geben. Wie lange werd’ ich wieder zu paſſen haben, wenn du nur5
immer nach antworteſt und nicht voraus! Mein Plan iſt nun zu-
folge meiner Magnetnadel, die mir immer den rechten Ort anzeigt
— die Frau v. Ende, die mich auch zu Schwarz herzeigte —, nach
Manheim mit Paulus zu gehen, da bei Sternberg (wovon ſogleich
mehres) einige Tage zu bleiben und dann nach Mainz (nie nach10
dem kaufmänniſchen Frankfurt), wohin ich heute an Jung deßhalb
geſchrieben — dann einige Wellen des Rheins zu befahren — und
darauf wieder auf wenige Tage hieher zurückzukommen, um dann
über Aschaffenburg heimzukehren, wenn ich mich vorher durch
Pauli dort der Anweſenheit des Kronprinzen verſichert habe.15

— Trotz der Menge der Einladungen erhalt’ ich doch immer nur
neue; beſuch’ ich einen Profeſſor ꝛc. ꝛc., ſo folgt ſtets ein Theetiſch
auf dem Fuß nach, z. B. heute bei dem Profeſſor der Phyſik, Munke.
— Beiliegendes Blättchen der Ende*) (der du mit deinem Briefe
wahre Freude gemacht) verliere ja nicht — zeigen kannſt du’s —,20
ſondern heb’ es in deinem Schreibſchranke auf, den du, Liebe, mir
jetzo ſchon ſo ordnen wirſt wie ich ſo lange gewünſcht, die Briefe der
Nie-mehr Antwortenden in Ein Fach, die Scheine beſonders, die
Schreib-Nothwendigkeiten beſonders und überhaupt alles recht be-
quem blos für dich. Ihr übertreibendes Lob meiner hieſigen Äußer-25
lichkeit — in Vergleich mit der baireuter — erkläre dir daraus, daß
ich eben hier nur zu lieben habe, nichts Anfeindendes anzufeinden
und ſehr Gebildeten gegenüber zu ſtehen.


In der ganzen Stadt trägt niemand Rücken oder Buſen unbedeckt;30
nur eine gemein ausſehende Engländerin ſah ich geſtern bei Munke
anders. Es gibt viel ſchöne Geſichter hier, auch unter dem Volke. —

*) Es iſt ein Reſtchen aus einem Briefe an die Herzogin von Kurland; bemerke
aber, wie ihr franzöſiſcher Stil ſogar noch beſſer iſt als ihr deutſcher.
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[132/0139] 305. An Karoline Richter. Heidelberg d. 1. Aug. 1817 [Freitag] Mein geſtern abgelaufnes Paket muß Montags bei dir ankom- men, du liebe Karoline; ich möchte wenigſtens den Briefen Flügel geben. Wie lange werd’ ich wieder zu paſſen haben, wenn du nur 5 immer nach antworteſt und nicht voraus! Mein Plan iſt nun zu- folge meiner Magnetnadel, die mir immer den rechten Ort anzeigt — die Frau v. Ende, die mich auch zu Schwarz herzeigte —, nach Manheim mit Paulus zu gehen, da bei Sternberg (wovon ſogleich mehres) einige Tage zu bleiben und dann nach Mainz (nie nach 10 dem kaufmänniſchen Frankfurt), wohin ich heute an Jung deßhalb geſchrieben — dann einige Wellen des Rheins zu befahren — und darauf wieder auf wenige Tage hieher zurückzukommen, um dann über Aschaffenburg heimzukehren, wenn ich mich vorher durch Pauli dort der Anweſenheit des Kronprinzen verſichert habe. 15 — Trotz der Menge der Einladungen erhalt’ ich doch immer nur neue; beſuch’ ich einen Profeſſor ꝛc. ꝛc., ſo folgt ſtets ein Theetiſch auf dem Fuß nach, z. B. heute bei dem Profeſſor der Phyſik, Munke. — Beiliegendes Blättchen der Ende *) (der du mit deinem Briefe wahre Freude gemacht) verliere ja nicht — zeigen kannſt du’s —, 20 ſondern heb’ es in deinem Schreibſchranke auf, den du, Liebe, mir jetzo ſchon ſo ordnen wirſt wie ich ſo lange gewünſcht, die Briefe der Nie-mehr Antwortenden in Ein Fach, die Scheine beſonders, die Schreib-Nothwendigkeiten beſonders und überhaupt alles recht be- quem blos für dich. Ihr übertreibendes Lob meiner hieſigen Äußer- 25 lichkeit — in Vergleich mit der baireuter — erkläre dir daraus, daß ich eben hier nur zu lieben habe, nichts Anfeindendes anzufeinden und ſehr Gebildeten gegenüber zu ſtehen. d. 2ten Aug. In der ganzen Stadt trägt niemand Rücken oder Buſen unbedeckt; 30 nur eine gemein ausſehende Engländerin ſah ich geſtern bei Munke anders. Es gibt viel ſchöne Geſichter hier, auch unter dem Volke. — *) Es iſt ein Reſtchen aus einem Briefe an die Herzogin von Kurland; bemerke aber, wie ihr franzöſiſcher Stil ſogar noch beſſer iſt als ihr deutſcher.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/139>, abgerufen am 04.12.2024.